Fußball, blöde Sprüche und auch noch ein Klischee


Es gibt ja so blöde Sprüche wie „Wer feiern kann, kann auch arbeiten“ oder „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Wie wahr die sind, haben gestern die Spieler des SV 98 Darmstadt bewiesen.

Sie verloren gegen Greuther Fürth 4:0. Als ich gestern das Ergebnis sah – ich verfolge die Spiele nicht live – dachte ich ja erst, dass das sehr blöde gelaufen sein muss. Greuther Fürth ist im Mittelfeld der Tabelle (ich muss spicken) auf Platz 12 und Darmstadt spielt nächste Saison in der ersten Bundesliga. Dann erfuhr ich, dass die Mannschaft zwischen dem vorletzten und dem letzten Spieltag mal eben kurz auf Mallorca war. Hm.

Aber die Fans haben die Mannschaft trotz der Niederlage gegen Greuther Fürth für den Aufstieg gefeiert. So glauben die Spieler jetzt auch noch allen Ernstes, dass dieser Betriebsausflug nach Mallorca vollkommen in Ordnung war. War er nicht.

Zum Fußballprofi gehört es eben, meiner Meinung nach, mit so einer Tour (und warum das Klischee Mallorca?) die eine Woche noch zu warten. Oder man gewinnt eben bzw. spielt unentschieden oder verliert nur wegen mehr oder weniger viel Pech. Aber nicht 4:0. Für mich ist/war das Fan-Verarsche, tut mir leid.

Und heute nachmittag bei der Aufstiegsfeier werden sie auf dem Karolinenplatz wieder „nie wieder 2. Liga“ singen und vergessen, dass die jüngste Zweiligazeit (2017-2023) länger war als die letzte Zeit in der 1. Liga (2015-2017). Und dass für den SV98 von 1993 bis 2014 sogar „nie wieder 2. Liga“ von unten hieß, weil sie rund 20 Jahre lang in der 3. Liga, Ober- und Regionalliga spielten.

Nachtrag: Und jetzt lese ich, dass der SV 98 als Meister der Zweiten Bundesliga rund 2,9 Millionen Euro mehr Fernsehgelder bekommen hätte, als als Zweit-Liga-Zweiter. Ok.

Doping im Fußball

Der ehemalige Profi-Fußballer Lotfi El Bousidi über seine Diplomarbeit zu Doping im Fußball.

Da wurde im ARD-WM-Studio nach dem Schweden-England-Spiel das Thema Doping kurz gestreift. Und der Experte sagte sinngemäß, dass er als Trainer nur mal damit zu tun hatte, weil ein Spieler mal aus Versehen „Aspirin complex“ genommen habe.

Klar, dass kein Aktiver gerne über Doping in seiner Sportart redet. Nur wirkte der Verweis auf „Aspirin complex“ für mich so, als solle das Thema lächerlich gemacht werden. Sowas wie „Aspirin complex“ kennt jeder, erhält man ohne Rezept und dann kommt doch die „Wenn sowas schon ein Dopingmittel ist, dann wird da wohl übertrieben“-Denke. (Das Problem bei „Aspirin complex“ ist, dass da Pseudoephedrin drin ist und man durch „ich habe doch nur ‚Aspirin complex‘ genommen“ verschleiern könnte, dass man Pseudoephedrin genommen hat.)

Dabei wird im Fußball gedopt, da gibt es klare Hinweise.

Allgemeine Zeitung Mainz: Mainzer Ex-Profi Lotfi El Bousidi hat eine wissenschaftliche Arbeit über Doping im Fußball geschrieben – So gaben von den von mir befragten deutschen Profis mindestens rund 10 und höchstens 35 Prozent an, in den vergangenen zwölf Monaten Mittel zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit eingenommen zu haben, die nur beim Arzt, in der Apotheke oder auf dem Schwarzmarkt zu bekommen sind – also Dopingmittel.

Es heißt auch gerne, im Fußball komme es auf so vieles an, da bringe Doping nichts, weil man Verbesserungen auf der einen Seite mit Verschlechterungen auf der anderen bezahlen würde.

Aber Weiterlesen

Wicki Weißwas: Der Grund für die gleichzeitigen letzten Gruppenspiele

Heute vor 34 Jahren war der Grund, warum bei den Fußball-EMs und -WMs die letzten Gruppenspiele immer gleichzeitig sind. Am 25. Juni 1982 war der „Nichtangriffspakt von Gijón“ bei der Fußballweltmeisterschaft in Spanien. Deutschland musste im letzten Gruppenspiel gegen Österreich gewinnen, um weiter zu kommen, und Österreich konnte sich eine knappe Niederlage erlauben, um auch weiter zu kommen. Das wusste man alles, weil Algerien schon gespielt hatte. Und so schlief das Spiel nach dem 1:0 für Deutschland in der zweiten Halbzeit nahezu ein.

„Göttliches Doping“ und andere Links zum Thema

Passend zur Fußball-EM hat correctiv.org ein paar Links zum Thema Doping verschickt.
correctiv.org: Recherchen zum Doping im Fußball
Tageblatt, Zeitung fir Lëtzebuerg: Keine Bluttests von allen EM-Spielern
arte.tv: Die Dopingspirale, läuft auch am 16. Juni, 8.55 Uhr, und am 8. Juli, 9.20 Uhr, auf Arte im TV.
ARD: Geheimsache Doping – Showdown für Russland
Und zum Schluss noch ein Video, Bayrischer Rundfunk: Göttliches Doping – Sind gläubige Sportler besser?

Fifa, ein Jahr nach dem 27. Mai 2015

Fußball ist manchmal auch ein schmutziges Geschäft.

Vor etwa einem Jahr wurden ein Satz Fifa-Funktionäre verhaftet. Und das waren am 27. Mai 2015 nicht irgendwelche Leute, das waren sechs amtierende nationale und internationale Verbandspräsidenten.

Und nun ging es Anfang Juni weiter. SpOn: Fifa überwies 71 Millionen Euro an Blatter und andere Top-Funktionäre und Deutschlandfunk: Die neue Bereicherungsaffäre bei der FIFA dürfte nur die Spitze des Eisberges sein.

Wenn es Fifa-Schlagzeilen gibt lohnt es sich immer im Blog des Sportpolitikjournalisten Jens Weinreich vorbeizusschauen:

Sports and Politics:
2. Juni: Arrivederci, Gianni! Uff wiederluege, Herr Infantino!
3. Juni: The Organized Crime Syndicate called FIFA
 

Jens Weinreich:
Macht, Moneten, Marionetten –
Ein Wegweiser durch die
olympische Parallelgesellschaft.
IOC, FIFA, Bach, Putin, Blatter,
Scheichs und Oligarchen.

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Hessenderby: Gerichts- und Anwaltskosten für die Stadt

Das Verwaltungsgericht Darmstadt hat in der Sache „Aufenthaltsverbot für Eintracht Frankfurt-Fans“ die Eilanträge der Frankfurter durchgezählt: Insgesamt seien 303 Eilanträge gegen die Allgemeinverfügung der Stadt Darmstadt zum Aufenthaltsverbot für Eintracht Frankfurt-Fans gestellt worden, so der Gerichtssprecher Jürgen Gasper.

Acht Antragsteller stellten ihre Eilanträge doppelt. In zwölf Fällen erging eine gerichtliche Sachentscheidung. Die übrigen Anträge hatten sich mit Aufhebung der Allgemeinverfügung am vergangenen Samstagvormittag in der Hauptsache erledigt. Insgesamt dürften die von der Stadt Darmstadt zu tragenden Gerichts- und Anwaltskosten etwas weniger als 165.000 Euro betragen, so der Pressesprecher.

Verlängerung Darmstadt-Frankfurt: Lebenslanges Stadionverbot im Waldstadion für Darmstädter Stadtregierung?

Nicht ganz ernst zu nehmen ist das was die Tagblattkollegen gerade melden:
Darmstädter Tagblatt: Lebenslanges Stadionverbot für Reißer und Co. in Frankfurt?

Ich weiß inzwischen auch gar nicht mehr, was an einem Stadionverbot so schlimm ist? Wie man gesehen hat, gewinnt die Eintracht auch ohne Fans im Stadion. Offenbar ist es effektiver, wenn die Fantribüne in der jeweiligen Innenstadt aufgebaut wird.

SV Darmstadt 98 gegen Eintracht Frankfurt: 530 vorläufige Festnahmen

(PM Polizeipräsidium Südhessen) Nach dem Hessenderby zwischen SV Darmstadt 98 und Eintracht Frankfurt zog die Polizei am späten Samstagabend (30. April 2016) Bilanz:

Das Konzept der Polizei ging auf. Die umfangreichen Planungen im Vorfeld zu der brisanten Partie sowie der Einsatz von vielen Beamten haben sich bewährt. Es war der größte Einsatz im Rahmen eines Bundesligaspiels in Darmstadt.
Die eingesetzten Beamten konnten im Laufe des Tages nahezu alle Störergruppen, wie auch zahlreiche unter Alkoholeinfluss stehende Fans, unter Kontrolle halten. Unter diesen Personengruppen war auch eine große Anzahl von gewaltbereiten und gewaltsuchenden Fans beider Lager. Größere Ausschreitungen konnten in den meisten Fällen unterbunden oder bereits im Keim erstickt werden.
Im Laufe des gesamten Tages haben die Einsatzkräfte rund 530 Personen vorläufig festgenommen. Weiterlesen

Das neue Böllenfalltorstadion kommt 2006 … 2015 … 2016 … zur Saison 2017/2018 … zum Saisonstart 2018/2019

Die Geschichte des neuen Böllenfalltorstadions ist eine Geschichte voller Missverst… äh … voller Termine. Der gestern genannte „Saisonstart 2018/2019“ ist ein Datum von vielen. Eine Internetsuche zeigt, dass mindestens ab 2003 Termine für ein neues Stadion am Böllenfalltor herumgeisterten.

Ein neues Stadion steht im Jahr 2006. Das sagt jedenfalls die Frankfurter Rundschau, die 2012 mal in ihr Archiv guckte:

FR-Online, 12. Mai 2012: Neues Stadion zur WM 2006 – 2003 kündigte Darmstadts damaliger OB an, ein brandneues Stadion mit 17.000 Plätzen werde zur WM-Vorbereitung fertig sein – er meinte die WM in Deutschland.

Ok, das sollte man jetzt mal nicht so ernst nehmen, der SV 98 spielte damals nicht mal in der zweiten Liga. Ernst wird es also erst mit den ganzen Aufstiegen und so wurde 2013 erklärt:
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