Die DSGVO und die Vereine

Wie die DSGVO Vereine beschäftigt, beschreibt das Starkenburger Echo am Samstag:

Starkenburger Echo: Neue Datenschutzverordnung stellt südhessische Vereine auf die Probe – Etliche Vereine haben ihre Homepage abgeschaltet. […] Das alles beherrschende Thema [auf der Versammlung des Heppenheimer Turnvereins] war die DSGVO. […] „Wir werden nicht umhinkommen, einen Datenschutzbeauftragten zu installieren“, erklärte Vorsitzender Karl-Heinz Krauß. […] „Das nimmt Formen an, über die sich in Brüssel keiner wirklich Gedanken gemacht hat“, so Rimann.

Die Probleme der Vereine bestätigen mein Eindruck, dass das mit „das ist doch schon 2016 alles beschlossen worden“ billiges, selbstrechtfertigendes Geschwätz der Gesetzesmacher ist. Denn die vergangenen zwei Jahre war kein Europapolitiker durch seine Regionen getingelt und hat auf die DSGVO hingewiesen. Auch keiner seiner Parteifreunde war da groß unterwegs. Die kannten (je nach Partei) nur Themen wie Flüchtlinge, Obergrenze, Schulzzug oder Glyphosat.

Vereinsmeierei

„Verein“ das sei so typisch deutsch, hört man manchmal. Mag sein, aber vielleicht ist eher die ganze Absichererei und das Zuweisen von Verantwortlichkeiten eher typisch deutsch. Denn ein Verein ist nach meiner Beobachtung oft auch nur die Reaktion aufs System.

Da wollte eine Inititive in Braunshardt eine Nachbarschaftshilfe für den Weiterstädter Stadtteil organisieren. Und irgendwann stellte sie fest, dass bei einer Nachbarschaftshilfe ganz schnell Versicherungsfragen auftauchen können. Und um eine Versicherung abschließen zu können, muss man im „Paritätischen“ Mitglied sein, und um da rein zu kommen, muss man gemeinnütziger Verein sein – also ein e.V.

Und schon wurde aus der Inititive ein Verein und am 2. März startet nun die Nachbarschaftshilfe.

Echo online*: Anwohner unterstützen sich gegenseitig

Ein anderer Vorteil eines gemeinnützigen Vereins: Man kann Quittungen ausstellen, die die Spender steuerlich geltend machen können. Und teilweise spenden einige Einrichtungen nur an gemeinnützige Vereine.


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Metaebene: Lokalteil, heikel und nicht heiter

Der Darmstädter Sportdezernent und Bürgermeister Rafael Reißer fordert die Sportvereine zur Kooperation auf. Eine Kollegin hat konkret bei drei Vereinen in und nahe Kranichstein nachgefragt, wie das denn so aussieht mit der Zusammenarbeit. Kurz: Schlecht.

Echo Online: Die Vertrauensbasis ist nicht vorhanden – DJK/SSG, SV Blau-Gelb und TG 1875 sind nicht zur Kooperation bereit

Jetzt die Metaebene: Im Lokalen können meiner Erfahrung nach solche Artikel mit Blick auf Reibereien zwischen Vereinen ganz schnell heikel werden. Da kann man noch so fair schreiben, am Ende kann ein Verein glauben, als „der Böse“ rüber zu kommen, und man hat als Journalist einen Feind fürs Leben.

Da man sich ja im Lokalen laufend wiedersieht, kann das blöd sein.

Ich schrieb mal vor vielen Jahren was über die Hauptversammlung des Sportvereins A (keiner der drei oben erwähnten). Am nächsten Tag wollte Verein B – der auf der A-Versammlung auch kritisch erwähnt worden war – seine Version der Geschichte gedruckt haben. Verein B vermutete in seiner Mail an die Redaktion auch gleich Konspiration meinerseits, Weiterlesen

Finanzielle Luft für Darmstädter Vereine – Sparkasse großzügig

Bürgermeister und Kämmerer Wolfgang Glenz (SPD) kündigte heute im Stadtparlament an, dass die Sparkasse Darmstadt Vereinen entgegenkommen wird, solange in Darmstadt die vorläufige Haushaltführung gilt. Die Sparkasse werde bei Kontoüberziehungen relativ großzügig sein, sagte Glenz und es würden den Vereinen keine Überziehungszinsen berechnet.

Die Kommune will mit dieser Vereinbarung den Vereinen entgegenkommen. Zur Zeit müssen die Vereine auf die normalerweise üblichen Abschlagszahlungen warten, weil die Stadt ohne beschlossenen Haushalt keine freiwilligen Leistungen bedienen darf.

Am besten Ankündigung und Nachbesprechung

Vereine wollen ja gerne aufmerksam auf sich machen. Weswegen sie gerne von Aktionen am liebsten zwei Artikel in der Zeitung hätten. Einen der die Veranstaltung groß ankündigt und einen der danach groß von der Veranstaltung berichtet. Danach ist einfacher, weil man weiß was man hat.

Gestern aber war es anders: Ein Vorsitzender erzählte mir, was an Terminen anstehe. Als ich dann sagte, dass man das ja gut ankündigen kann, wollte er nicht mehr. „Dann ist das ja verbrannt.“ Dann nicht. Aber nachher wird über zu wenig Resonanz in der Presse geklagt.

Und dann waren da noch die Kleingärtner, die ein Sommerfest groß angekündigt wissen wollten, dann aber auf meinen Hinweis hin feststellten, dass sie besser nichts von Musik und nichts von der Großbildleinwand erzählen, weil sonst die Gema und der DFB (es war Fußballweltmeisterschaft) auf der Matte stehen. Dass ihr Fest aber ohne Fußball nur ein nettes Grillfest wird, wie so viele im Sommer, hatten sie wohl vergessen.

Zwischen Vereinsfronten geraten

Wieder was gelernt: Journalisten sind auch dann an den Läufen der Welt schuld, wenn sie keinen Artikel schreiben. Wie man es macht, ist es verkehrt.

Heute hielt mir ein Herr vor, dass nach einem Gespräch mit ihm – vor etwa eineinhalb Jahren – kein Artikel erschienen war.

Ich erklärte ihm, dass der Artikel leider nicht zustande kam, weil meine Recherchen damals zu lange gedauert hatten. Weil ich einen fairen Artikel schreiben wollte, hatte ich Stellungnahmen von der Stadt, dem einen Verein und seinem Verein abgewartet. Als ich dann alles zusammen hatte, waren fast vier zwei Wochen vorbei. Und damit der Artikel nicht mehr aktuell.

Nachtrag: Ich habe nachgeguckt. E-Mails nie zu löschen, hat auch Vorteile :-). Nach fünf Tagen antwortete mir der eine Verein, nach acht Tagen der des aufgebrachten Herrn, das Gespräch war 12 Tage danach. Fakt war, es hat zulange gedauert. Denn ein Kollege vom Sport-Ressort hatte das Thema auch schon gebracht.

Das leuchtete dem Herrn aber nicht ein. Oder passte nicht in seine Welt. Oder für ihn gilt die Bush-Doktrin (Wer nicht für uns ist, ist gegen uns). Und so wurde er anmaßend: Ich hätte beim dem Gespräch seinen Verein ausspioniert und weil ohne Artikel die Vereinsposition nicht publik war, sei ich mit an der Entwicklung, die folgte, schuld gewesen.

Da wurde ich dann doch mal laut. Einfach, um Grenzen aufzuzeigen. Mit Argumenten war da nichts zu holen, jede Reaktion hätte der mir negativ ausgelegt. Wenigstens hat mein Ausbruch meinen Blutdruck geschont.

Leider war der Herr von Anfang an auf Krawall gebürstet, sonst hätte ich daran gedacht ihm zu erklären, dass das mit Verschwörungstheorien zu 99,9 Prozent Unsinn ist. Weil die menschliche Logik ein plausibles Gesamtbild braucht, landet man früher oder später bei einer Verschwörungstheorie. Mit der passt dann nämlich wieder alles zusammen.

Um sich nicht zum paranoiden Kasper zu machen, sollte man lieber an folgendes denken:„Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.“ Josef Joffe

In meinem Fall träfe Inkompetenz zu. Weil ich nämlich nicht in der Lage war, die Infos schnell genug zusammen zubekommen.

Ich frage mich aber schon, wie solche Menschen auf die Idee kommen, dass sich ein Reporter mit ihm unterhält, wenn er einem sowas unterstellt?

Wenn ich mit ihm während meiner Recherche damals so gesprochen hätte, dann wäre der ganz schnell aufgestanden und gegangen. Aber ein Reporter, der soll dann trotzdem mit einem reden und sich jede Unverschämtheit bieten lassen? Seltsame Logik.

Frohe Ostern.

Nachtrag: Und nochmal nachgeschaut. Im September 2007 war meine Recherche, im Oktober 2008 (13 Monate später!) hat der eine Verein dann seine Abteilung geschlossen. Was ich damit zu tun haben soll, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.

Mein Verein steht nie in der Zeitung

Da soll mir noch mal ein Vereinsvertreter kommen und jammern, er würde nicht in der Zeitung berücksichtigt.

Leider erfahre ich immer wieder, wie man manchen hinterhertelefonieren muss und am Ende Zeit verschwendet aber keine Infos hat, weil die Ansprechpartner keine Zeit oder Lust oder keine Sonstwas haben. Berücksichtige ich Aufwand und Honorar müsste eigentlich jede Kontaktaufnahme gleich zu einem Termin oder Gespräch führen, aus dem ich dann den Artikel stricken kann.

Leute, es ist meine Zeit, in der ich meine Produktivität mit Warten auf Rückrufe und Hinterhertelefonieren opfere, wenn ich es wieder und wieder probieren muss. Da viel Zeit reinzustecken ist schwierig aber keine investigative Recherche, die einem viel Ruhm oder Ehre oder gar Öre bringt.

Und ihr wundert Euch nachher, warum immer andere als ihr im Blättchen landen. Ja, weil die mit einem reden, weil die in ihre E-Mail gucken und auch wie zugesagt zurückrufen.

Und dann rumjammern

Vereine wollen ja gerne in die Zeitung, wenn sie was machen. Aber dass mir der Pressebeauftragte am Samstagmorgen erzählt, dass er vor Montag nicht an die unter Kontakt angegeben E-Mail geht – hatte sie ja nur am Freitagmorgen abgeschickt – und ich sowieso besser den Vorsitzenden anrufen soll, finde ich auch interessant. Aber sich nachher beschweren, wenn keine Ankündigung im Blättchen steht.

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