Journalisten fragen und Twitterer beschweren sich

Auf Twitter gibt es einige Beschwerden, wie Shakuntala Banerjee die ZDF-Sommerinterviews mit Spitzenkandidatinnen und -kandidaten zur Bundestagswahl führt.

Ich habe mir nun drei Sommerinterviews von Shakuntala Banerjee angeschaut. Sie hatte Janine Wissler (Linke), Jörg Meuthen (AfD) und Robert Habeck (Grüne) halt die für sie unangenehmen Dinge gefragt und nicht das, was die Spitzenkräfte dieser Parteien jobbedingt auswendig aufsagen können, wenn man sie nachts um 3 Uhr aufweckt.

Und zu sehen, wie Kandidaten auf solche Fragen reagieren und vielleicht sogar winden, ist ja auch interessant.

Es gibt übrigens so einen Spruch: „Journalismus ist zu drucken, was andere nicht gedruckt sehen wollen. Alles andere ist Public Relations.“ Der wird gerne, aber fälschlicherweise George Orwell zugeschrieben. Aber trotzdem ist an dem Spruch was dran.

Hutbürger, Polizisten und Journalisten – warum es schiefläuft

Bei den Krautreportern steht mal was interessantes.

Krautreporter: Sachsen, Hutbürger und die Polizei – sieben Journalisten erzählen, was sie erlebt haben.

Wenn ich das so lese, ahne ich, was da schiefläuft und dazu müssen die Beamten noch nichtmal AfD- oder Pegida-Sympathisanten sein.

So wie ich hier in Darmstadt (was in Südhessen und nicht Sachsen liegt) Polizeiarbeit mitbekomme, wollen die Polizeibeamten bei verbalen Auseinandersetzungen erstmal deeskalieren. Weil das auch am wenigsten Arbeit macht, wenn es klappt. Ansonsten heißt es nämlich Anzeigen und Personalien aufnehmen, Leute festsetzen, Papierkram etc. Und am einfachsten ist das „Runterbringen“ mit Abstand herstellen. Auch wenn es manchmal ungerecht wird, weil gerne der oder die Schwächere dann halt nachgibt, auch wenn die anderen bei genauer Betrachtung im Unrecht sind. Aber es gibt keine Körperverletzung oder schlimmeres.

Und es so funktioniert die Taktik bei Streitereien auf einem Straßenfest, im Straßenverkehr, beim Fußballspiel oder in der Kneipe. Aber wenn es um Demos oder politische Veranstaltungen geht, führt Deeskalation zu seltsamen Situationen.

Da wird dann nämlich der weggeschickt, der die Demonstration oder Veranstaltung vermeintlich stört und der Schwächere oder Einsichtigere ist. Die anderen sind ja auch in der Mehrheit, die kann man nur schwer wegschicken.

Nur kollidiert diese Deeskalationstaktik mit der Pressefreiheit. Und dann macht die Pressefreiheit auch noch Arbeit Weiterlesen

Zwischen Vereinsfronten geraten

Wieder was gelernt: Journalisten sind auch dann an den Läufen der Welt schuld, wenn sie keinen Artikel schreiben. Wie man es macht, ist es verkehrt.

Heute hielt mir ein Herr vor, dass nach einem Gespräch mit ihm – vor etwa eineinhalb Jahren – kein Artikel erschienen war.

Ich erklärte ihm, dass der Artikel leider nicht zustande kam, weil meine Recherchen damals zu lange gedauert hatten. Weil ich einen fairen Artikel schreiben wollte, hatte ich Stellungnahmen von der Stadt, dem einen Verein und seinem Verein abgewartet. Als ich dann alles zusammen hatte, waren fast vier zwei Wochen vorbei. Und damit der Artikel nicht mehr aktuell.

Nachtrag: Ich habe nachgeguckt. E-Mails nie zu löschen, hat auch Vorteile :-). Nach fünf Tagen antwortete mir der eine Verein, nach acht Tagen der des aufgebrachten Herrn, das Gespräch war 12 Tage danach. Fakt war, es hat zulange gedauert. Denn ein Kollege vom Sport-Ressort hatte das Thema auch schon gebracht.

Das leuchtete dem Herrn aber nicht ein. Oder passte nicht in seine Welt. Oder für ihn gilt die Bush-Doktrin (Wer nicht für uns ist, ist gegen uns). Und so wurde er anmaßend: Ich hätte beim dem Gespräch seinen Verein ausspioniert und weil ohne Artikel die Vereinsposition nicht publik war, sei ich mit an der Entwicklung, die folgte, schuld gewesen.

Da wurde ich dann doch mal laut. Einfach, um Grenzen aufzuzeigen. Mit Argumenten war da nichts zu holen, jede Reaktion hätte der mir negativ ausgelegt. Wenigstens hat mein Ausbruch meinen Blutdruck geschont.

Leider war der Herr von Anfang an auf Krawall gebürstet, sonst hätte ich daran gedacht ihm zu erklären, dass das mit Verschwörungstheorien zu 99,9 Prozent Unsinn ist. Weil die menschliche Logik ein plausibles Gesamtbild braucht, landet man früher oder später bei einer Verschwörungstheorie. Mit der passt dann nämlich wieder alles zusammen.

Um sich nicht zum paranoiden Kasper zu machen, sollte man lieber an folgendes denken:„Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.“ Josef Joffe

In meinem Fall träfe Inkompetenz zu. Weil ich nämlich nicht in der Lage war, die Infos schnell genug zusammen zubekommen.

Ich frage mich aber schon, wie solche Menschen auf die Idee kommen, dass sich ein Reporter mit ihm unterhält, wenn er einem sowas unterstellt?

Wenn ich mit ihm während meiner Recherche damals so gesprochen hätte, dann wäre der ganz schnell aufgestanden und gegangen. Aber ein Reporter, der soll dann trotzdem mit einem reden und sich jede Unverschämtheit bieten lassen? Seltsame Logik.

Frohe Ostern.

Nachtrag: Und nochmal nachgeschaut. Im September 2007 war meine Recherche, im Oktober 2008 (13 Monate später!) hat der eine Verein dann seine Abteilung geschlossen. Was ich damit zu tun haben soll, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.