Sozialticket fällt ins Haushaltsloch

Es gibt erstmal kein ÖPNV-Sozialticket für Darmstadt. Der Magistrat hat seine Vorlage im Stadtparlament zurückgezogen.

Echo online: Sozialticket wegen Haushaltsdefizits „vorläufig zurückgezogen.“

Die Begründung „Haushaltsdefizit“ ist ja erstmal schlüssig, denn das Sozialticket ist eine freiwillige Leistung, die in diesem Jahr 200.000 Euro hätte kosten können. Hätte, denn die ALG II-Bezieher hätten das Ticket erstmal beantragen müssen. Und inwieweit die 200.000 Euro ausgeschöpft worden wären, weiß man auch nicht.

Aber: Natürlich ist das Geld fürs Sozialticket da – wenn man gewollt hätte. Denn in der gleichen Sitzung waren vorher 1,5 Millionen Euro Planungsmittel für die Lichtwiesenbahn von der Opposition mit ihrer Mehrheit abgeplant worden. Nachtrag: Da muss ich mich nach einem Hinweis in den Kommentaren korrigieren; die 1,5 Millionen Euro waren nicht Teil des Ergebnishaushalts, sondern des Finanzhaushalts, also nicht der gleiche Topf.

Aber es ging vermutlich eher darum, dem Kooperationspartner „Uffbasse“ eins auszuwischen. Die hatten das Ticket forciert, waren in letzter Zeit aber „böse“ gewesen, weil sie unter anderem neulich gegen die Darmbach-Offenlegung, und jetzt die Lichtwiesenbahn und die Grundsteuererhöhung gestimmt hatten. Nun, es hieß eben ganz bewusst „Kooperation“ und nicht „Koalition“. Da wird nicht immer en bloc abgestimmt. Dafür mussten Grüne und CDU auch keinen Posten im hauptamtlichen Magistrat an „Uffbasse“ abgeben.

Echo online: Lichtwiesenbahn auf Eis gelegt

Metaebene: Lokalteil, heikel und nicht heiter

Der Darmstädter Sportdezernent und Bürgermeister Rafael Reißer fordert die Sportvereine zur Kooperation auf. Eine Kollegin hat konkret bei drei Vereinen in und nahe Kranichstein nachgefragt, wie das denn so aussieht mit der Zusammenarbeit. Kurz: Schlecht.

Echo Online: Die Vertrauensbasis ist nicht vorhanden – DJK/SSG, SV Blau-Gelb und TG 1875 sind nicht zur Kooperation bereit

Jetzt die Metaebene: Im Lokalen können meiner Erfahrung nach solche Artikel mit Blick auf Reibereien zwischen Vereinen ganz schnell heikel werden. Da kann man noch so fair schreiben, am Ende kann ein Verein glauben, als „der Böse“ rüber zu kommen, und man hat als Journalist einen Feind fürs Leben.

Da man sich ja im Lokalen laufend wiedersieht, kann das blöd sein.

Ich schrieb mal vor vielen Jahren was über die Hauptversammlung des Sportvereins A (keiner der drei oben erwähnten). Am nächsten Tag wollte Verein B – der auf der A-Versammlung auch kritisch erwähnt worden war – seine Version der Geschichte gedruckt haben. Verein B vermutete in seiner Mail an die Redaktion auch gleich Konspiration meinerseits, Weiterlesen