Metaebene: Lokalteil, heikel und nicht heiter

Der Darmstädter Sportdezernent und Bürgermeister Rafael Reißer fordert die Sportvereine zur Kooperation auf. Eine Kollegin hat konkret bei drei Vereinen in und nahe Kranichstein nachgefragt, wie das denn so aussieht mit der Zusammenarbeit. Kurz: Schlecht.

Echo Online: Die Vertrauensbasis ist nicht vorhanden – DJK/SSG, SV Blau-Gelb und TG 1875 sind nicht zur Kooperation bereit

Jetzt die Metaebene: Im Lokalen können meiner Erfahrung nach solche Artikel mit Blick auf Reibereien zwischen Vereinen ganz schnell heikel werden. Da kann man noch so fair schreiben, am Ende kann ein Verein glauben, als „der Böse“ rüber zu kommen, und man hat als Journalist einen Feind fürs Leben.

Da man sich ja im Lokalen laufend wiedersieht, kann das blöd sein.

Ich schrieb mal vor vielen Jahren was über die Hauptversammlung des Sportvereins A (keiner der drei oben erwähnten). Am nächsten Tag wollte Verein B – der auf der A-Versammlung auch kritisch erwähnt worden war – seine Version der Geschichte gedruckt haben. Verein B vermutete in seiner Mail an die Redaktion auch gleich Konspiration meinerseits, weil ich mich noch nach der A-Versammlung lange mit der Presseewartin unterhalten hatte. Offenbar war ultrakurze Recherchedauer (gleich weg von der Versammlung, nichts nachfragen) in der B-Vereinsauffassung ein Kriterium für gute Recherche.

Da beide Vereine zusammen ein städtisches Gebäude nutzten und um Nutzungszeiten zankten, wollte ich das – jung und naiv wie ich war – in einem weiteren Artikel ausleuchten. Ich sprach also mit den beiden Abteilungen. Die einen (B) antworteten recht schnell auf eine E-Mail, die anderen (A) wollten mich treffen, kamen dann zu zweit. Das Gespräch war eine Woche bis zehn Tage nach der Kontaktaufnahme.

Mit den beiden Statements bin ich zur Stadt Darmstadt, da die (sehr verkürzt jetzt) das Gebäude zur Verfügung stellt. Und da sagte mir der Pressesprecher, dass doch inzwischen schon ein Kollege vom Sport was dazu geschrieben habe. Tja, zehn Tage sind recht lang.

Da Zeitung keine Doubletten mag, schrieb ich halt nichts dazu – auch wenn Lokalteilleser nicht Sportteilleser sein müssen.

Zwei Jahre später (!) hielt mir einer der Gesprächspartner vom Verein A mir vor, ich hätte sie für den damaligen OB ausgehorcht (ausgerechnet ich). Und weil der Artikel nicht (!!) erschien, hätte ich ihrem Verein geschadet.

Normalerweise ist es ja eher ein Problem, wenn ein Artikel erscheint, nicht wahr?

Da hatte vermutlich einer den Wechsel einer Abteilung nicht verkraftet, konnte es sich nicht erklären und hatte in seinem Kopf eine wilde Verschwörungstheorie zusammengezimmert – weil nur die das alles erklären konnte. Und so war ich nun schuld. Obwohl ich mit dem Thema vorher nichts zu tun hatte und danach auch nie wieder. Oder gerade deswegen.

Da ist es mit der Kommunalpolitik übrigens viel einfacher. Da ist von vorneherein klar, dass die Parteien im Wettbewerb stehen und das auch mal auf grobe Klötze grobe Keile gesetzt werden. Und die wollen sogar, dass man darüber schreibt.