„Die Zukunft der ARD“ – jedenfalls nicht mit so einem ARD-Vorsitzenden

Wenn man sehen will, wie der aktuelle ARD-Vorsitzende Dr. Kai Gniffke und Heike Raab (die Koordinatorin der Rundfunkkommission der Länder) dem Konzept öffentlich-rechtlicher Rundfunk einen Bärendienst erweisen, kann sich eine Diskussion angucken, die das NDR-Medienmagazin inzwischen auf YouTube zeigt.

Da kommen die Fragen mal mit etwas Gegenwind und schon stellt man sich dumm, beantwortet Fragen nicht, es werden Tatsachen bestritten, Nebelkerzen gezündet, ja, es wird versucht, die Zuschauer für dumm zu verkaufen.

Als Mitarbeiter bei einem der ARD-Sender oder dem ZDF hätte ich da lieber andere Vertreter.

youtube.com: Zapp Talk – Zu teuer, zu groß, zu einseitig? Die Zukunft der ARD

Corona-Virus-Update beim NDR

Wegen Corona-Infos verweise ich mal auf den NDR, der einmal am Tag unter der Woche dazu mit dem Charité-Virologen Prof. Christian Drosten unter anderem auch über den Stand an der Front der Forschung spricht. In dessen Arbeitsgruppe wurde der weltweit erste Diagnostiktest auf das Virus entwickelt

NDR: Podcast – Corona-Virus-Update – Podcast-Folgen als Transkripte

Die Öffentlich-Rechtlichen: Knauserig, parteienhörig und „eher in Richtung Regierung“?

Die Öffentlich-Rechtlichen Sender haben es gerade schwer. Ich fang mal mit dem simplen dreist-knauserigem an. Der NDR wollte ein Kabarettprogram für lau aufzeichnen.

zweikampfhasen.de: Offener Brief – Das Angebot der NDR-Programmredaktion „Planung, Entwicklung, Innovation“ für die jetzige Aufzeichnung belief sich dann auf 0 (in Worten: null) Euro. (…) Die Argumentation (war): „Es hat doch einen Werbeeffekt für Sie, wenn wir Ihr Programm senden!“

Werden eigentlich die ganzen Fernsehmoderatoren bezahlt, die – weil sie eigentlich freie Mitarbeiter sind – auch Galas etc. für ein paar tausend Euro moderieren? Für die ist doch Bildschirmpräsenz auch Werbung? (Zapp, 17.6.2009: 6.500 bis 20.000 Euro für eine Moderation oder einen Vortrag.)

Der NDR stellt das übrigens anders dar: Entgegen der Behauptung von Herrn und Frau Ehnert gab es kein Lizenzangebot der Redaktion über 0 Euro.

Dann schildert vor drei Tagen eine freie WDR-Mitarbeiterin im holländischen Radio lang und breit Vorgaben bei der Berichterstattung (und rudert am Tag drauf zurück: „Ich habe totalen Quatsch verzapft.„).

meedia.de: „Wir sind natürlich angewiesen, pro Regierung zu berichten“ – „Wir sind natürlich angewiesen, pro Regierung zu berichten“, erklärte die WDR-Mitarbeiterin in der Radiosendung „De Stemming“ von L1 aus den Niederlanden. (…) „Wir sind öffentlich-rechtlicher Rundfunk und darum angehalten, das Problem in einer mehr positiven Art anzugehen.“ (…) Der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner Gebührenfinanzierung sei so ausgerichtet, eher in Richtung Regierung und nicht aus Oppositionssicht zu berichten.

Und promt bestätigt der SWR das mit dem „eher in Richtung Regierung“.

meedia.de: AfD darf nicht zur „Elefantenrunde“ kommen – Man habe dies mit „zusammengebissenen Zähnen“ zur Kenntnis genommen, aber (…) keine Alternative gehabt, (so der SWR).

Und wenn ich dann noch daran denke, wie der unionsdominierte ZDF-Verwaltungsrat es 2009 abgelehnt hatte, Nikolaus Brenders Vertrag als Chefredakteur zu verlängern, ja, was soll man da den RT-Freunden noch entgegenhalten?

Lena Meyer-Deutschlandrut ;-) gewinnt ESC

Andrea und Kristof (und bestimmt ganz viele andere) haben live mitgebloggt. Ich hatte immer zwischen „Star Trek – Der Aufstand“ und ESC gezappt und war müde wegen Sonnenbrand, den ich mir ausgerechnet an dem einzigen Tag im Jahr holte, an dem das ging.

Ich muss zugeben, ich hatte vorher „unserem“ Eurovision Song Contest-Beitrag 2010 „Satellite“ wenig Chancen gegeben. Denn als das Lied bei der Casting-Show zum ersten Mal lief, fand ich es wenig gängig. Und die ESC-Zuschauer hören in der Finalshow die Songs ja wahrscheinlich auch nur zweimal: Das erste und das letzte Mal. Für diese Bedingungen fand ich „Satellite“ nicht so doll. Nach seit März gefühlt eine Million Mal im Radio gehört klang „Satellite“ gar nicht so schlecht, aber wie gesagt, bei einmal hören…

Und wie sollte sich die Sängerin so präsentieren können wie bei „Ein Star für Oslo“? Da hat sie ja einige Fernsehsendungen Zeit gehabt, sich und ihre Art („Ich weiß nicht, wo ich hin soll. Ich quatsche einfach noch ein bisschen weiter„) darzustellen?

Aber gut, ich habe mich geirrt. Gestern abend war ich während der Punktevergabe dann doch eingenickt, zu den „Satellite“-Klängen wieder aufgewacht und fragte mich erstmal, mich ob das jetzt bedeutet: „Wir sind Eurovision“?

Also ins Internet geguckt und tatsächlich: Die Geschockte, die rockte.

Aber nun hat die ARD den nächsten ESC an den Hacken:

Zwischen 25 und 30 Millionen soll das norwegische Fernsehen für die Übertragung am Wochenende ausgegeben haben. [Die Kosten, die auf den NDR] zukommen, waren denn auch ein zentrales Thema auf einer Pressekonferenz am Montag […] Angesprochen auf das Kostenproblem musste NDR-Intendant Lutz Marmor freimütig gestehen: „Wir werden das nicht alleine schaffen.“

ÖR mit R wie Reptilienfond?

Wenn man so auf einige ÖR-Affären zurückblickt, kann man den Eindruck bekommen, Mitarbeiter beim HR und NDR hatten das R als Akronym für „Reptilienfond“ gedeutet. Und wegen einer Geschichte beim Mitteldeutschen Reptilienfond , geht es diese Woche wegen möglicher Bestechlichkeit vor Gericht. Nachtrag: Oder doch nicht: Die Welt weiß was von einem Vergleich kurz vor Prozessbeginn: Demnach zahlt er dem MDR bis zum 1. Oktober 380.000 Euro, davon sind 50.000 Euro für den juristischen Aufwand.

TAZ – System Nimmersatt – Am Donnerstag beginnt vor dem Leipziger Landgericht der Prozess gegen den früheren MDR-Sportchef

Und zum NDR gibt es auch wieder was:
SpOn: Suspendierte NDR-Fernsehspielchefin fristlos entlassen
Hamburger Abendblatt: Ombudsmann soll Korruption verhindern

Nun Vetternwirtschaft beim WDR?

Ende August kam ein Vetternwirtschaftsskandal beim NDR hoch, vor zwei Tagen berichteten die Ruhrbarone und die Welt (ja, teilweise gleicher Autor) über Merkwürdigkeiten bei einem anderen ÖR-Sender.

Es geht um den ehemaligen Kopf der WDR-Programmentwicklung. Dem Mann werden hausintern Geschäfte mit seiner Ehefrau und einer verbandelten Firma nachgesagt. Die Innenrevision ermittelte, doch nach außen wird die Sache bis heute runtergespielt. Auf Nachfragen reagiert der Sender genervt. Es reiche aus, wenn gegenüber den Gremien Auskunft gegeben werde, heißt es. Auf Nachfragen der Presse antworte man daher nicht.

Inzwischen zweifele ich an den Gremien, die die ÖR kontrollieren. Vielleicht sollte man die öffentlichen Kontrolleure lieber direkt wählen, anstelle sie von den Landesparlamenten aus entsenden zu lassen. (Hat natürlich keine Chance, so schöne Einflussmöglichkeiten lassen sich Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und andere für relevant erachtete Gruppen natürlich nicht nehmen.)

Natürlich könnte man die ganz einfach kontrollieren, keine Gelder mehr über die GEZ an die Sender für fiktionales Programm. Dann werden ganz schnell Prioritäten gesetzt, dann ist da kein unübersichtlicher Apparat mehr und kein Milliardenkuchen mehr, dem einige offenbar nicht widerstehen können.

Wie gesagt, wenn eine Zeitschrift oder Zeitung sich zu viele Klopper leistet, kann der Kunde reagieren, (ich bekomme ja sogar manchmal den Ärger ab, wie der hiesige Verlag seine Drucker behandelt) bei den ÖR geht das nicht.

Zur NDR-Affäre gibt es übrigens zwei interessante Artikel:
jetzt.de – Mittelmaß und Wahn.
FAZ – Verblödung mit System

AbGEZockt? Verdacht auf Vetternwirtschaft beim NDR

Die NDR-Fernsehspielchefin wurde vergangene Woche suspendiert, weil sie ihren Ehemann verdeckt als Autor beschäftigt haben soll. Der Mann soll unter Pseudonym geschrieben haben und sei eher schwer kontaktierbar gewesen. Die Süddeutsche Zeitung hatte das aufgedeckt und scheint noch mehr gefunden zu haben:

So zahlte eine Agentur mehrmals hohe Beträge für wahrscheinlich fiktive Leistungen. Zum Beispiel ging eine 15000 Euro -Rechnung ein für die angebliche Überarbeitung eines Drehbuchs. Aber die Autorin sagt auf Anfrage ihr Buch sei exakt so verfilmt worden, wie sie es geschrieben habe.

Sind ja nur unsere Gebühren. Nebenbei: Wenn das so bei einer Zeitung oder Zeitschrift läuft und man das nicht gut findet, kann man irgendwann ja mal das Blatt durch Nichtkauf bestrafen. Ist ja kein Einzelfall, gab ja auch mal sowas beim Sport. Aber erzähl das mal einer mit der GEZ.

Der Verband Deutscher Drehbuchautoren ist nicht wirklich überrascht:

Die Zeichen mehrten sich – mehr als ein Kollege mit einschlägigen ARD-Erfahrungen mag sich bestätigt fühlen. […] Fälle, in denen Redakteure und Redakteurinnen Drehbücher nicht abgenommen haben, um dann selbst für kleine Korrekturen weitere Raten des Honorars zu kassieren, Drehbücher, die ohne fundierte Begründung den Autoren entzogen wurden, Producer, die für ein paar kleine dramaturgische Einfälle Autoren-Kredits verlangen […] auch deshalb haben Kolleginnen und Kollegen geschwiegen, die schon seit Jahren von den Machenschaften wussten oder betroffen waren.

Und auch Hans Leyendecker legt nach:

Fast ein Jahrzehnt lang wurde beim NDR gemauschelt und bezeichnend ist, dass die Mitarbeiter erst jetzt auspacken. Vorher herrschte die Omerta: Wer redet, fliegt. Die Mitarbeiter trauten sich nicht, den Verdacht, den alle hatten, zu melden.

Als freier Drehbuchscheiber fragt man bei so etwas eben nicht zu viel nach. Denn der Stern weiß: „Um die 25.000 Euro beträgt das Honorar etwa für ein „Tatort“-Drehbuch, bei Wiederholung des Films im Ersten erhält der Autor ein Wiederholungshonorar.“ Und das mag man ja nicht ohne Not verscherzen.

Nachtrag, 31.8.2009: Meedia hat die Quoten der Filme des pseudonymisierten Ehemanns mal nachgeschaut: NDR-Phantom: Nur ein Drehbuch war ein Hit

Nachtrag, 8.9.2009: jetzt.de: Mittelmaß und Wahn
FAZ: Verblödung mit System

Wie man eine Website innerhalb einer Woche in die Medien bringt

Der NDR hat einen freien Mitarbeiter weniger und eine Anti-GEZ-Kampagne mehr Aufmerksamkeit. Holger Kreymeier kritisiert auf dafuer-zahl-ich-nicht.de das ÖR-Fernsehen, daraufhin hat NDR mit ihm vereinbarte Aufträge storniert – sagt Kreymeier:

Ich habe gestern Nachmittag einen Anruf von meiner direkten Vorgesetzten bekommen, die mir sagte, dass alle Termine für den Monat März gestrichen werden. Es waren so zehn bis fünfzehn Arbeitstage vereinbart.

Der NDR sieht den Ablauf anders:

Tatsächlich wurde Herrn Kreymeier lediglich mitgeteilt, dass – vor dem Hintergrund seiner Initiative ‚Dafür zahl‘ ich nicht‘ – eine Fortsetzung der Zusammenarbeit überprüft werden müsse. In diesem Zusammenhang wurde Herr Kreymeier um ein klärendes Gespräch mit dem für ihn zuständigen Programmbereichsleiter im NDR gebeten. Dieses Gesprächsangebot lehnte Herr Kreymeier jedoch schriftlich ab.

Ich verstehe ja nicht, warum der NDR da nicht geschickter vorging. Anstelle den Freien einfach austrocknen zu lassen und ihm nach und nach immer weniger Aufträge zu geben, so dass es für ihn ganz von selbst uninteressant wird für diesen Kunden zu arbeiten, nein, da muss man ihn offen und sofort um alle Aufträge bringen. Weil man es eben kann.

Das sowas einer nicht mag ist klar und provoziert eine Reaktion. Die einen gehen dann zum Arbeitsgericht (wie Eva Herman) und behaupten beispielsweise sie waren nur Scheinselbstständige, andere erzählen die Geschichte herum, so dass jeder nun von der Website erfährt. Mir war nämlich bislang dafuer-zahl-ich-nicht.de unbekannt.