Mikro, nano … alles dasselbe bei den ZDF-Nachrichten

Es mag ja verpönt sein in der Wikipedia zu recherchieren (solange da überhaupt noch was drinsteht , aber, liebe Heute-Nachrichten:

Ein Nanometer ist ein milliardstel Meter, und nicht ein millionstel Meter, wie heute um kurz nach 19 Uhr schön – aber falsch – erklärt. Ein millionstel Meter ist ein Mikrometer, ein tausenstel Meter ein – alter Geodreieckbekannter – Millimeter und ein hundertstel Meter ist ein Zentimeter.

Und auch der schön plakative Größenvergleich zwischen einem Fußball und der Erde war damit leider auch falsch: Eine 1-Pfennig-Münze (ok, nicht mehr aktuell in Eurocent-Zeiten) ist ziemlich genau eine Milliarde mal kleiner als die Erde.

Und bevor jetzt einer kommt, dass doch das alles dasselbe ist: Ihr verwechselt auch auch nicht Kilos mit Tonnen, Millimeter mit Metern und beschwert euch doch wenn die Festplatte nur ein Gigabyte anstelle ein Terabyte hat. Und wenn die GEZ nur noch 7 Millionen Euro Rundfunkgebühren einsammeln könnte, anstelle den tatsächlichen 7 Milliarden Euro (für ARD und ZDF zusammen), gäbe es doch einen Riesenaufschrei.

Kleinigkeiten, von uns allen bezahlt

Heute morgen berichtete das ZDF-Morgenmagazin über den Prozess, über den ich auch schreibe. Und gleich in Cherno Jobateys Anmoderation heute morgen (nicht zu sehen, aber steht auch auf der Website) die erste Nachlässigkeit: Bensheim mit Darmstadt verwechselt.

Und im Beitrag wurden Tombolaspenden (etwa bei 1 Minute 34 Sekunden) zu Geschenken für die Familie Saremi, die Interviews mit der Schwester und dem Vater sind von Mitte September und die Schlägerei-Szenen sind natürlich gestellt, aber nicht gekennzeichnet.

Dass der Prozess noch mindestens bis zum 30. Oktober geht, konnten das ZDF nicht ahnen, aber man hätte den Richter ja gestern mal fragen können. Aber Fernsehen kommt ja nur zum Auftakt und zum Finale – um dann alles erfahren zu wollen und einem – weil man ja so wichtig ist – in seine Interviews dazwischen zu quatschen.

(Sicherlich mache auch ich Fehler, nur kann der Konsument bei mir Konsequenzen ziehen und den Konsum verweigern – ohne auf andere Print-Produkte verzichten zu müssen. Bei den ÖR muss man zahlen, solange man ein Empfangsgerät bereit hält. Und wenn man die ÖR nicht mehr will, muss man auch auf die Privaten verzichten. Das ist wie Leseverbot wegen Zeitungsabokündigung.)

Nun Vetternwirtschaft beim WDR?

Ende August kam ein Vetternwirtschaftsskandal beim NDR hoch, vor zwei Tagen berichteten die Ruhrbarone und die Welt (ja, teilweise gleicher Autor) über Merkwürdigkeiten bei einem anderen ÖR-Sender.

Es geht um den ehemaligen Kopf der WDR-Programmentwicklung. Dem Mann werden hausintern Geschäfte mit seiner Ehefrau und einer verbandelten Firma nachgesagt. Die Innenrevision ermittelte, doch nach außen wird die Sache bis heute runtergespielt. Auf Nachfragen reagiert der Sender genervt. Es reiche aus, wenn gegenüber den Gremien Auskunft gegeben werde, heißt es. Auf Nachfragen der Presse antworte man daher nicht.

Inzwischen zweifele ich an den Gremien, die die ÖR kontrollieren. Vielleicht sollte man die öffentlichen Kontrolleure lieber direkt wählen, anstelle sie von den Landesparlamenten aus entsenden zu lassen. (Hat natürlich keine Chance, so schöne Einflussmöglichkeiten lassen sich Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und andere für relevant erachtete Gruppen natürlich nicht nehmen.)

Natürlich könnte man die ganz einfach kontrollieren, keine Gelder mehr über die GEZ an die Sender für fiktionales Programm. Dann werden ganz schnell Prioritäten gesetzt, dann ist da kein unübersichtlicher Apparat mehr und kein Milliardenkuchen mehr, dem einige offenbar nicht widerstehen können.

Wie gesagt, wenn eine Zeitschrift oder Zeitung sich zu viele Klopper leistet, kann der Kunde reagieren, (ich bekomme ja sogar manchmal den Ärger ab, wie der hiesige Verlag seine Drucker behandelt) bei den ÖR geht das nicht.

Zur NDR-Affäre gibt es übrigens zwei interessante Artikel:
jetzt.de – Mittelmaß und Wahn.
FAZ – Verblödung mit System

Reitzender Gast beim Politischen Club Darmstadt

Der Hessische Rundfunk (HR) wird kritisiert. Die einen sehen den Sender zu sehr an den Einschaltquoten ausgerichtet, die anderen verlangen ein Programm für viele Zuschauer. Auf Einladung des Darmstädter SPD-Landtagsabgeordneten Michael Siebel sprach dazu HR-Intendant Helmut Reitze in „Politischen Club“, eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung, die im Mollerbau in der Sandstraße stattfand.

In seinem Eingangsreferat stellte Reitze die Situation und die Probleme dar, die die öffentlich rechtlichen Anstalten durch die private Konkurrenz, aber auch durch neue Medien – die sich auch immer schneller verbreiten – haben. In seinem Vortrag und in der vom Publikum kritisch geführten Diskussion betonte Reitze, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender nicht nur auf Quoten schielen kann, er müsse anbieten „was für die Gesellschaft von Bedeutung“ ist. Ein privater Anbieter hingegen müsse anbieten „was für die Gesellschafter von Bedeutung“ ist. Für die Öffentlich-Rechtlichen sei die Quote ein Maßstab für die gesellschaftliche Relevanz und Akzeptanz eines Programms.

Wenn man auf niedrige Quoten setze, lande man „im Elfenbeinturm“ und habe weder Relevanz noch Akzeptanz. Der Intendant warnte vor dem Trugschluss, dass ohne Quote die Qualität komme. Dann hätte der Nachrichtensender RMTV im Rhein-Main-Gebiet das beste Programm, meinte er ironisch.

Den Vorwurf, dass man nur mehr Kulturelles bringen müsse, um die Leute zur Qualität zu bringen, wies er zurück. Denn mit Arte und 3Sat gäbe es Programme, die diese Sparte abdecken, aber die hätten maximal ein Prozent Marktanteil. Mehrmals betonte Reitze, dass es qualitativ gute Angebote im Bereich Kunst und Kultur gebe „überall empfangbar, schon bezahlt“ aber sie würde nicht geguckt. Die meisten schauten lieber Unterhaltungsprogramme. Überspitzt formuliert Reitze: „Der einzig wahre Arte-Zuschauer hat keinen Fernseher.“

Ausweg aus dem Dilemma könnten Untersuchungsergebnisse zum so genannten „Audience Flow“ geben. „Audience Flow“ bezeichnet die Beobachtung, dass man nach einer Sendung nicht den Sender wechselt, sondern erstmal schaut was jetzt kommt. Laut Helmut Reitze hat das „heute-journal“ im ZDF zwischen drei und vier Millionen Zuschauer. Aber an einigen Tagen gucken neun Millionen. Weil davor „Wetten dass“ laufe. Die Zuschauer, die sich normalerweise nicht für Nachrichten interessierten, blieben hängen und schauten dann auch mal Nachrichten. Ebenso seien die hohen Quoten bei „Sabine Christiansen“ dem „Tatort“-Krimi davor zu verdanken. Jedenfalls am Anfang, denn die Quote sinke im Verlauf der Sendung steil von „links oben nach rechts unten“.

Also versuchten die öffentlich-rechtlichen Sender inzwischen durch eigene Unterhaltungsangebote Zuschauer anzulocken und dann zu halten und dadurch für anderes zu gewinnen. Oder man versuche in den Werbepausen der Privatsender die umherzappenden Zuschauer abzufangen. Das wertete aber das Publikum im Mollerbau aber als defensive Haltung gegenüber der Konkurrenz..

Angesprochen auf die geänderte Programm-Struktur vom Hörfunkprogramm HR1 zeigte sich, dass im Publikum anscheinend andere Hörer saßen als an den Geräten zuhause. Laut Reitze hatte HR1 ein „Schubladen-Radioprogramm“ in das die Leute reinhörten, aber nur kurz. Sein Ziel war HR1 „durchhörbar zu machen“. Das Programm sollte neu aufgestellt werden, erfahrungsgemäß dauere so eine Umstellung zwei Jahre. Was – auf meine Nachfrage hin – bedeute, dass die Hörer ausgetauscht werden. Aber anscheinend ist das auch gelungen, allerdings wird noch am Informations- und Musikprofil gearbeitet. (Nur ist für mich – und andere – das Programm eben nicht durchhörbarer geworden, ich springe von HR1 zum Deutschlandfunk, über YouFM bis hin zu HR2.)

Reitze präsentierte als sympathischer, humorvoller, auch austeilender und kabarettistisch begabter Intendant, der auch gegen kritische Fragen zu bestehen schien. Was allerdings – meiner Meinung nach – nicht verdecken konnte, dass er ein Getriebener ist, der wegen der privaten Konkurrenz und den Möglichkeiten des Internets die Existenz seines Senders dauernd in alle Richtung rechtfertigen muss.

Zweites Fazit: Politik wird nicht auf großen Podiumsdiskussionen oder in TV-Talkshows gemacht, die ideologiefreie Meinungsbildung findet in solchen Veranstaltungen statt. Zudem wird danach noch bei Wein und Häppchen und das eine oder andere darüber hinaus geplaudert.