Bauverein sucht Mieter für die Lincoln-Siedlung

Im Darmstadtiumfoyer stellte der Bauverein Wohnungen „auf Lincoln“ vor.

Am Samstag stellte die Bauverein AG im Darmstadtium 176 frei finazierte Mietwohnungen in der Lincoln-Siedlung vor. Ich war fürs Echo da und sprach mit Menschen, die ins Darmstadtium gekommen waren.

Eventuell hatte ich mit den falschen Leuten gesprochen (statistisch betrachtet ist so eine Befragung mit so wenigen Leuten ja nicht aussagekräftig), aber den meisten waren die aufgerufenen Mieten zu hoch. Dabei würden sie sich nach dem Mietspiegel richten, sagte mir eine Bauvereinmitarbeiterin.

Echo online: Bauverein AG informiert über Neubauwohnungen

Aber was mir beim nachschauen für die Box wieder auffiel war, wie lange das gedauert hat, bis in das ehemalige Wohngebiet der US-Army wieder Menschen einziehen. 2007 hatten die Amerikaner angekündigt, dass sie 2008 abziehen. Die erste „Neubesiedlung“ der Lincoln-Siedlung war dann 2015 mit Studierenden und ab Anfang 2016 dann mit „normalen“ Mietern.

Nur war das mit den Studentenwohnungen war ja nichts neues. Die grün-schwarze Stadtregierung war kalt erwischt worden, als „Uffbasse“ im Stadtparlament studentisches Wohnen als Zwischennutzung angesichts der Wohnungsnot vorgeschlug. Woraufhin Grüne und CDU es ablehnten über einen Antrag zu beraten, mit dem der Magistrat aufgefordert werden sollte, unverzüglich mit der Bima über kurzfristige Zwischennutzungen zu sprechen. Öffentlicher Druck brachte die Stadt schließlich zu einer 180-Grad-Wende. Nur: „Uffbasse“ hatte das am 3. November 2011 vorgeschlagen.

Lincoln-Siedlung mal wieder in der Mitte vom ÖPNV abgeklemmt

Die in den Herbstferien geschlossene Haltestelle LIncoln-Siedlung aus dem daran vorbeifahrenden Ersatzbus fotografiert.

Das Mobilitätskonzept für die Lincoln-Siedlung hat ja einen Preis gewonnen. Daher finde ich es jetzt ja schon interessant, dass auf einen „wesentlicher Baustein“ (so die Stadt Darmstadt) des Konzepts mal eben verzichtet werden kann. Ich rede von der Haltestelle Lincoln-Siedlung, die bislang jedesmal wegfällt, wenn Bahnen anstelle von Bussen fahren müssen.

Wissenschaftsstadt Darmstadt: Wesentliche Bausteine
(…) Bau einer neuen Straßenbahnhaltestelle in Höhe des Quartiersplatzes, bereits zu Beginn der Quartiersbesiedlung (…)

Das war in den Sommerferien der Fall und jetzt wieder. Weil auf der Gleistrasse gebaut werden muss und daher Busse statt Bahnen fahren müssen.

Jetzt könnte man natürlich sagen, dass es doch kein Problem sei zu den Haltestellen Landskronstraße oder Marienhöhe zu laufen. Klar, das geht. Nur warum ist woanders Laufen dann ein Problem – wenn es um die Straßenbahn zur Lichtwiese geht? Da ist es Studierenden nicht zuzumuten, dass die von der GBS aus zur Lichtwiese laufen. Ok, in Lincoln sind es um die 550 Meter, an der Lichtwiese etwa ein Kilometer.

Wenn die Haltestelle aber jedes Mal stillgelegt und „überfahren“ wird (es gibt keinen Ersatzhalt in der Lincoln-Siedlung), wenn auf der Gleistrasse zwischen Luisenplatz und Haltestelle Frankenstein Bauarbeiten notwendig sind, dann kommen mir Zweifel. Entweder am Sinn der Haltestelle, am Wert des Mobilitätskonzepts oder der Preiswürdigkeit des Konzepts. Und natürlich, warum man dort eine Million Euro für die Haltestelle ins Gleis gesetzt hat, wenn man auf den Halt so locker verzichten kann, wie es inzwischen in den Sommer- und Herbstferien demonstriert wurde.

Echo online, 8. Dezember 2017: Lincoln-Siedlung – Neue Haltestelle bald in Betrieb – Rund eine Million Euro hat Heag-Mobilo mit Unterstützung des Landes Hessen und der Stadt Darmstadt investiert.

Und was ist das für ein Signal an die Bürger, denen man gesagt hat: ‚Lincoln wird ein autoarmes Quartier. Und damit das auch schön klappt, bauen wir Euch eine feine Haltestelle vor die Haustür.‘?

Was ich im Landkreis beobachten kann ist, dass ÖPNV zuverlässig vorhanden sein muss, damit die Menschen aufs Auto verzichten. Wenn es da nur leichte Schwankungen gibt, wird gleich wieder mit dem Auto gefahren – und das dann wieder für einige Jahre bis Jahrzehnte.

Zeitsturmradler, 27. Juni 2018: Bauarbeiten entfernen zeitweise „wesentlichen Baustein“ fürs Mobilitätskonzept Lincoln

Richtfest: 12 Stellplätze für 77 Wohnungen in der Lincoln-Siedlung

Sonnig war es beim Richtfest in der Franklinstraße.

Echo online: Richtfest für Gebäude mit 77 Wohnungen in der Lincoln-Siedlung – Tiefgaragenstellplätze treiben Mieten – Es wird in Hessen zu wenig gebaut


Alle Mietwohnungen sind laut Bauverein AG Richtung Süden ausgerichtet und haben über eine Fußbodenheizung. Der große Wohnraum wird über Fenster im Norden und Süden mit Licht versorgt und wirkt dadurch außerordentlich hell. Die Wohnungen im Erdgeschoss sind bei Bedarf mühelos rollstuhlgerecht umbaubar. Ihnen sind, ebenso wie den Wohnungen im Staffelgeschoss (4. Geschoss), kleine Terrassen vorgelagert. Die Wohnungen in den anderen Geschossen haben Loggien und Balkone. Die Gebäude werden über Treppenhäuser sowie Aufzüge erschlossen; pro Haus ist zudem ein größerer Aufzug als sogenannter Fahrradaufzug vorgesehen. (Foto Bauverein AG)

Das Besondere an den 77 Wohnungen ist, dass die Bauverein AG an der Stelle eigentlich den Bestand entkernen und aufstocken wollte.

Bauarbeiten entfernen zeitweise „wesentlichen Baustein“ fürs Mobilitätskonzept Lincoln

Die Straßenbahnhaltestelle Lincoln-Siedlung soll helfen, dass die Bewohner mit weniger privaten PKW auskommen.

So kann’s gehen. Realität trifft Verkehrsplanungspreis. Da holt Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) am Freitag (22. Juni) in Berlin den Deutschen Verkehrsplanungspreis für das Mobilitätskonzept der Lincoln-Siedlung ab, bei dem der „ÖPNV ein Grundpfeiler eines verkehrsarmen Quartiers“ ist.

Und seit Montag (25. Juni) werden nun die verkehrsärmeren Sommerferien genutzt, um bis 3. August umfassend in der Heidelberger Straße am Kanal und den Straßenbahngleisen arbeiten zu können.

Tja, und deswegen ist die Straßenbahnhaltestelle „Lincoln-Siedlung“ (wir erinnern uns: ÖPNV, ein Grundpfeiler) erstmal geschlossen.   Es gibt einen Schienenersatzverkehr mit Bussen, aber die Haltestelle „Lincoln-Siedlung“ kann zur Zeit nicht angefahren werden. Die nächsten Haltestellen sind Landskronstraße und Marienhöhe.

Biologische Vielfalt für Darmstadt, Theorie und Praxis

Der BUND informierte am Dienstag über das vom Stadtparlament beschlossene Programm „25 Schritte zur Biologischen Vielfalt in Darmstadt„.

Echo online: Kommunen kommt eine Schlüsselrolle zu – Biologische Vielfalt ist mehr als nur viele Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, sagte der Biologe Christian Storm. „Auch die Vielfalt des genetischen Materials ist eine Komponente“, erinnerte er als Beispiel an verschiedene Apfelsorten. Auch die Vielfalt der Lebensräume gehöre dazu.

Unter anderem kritisierte Storm, wie der Quartierspark in der künftigen Lincoln-Siedlung ausgerichtet ist. Anstelle von Ost nach West verlaufend – und damit eine Verbindung zwischen Bessunger Kiesgrube und dem Rot-Weiß-Sportgelände zu schaffen, wurde der Park und sein Grünzug in Nord-Süd-Richtung geplant und blind (an einem Ende offen) angelegt.

Ein sehr stark verkleinerter Ausschnitt aus dem Bebauungsplan S 25 – Lincoln-Siedlung. Rot von mir markiert der geplante Verlauf der Grünfläche, grün markiert, wie es sich der BUND vorgestellt hätte, um zwischen Bessunger Kiesgrube im Osten und die Rot-Weiß-Sportplätze im Westen eine Verbindung zu schaffen.

Die 25 Schritte zur Biologischen Vielfalt sind leider viel zu viele, als das sie in einen normalen Artikel reinpassen würden, deswegen habe ich oben das PDF zum Programm verlinkt.

Echo online (28. Januar 2016): Darmstadts Pflanzenwelt

Echo online (19. Juli 2015): „Der Naturschutz zieht den Kürzeren“

Echo online (22. Juni 2015): Zwanzig Pflanzenarten verschwunden

US-Gelände wird frei – und Darmstadt größer

Eingang der Cambrai-Fritsch-Kaserne.

Darmstadt wird größer. Und das ohne, dem Landkreis etwas wegzunehmen. Ab September werden der Stadt die Kasernen und Siedlungen der Amerikaner zur Verfügung stehen. Die US-Armee hatte vergangenes Jahr – etwas überraschend – beschlossen abzuziehen.

Die Wohngebiete Jefferson-, Lincoln- und St. Barbara Siedlung haben zusammen rund 36,1 Hektar. Die Kasernen Kelly-Barracks, Nathan-Hale-Depot und Cambrai-Fritsch-Kaserne umfassen insgesamt 85,6 Hektar. Bis Ende 2008 werden die Flächen zum größten Teil geräumt sein. Die Konversionsflächen werden allerdings nicht der Stadt, sondern der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) übergeben werden.

In ihren Antworten auf eine große Anfrage der CDU-Fraktion im Stadtparlament legt die Stadt dar, dass sie plane den überwiegenden Teil der Konversionsflächen für Wohnungsbau zu nutzen. Dies betreffe die Wohngebiete und die Cambrai-Fritsch-Kaserne. Für die Kelly-Barracks und das Nathan-Hale-Depot ist eine gewerbliche Nutzung vorgesehen.
Wie eine Wohnbebauung für eine ehemalige Kaserne aussehen könnte, zeigt Mainz.

Dort wurde ab 2004 ein ehemaliges Panzerwerk zum Wohngebiet Gonsbachterrassen. Auf rund 36 Hektar entstehen rund 620 Wohneinheiten. Gutachter stellten fest, dass bestimmte Anteile an Reihenhäusern (20%), Einzelhäusern (60%) und Geschosswohnungen (20%) den Bedarf und die Ansprüche der Stadt an das Wohngebiet decken würden. Man wollte jungen Familien ein Wohngebiet anbieten, damit sie nicht aus Preisgründen ins Umland ziehen, erklärte der Mainzer Bürgermeister Norbert Schüler auf einer CDU-Veranstaltung Enden Februar im Jahn-Saal der Comedy Hall. Damit nicht jeder baut wie es ihm gefällt, gibt es zusätzlich zum Bebauungsplan einen Städtebaulichen Vertrag, der Vorgaben für Dächer oder Zäune aufstellt. Nur wer sich mit seinen Plänen nach diesen Vorgaben orientiert, dem wird ein Grundstück verkauft. Da das Gelände den Mainzer Stadtwerken gehört, hat die Stadt letztendlich die Kontrolle.

Folgt man Günther Ingenthron, Leiter des Mainzer Stadtplanungsamtes, benötige die Stadt für das Konzept Städtebaulicher Vertrag, einen Eigentümer, der die gleichen Ziele wie die Stadt hat. In Mainz habe man deswegen bewusst nicht an einen Bauträger verkauft.

In Darmstadt hat die Stadt Satzungen über ein besonderes Vorkaufsrecht erlassen. Weiterhin wurden Aufstellungsbeschlüsse für Bebauungspläne gefasst und die Wohngebiete wurden im Flächennutzungsplan als Wohnbauflächen ausgewiesen. Die Stadt will voraussichtlich die Flächen jedoch nicht kaufen.

Den städtebaulichen Entwurf für das ehemalige Mainzer Panzerwerk machte das Darmstädter Büro „Planquadrat“ der Architekten Elfers, Geskes und Krämer. Herbert Elfers sieht das Gelände der Cambrai-Fritsch Kaserne zwischen Bessungen und Ebertstadt ähnlich hochwertig wie die Mainzer Gonsbachterrassen. Möglicherweise sei es durch die Lage am Wald sogar besser, schätzt er vorsichtig. Elfers warnte davor, die Konversionsflächen ohne weiteres zu vergleichen. Der Ernst-Ludwig-Park habe wegen seiner Lage andere Entwicklungsmöglichkeiten gehabt, als sie die anderen Konversionsflächen hätten.

Oberbürgermeister Walter Hoffmann kündigte auf einer Bürgerversammlung in Eberstadt an, ein Drittel der Konversionsflächen für Gewerbe einzuplanen und den zwei Drittel für Wohnbebauung. „Wir bekommen einen große Chance“, sagte er, denn Darmstadt sei im Norden durch die Flughafen-Lärmkeulen in seinen Siedlungen eingeschränkt und im Westen verlaufe die Autobahn.

Ziel müsse es daher sein preiswerte Wohnungen für Familien zu schaffen, erklärte Hoffmann. Sowie Wohnungen für das mittlere und höhere Management Darmstädter Unternehmen. Mit höheren Steuereinnahmen habe das aber nichts zu tun, erklärter der OB. Diese Gruppe hier zum Wohnen zu bringen sei Standortvorsorge, erklärte Hoffmann. „Wenn man hier nicht wohnt, hat man keine Bindung zur Stadt.“ Einen Beleg für diese These liefert der Umzug der Frankfurter Börse nach Eschborn. Dem vernehmen nach wohnt keiner der Top-Manager in Frankfurt.

(Erschienen im März 2008 in „Die lokale Zeitung“)