Keine Verbindung zwischen Burg Frankenstein und Filmmonster – Eberstädter Geschichtsverein vermisst wissenschaftliche Beweise

Was hat der Eberstädter Hausberg Frankenstein (der auf Nieder-Beerbacher Gemarkung liegt) mit dem gleichnamigen legendären Monsterfilm von 1931 und dem Roman von 1818 zu tun? Wenig bis gar nichts nach den Recherchen des Geschichtsvereins Eberstadt-Frankenstein.

„Wir wollen keinem das Geschäft verderben, betonte Vereinsvorsitzender Erich Kraft. „Das ist eine klasse Idee für die Region“. Aber ein Geschichtsverein habe die Aufgabe Legenden und Anekdoten von der Historie zu trennen.

„Es kommt überhaupt keine Burg im Roman vor“, sagte Michael Müller in seinem Vortrag Ende September 2008 im Ernst-Ludwig-Saal. „Erst in späteren Verfilmungen wurde eine Burg in die Handlung eingebaut.“ Hinweise, die vor allem von rumänischstämmigen Professor und einem deutschen Journalisten kommen, verwarf der zweite Vorsitzende des Geschichtsvereins.

So soll die Frankenstein-Autorin Mary Shelley 1814 auf einer Deutschlandreise den Frankenstein besucht haben, als sie in Gernsheim am Rhein Station machte.Angeblich gebe es ein Tagebuch Shelleys, beschrieb Müller. Aber es gebe auch einen Tagebucheintrag vom 2. September 1814 von Shelleys Schwester Claire. Demnach war die Gruppe nachts für drei Stunden in Gernsheim. Müller präsentierte Fotos, die von Gernsheim aus den Frankenstein bei Tag zeigen. Nur dank zweier roter Pfeile konnten die 100 Zuhörer die Burg über Malchen (ein Ortsteil Seeheim-Jugenheims) entdecken. Zudem seien vor 194 Jahren die Burgtürme eingefallen gewesen, zeigte Müller eine Zeichnung von 1813. Müller glaubt nicht, dass man die Burg habe erkennen können. Und: „Einträge im Eberstädter Kirchenbuch, die den Aufenthalt der Engländer belegen sollten, gibt es nicht.“

Auch einen anderen Zusammenhang zwischen Burg und Monster konnte Müller nicht bestätigen. Mary Shelleys Stiefmutter Mary Jane Clairmont soll Kontakt zum Märchensammler Jakob Grimm gehabt haben. In einem Brief soll Grimm ihr von einer Sage um ein Monster und einen Zauberer bei Nieder-Beerbach berichtet haben. „Der Grimm-Brief ist der Gebrüder Grimm-Gesellschaft unbekannt“, sagte Müller.

Den Alchemisten Konrad Dippel als historisches Vorbild für den fiktiven Roman-Monstererschaffer Viktor Frankenstein zu sehen, ist für Michael Müller unsicher. Dippel wurde zwar auf der Burg geboren, habe aber nicht dort experimentiert, sondern im Mühltal. Als Vorbild für den Schöpfer des Monsters kämen jedoch auch viele andere Naturwissenschaftler des 18. und 19. Jahrhunderts in Frage. Müller kam zu dem Schluss: „Mit viel gutem Willen kann man allenfalls festhalten, dass sich Mary Shelley von allen Orten des Namens Frankenstein der Burg an der Bergstraße wohl am nächsten näherte“.

(Den Artikel hatte ich 2008 für „Die Lokale Zeitung“ geschrieben.)