Neulich im Gericht

Die Kammer verurteilt den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung und Trunkenheit am Steuer zu 22 Monaten Haft – ohne Bewährung. Weil ansonsten die Rechtsordnung gefährdet sei, wenn das Schule mache, nach sowas mit Bewährung davon zu kommen.

Der Anwalt nach der Verhandlung zu mir: „Irgendwie war mir das schon klar, dass es da keine Bewährung gibt. Der Richter hatte gar nicht nach den Einkommensverhältnissen gefragt.“

Abstand und Zeit helfen

Es gibt so Tage, da merke ich, wie praktisch das ist, dass ich eine bestimmte Frau nur sehr selten treffe. Und dass danach für viele Monate einige zig Kilometer Abstand dazwischen sind, die mich von unsinnigen Dingen (weil sie ins Leere laufen würden) wie Liebesschwüren abhalten.

Ich glaube, so manche hoffnungslose Schulliebe würde besser enden, wenn man sich nicht täglich sehen und über den Weg laufen würde. Abgesehen davon, dass man in dem Alter des jugendlichen Leichtsinns kesse Beute ist.

180 Grad – Steubenplatz

Da es getaut hatte, war ich mutig mit dem Rad unterwegs. Konnte man aber schnell vergessen, da überall noch Schneereste rumlagen und teilweise das Wasser wieder angefroren war. Kontrastprogramm gab es am Montag um 9.30 Uhr am Steubenplatz – an der Grundstücksgrenze Feuerwehr/Landessozialgericht.

Im Bereich des Sozialgerichtsgebäudes (Zuständigkeit: Land Hessen) war der Bürgersteig so eisfrei, dass man dort gut laufen konnte. Drehte man sich um 180 Grad, blickte man auf den Weg vorm Feuerwehrgrundstück (Zuständigkeit: Stadt Darmstadt). Da war es so rutschig, dass man lieber im Schnee daneben lief.

Eisiger Bürgersteig am Steubenplatz am Gelände der Berufsfeuerwehr.

Weitgehend eisfreier Bürgersteig vorm Sozialgerichtsgebäude am Steubenplatz.

Niedrige Reallöhne sind Umweltpolitik

So kommt’s raus: Hinter den gestern gemeldeten gesunkenen Reallöhnen steckt in Wahrheit die Umweltlobby.

Kölner Stadtanzeiger: Deutschland hinkt bei Löhnen hinterher – Von 2000 bis 2009 sind die Nettolöhne in Deutschland laut einer Studie durchschnittlich um 4,5 Prozent gesunken. Dies ist einer der niedrigsten Werte weltweit.

Denn heute meldet das Umweltbundesamt, dass Menschen mit weniger Geld umweltbewussterfreundlicher leben.

FR: Der Geist ist grün, doch allein das Fleisch ist Bio – Fast alle Deutschen denken heute ökologisch. Mit der Umsetzung hapert es jedoch. Ausgerechnet die größten Umweltfreunde leben am umweltfeindlichsten – weil sie häufiger weit Flugreisen antreten, mehrere Autos besitzen oder im Grünen wohnen.

Und damit dieser grün gefärbte Hedonismus ein Ende findet, muss man halt die Löhne senken. Logisch.

Krisenkommunikation ist auch wichtig für Vereine

Manche Geschichten laufen auch mal im Lokalen anders als man denkt. Da verkündet ein Verein einschneidende Kürzungen und Kostensteigerungen, weil ausdrücklich die Stadt ihre freiwilligen Zuschüsse gekürzt habe. Ein gutes Beispiel, dachte, ich als mir der Brief in die Hände fiel, da kann man zeigen wie die Kürzungen von Seiten der Stadt nun wirken.

Da mir ein oder zwei Maßnahmen doch fragwürdig erschienen, fragte ich beim Verein nach. Der sagte aber, er sagt nichts zu seinem Brief. Ich betonte, dass ich den habe, aber das war egal. Das war vor einer Woche.

Gut, dachte ich, Brief umformulieren und in einen Artikel umgießen, ist zu wenig, außerdem wollte ich wissen, wie hoch denn die Kürzungen sind, wenn man sogar daran denkt Reparaturen und Reinigungen aufzuschieben. Also fragte ich bei der Stadt nach.

Schließlich brauchte ich Antworten. Und gerade wenn man nach Volumen bezahlt wird, freue ich mich über jeden, der mir etwas liefert. Abgesehen davon, dass ohne Artikel ein Teil der Seite im Blatt weiß bleiben würde.

Und dann sagt die Stadt in Form des Sozialdezerneten, dass sie bei dieser Bessunger Einrichtung nichts gekürzt habe. Ha. Überraschung. Alles anders.

Was mich nun wundert: Spätestens nachdem ich den Verein gefragt hatte, hätte doch klar sein müssen, dass da ein Artikel kommt.

Und dass an dem Tag, dann die Vereinsstory „Wir müssen umstrukturieren und abbauen, weil es von der Stadt weniger Zuschuss gibt“ auffliegt. Denn auch „die bei der Stadt“ lesen die Zeitung und werden nachfragen, was da los ist.

Angesichts dieser Aussichten, dann aber trotz meiner Nachfragen zu schweigen und nicht wenigstens behaupten, man habe sich geirrt, wundert mich dann doch. Denn jetzt sieht das doch noch seltsamer aus.

Und das vor dem Hintergrund, dass ich Nutzer der Vereinsräume kenne, die die Kostensteigerung (20 Prozent bei den Raummieten) auch einfach hingenommen hätten.

Neulich im Gericht

Die Kammer versucht, mit den Anwälten Folgetermine zu finden. „Der 29. Dezember ist zwischen Weihnachten und Neujahr“, beschwert sich die Anwältin der Nebenklage mit Blick auf ihre Ferienpläne. „Ja, ich weiß. Ich bin voll hart drauf“, lächelt die Vorsitzende Richterin. „Wollen Sie mal unseren Terminkalender sehen?“

Anderer Prozess: „War der Angeklagte eher ordentlich oder unordentlich?“, fragt die Vorsitzende. „Er war halt ein Mann“, sagt die Zeugin.

12. Dezember 1985: Joschka Fischer wird Umweltminister

Heute ist der 25. Jahrestag der „Turnschuhminister“vereidigung Joschka Fischers.

Die Turnschuhe, die Fischer bei der Vereidigung trug, hatte er extra vorher gekauft, um das Klischee zu bedienen. Er hatte sicherheitshalber auch die Eidesformel auswendig gelernt, falls Ministerpräsident Holger Börner (SPD) ihn hätte auflaufen lassen wollen. Börner war nämlich der, der nie eine Koalition mit den Grünen wollte und sogar ausgeschlossen hatte, dass er mit denen zusammen auf einer Fotomontage zu sehen sein wird.

Die Schuhe stehen inzwischen im Offenbacher Leder- und Schuhmuseum.

Warum ich Homöopathie für Spökenkieckerei halte

An Homöopathie oder so esotherisches Zeugs glaube ich ja nicht*. Jetzt weiß ich auch warum:

Sueddeutsche.de: Der Preis der Gesundheit – Ein lokaler Heilpraktiker hat freundlicherweise seine Klientel für uns charakterisiert: „Der typische Besucher einer Naturheilpraxis ist überdurchschnittlich gebildet, meistens mit Abitur, und ein Hochschulstudium ist nicht selten. Er ist finanziell unabhängig, in seiner politischen Meinung eher linksökologisch orientiert, und vor allem lässt er sich nichts vormachen.“

Denn mindestens eine der oben genannten Eigenschaften trifft nicht auf mich zu. Aber heißt das jetzt Glück gehabt?

* Natürlich wirkt es. Nur nicht so wie uns vorgemacht wird oder die Patienten glauben. Das Stichwort heißt Placeboeffekt. Und der ist nicht zu unterschätzen. Denn es wirken auch so Sachen wie Farbe, Preis oder Größe.

Nachtrag, 12.12.2021: Ich habe ein paar Links angepasst, weil die ursprünglichen verschwunden waren.