„Eine zarte Seele, ein guter Mensch“

Am zweiten Verhandlungstag im Mordprozess am Darmstädter Landgericht zeigte sich, dass der Angeklagte, der am ersten Verhandlungstag kaum etwas gesagt hatte, gegenüber Polizeibeamten redseliger war. Schon kurz nach der Tat hatte er eine Version des Tatablaufs, die anders war, als dann ermittelt wurde. Und es sagten auch Freundinnen und Freunde der Getöteten aus.

(€) Echo online: Getötete Studentin im Martinsviertel: Polizisten sagen aus

„Er plante, sie in der Wohnung abzupassen“

Staatsanwalt Ansgar Martinsohn erläutert in einer Verhandlungspause den Sachverhalt aus Sicht der Anklage.

Eine Frau verlässt ihren Freund. Drei Tage nach der Trennung wird sie von dem Mann erstochen, als sie Sachen aus der ehemals gemeinsamen Wohnung holen will. Heute begann der Prozess vorm Darmstädter Landgericht, die Staatsanwaltschaft hat den Man wegen Mord angeklagt.

(€) Echo online: Mord im Martinsviertel: So lief der Prozessauftakt

dpa: Frau mit 45 Messerstichen getötet – Mordprozess beginnt

Strafprozess ist blöd, da kommen Sachen raus: Eine Reise nach Thailand

Ein Strafprozess ist immer blöd, weil da auch Sachen auf den Tisch kommen können, die man lieber für sich behalten hätte. Sage ich, wenn ich so manche Dinge in einem Prozess mitbekomme.

Aktuelles Beispiel ist ein Verfahren beim Amtsgericht Stuttgart-Bad Cannstatt (ich war nicht dort), bei dem Klimaschutzaktivisten vorm Amtsgericht stehen, weil sie eine Straße blockiert hatten. Als das Gericht fragt, wo denn einer der Angeklagten sei, hieß es laut Bild/t-online, dass er auf Bali sei, mit seiner Freundin. Eine Insel auf die man in der Regel fliegt. Tja. Langstreckenflug in einen Urlaub und Klimaschutz, das passt nicht so recht zusammen.

t-online.de: Bali-Flug statt Gericht? Klimaaktivisten reagieren

Dabei wäre dieser ‚Wasser predigen, Wein trinken‘-Eindruck locker vermeidbar gewesen. Denn wenn ich die t-online-Meldung richtig verstehe, was das Verfahren zuerst ein Strafbefehl der Staatsanwaltschaft. Den hätte man bezahlen können, es hätte keinen Prozess gegeben und man hätte unbemerkt nach Bali fliegen können.

Zu einem öffentlichen Prozess kommt es bei einem Strafbefehl nur, wenn man Einspruch einlegt, dann gibt es eine Amtsgerichtsverhandlung. Zu der bei solchen Verfahren natürlich die lieben Pressekollegen kommen – und wahrscheinlich auch kommen sollen, es soll ja das Stück „gute Klimaschützer gegen den bösen Staat“ gegeben werden.

So aber ging die PR-Aktion ohne Not nach hinten los.

Und zu der angeblichen Erklärung des Aktionsbündnisses „Letzte Generation“, die beiden hätten den den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer, das müsse man auseinanderhalten können: Nun, dann bin ich seit gerade eben Veganer, Fleisch und tierische Produkte konsumiere ich ja nur als Privatperson, das muss man auseinanderhalten können.

Es gibt eben Momente, da bleibt einem nur zuzugeben, dass man einen Fehler gemacht hat. Das zuzugeben ist auch keine große Kunst, schwer scheint nur zu sein, zu erkennen, wann man nach Canossa gehen sollte.

Urteil im Prozess um TU-Giftanschlag

Und damit ist dieser Prozess schneller vorbei als ich es erwartet hatte. Am 7. Verhandlungstag (von angesetzten 15) hatte die Beschuldigte ein Geständnis abgelegt zum Giftanschlag auf Angehörige des Fachbereichs Materialwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt. Und am 8. Tag (heute) wurde plädiert und das Urteil verkündet.

Für das Verfahren waren 15 Verhandlungstage angesetzt. Was den Prozess natürlich beschleunigte war das Geständnis. Anfangs wollte die Beschuldigte ja gar nichts sagen, vor einer Woche dann doch. Aber bis dahin waren ja auch Texte verlesen worden, die sie während ihrer Psychose geschrieben hatte. Oder Videos von früher gezeigt, in denen die Frau viel normaler auftrat als vor Gericht und vermutlich auch den vergangenen zwei Jahren. Ich vermute, die Wiederholung des eigenen Lebens während eines Prozesses macht auch etwas mit einem. Auch wenn man eine paranoide Schizophrenie hat, wie die Beschuldigte.

SWR (dpa): Giftanschlag auf Angehörige des Fachbereichs Materialwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt

Echo online: Urteil im Prozess zum Giftanschlag an der TU Darmstadt (Kurzfassung meines Artikels)

Totschlagsprozess in Darmstadt als Folge eines vergessenen Oster-Grußes

Ein Kumpel wünscht dem anderen kein „Frohe Ostern“, die Freundschaft zerbricht, es folgen Beleidigungen und Bedrohungen – was schon unfassbar ist. Aber es ging noch übler. Einer der Männer steht jetzt wegen Totschlag in Darmstadt vorm Schwurgericht.

(€) Echo online: Absurd krasse Beleidigungen sowie Bedrohungen – am Ende ist ein Nachbar tot

Zweiter Tag im Landgericht um den Giftanschlag bei der TU Darmstadt

Es gab anscheinend eine Art Phantom im Fachbereich Materialwissenschaften der TU Darmstadt, wenn man einige Zeugenaussagen vom zweiten Verhandlungstag zum Giftanschlag an der TU zusammenfasst. Und ein Chemiker schilderte, das sein Fachbereich bei der Identifizierung der Giftstoffe helfen konnte.

(€) Echo online: Merkwürdigen Auftritte unbekannter einzelner Personen

Berufung zurückgezogen, Urteil der ersten Instanz wird rechtskräftig


Das war ein flotter Prozess am Landgericht Darmstadt. Vier Medienvertreter auf den Zuschauerplätzen, aber der Angeklagte kam nicht. Der hatte unmittelbar vor der Verhandlung seine Berufung zurückgezogen. Damit ist nun das Amtsgerichtsurteil rechtskräftig in dem festgestellt wurde, dass er eine Polizeibeamtin erpresst hat.

Mich hatte der schnelle Rückzieher dann doch überrascht, denn der Verhandlungstermin war vor einigen Monaten schonmal angesetzt, aber dann auf gestern verschoben worden. Die Berufung hätte ja schon beim ersten Termin zurückgezogen werden können.

FAZ (dpa): Urteil zur Erpressung einer Polizistin rechtskräftig