Die Coronavirus-Lage wird uns wohl noch länger begleiten

SARS-CoV-2, Darstellung des Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Foto: Alissa Eckert, MS, Dan Higgins, MAMS

Es gibt schlüssige Simulationen , dass „Flatten the Curve“, um die Coronavirus-Lage in den Griff zu bekommen, nicht mal eben in vier Wochen vorbei ist. Und auch nicht in sechs Wochen, weil einige noch Corona-Partys feierten.

Denn was mir natürlich auch nicht aufgefallen war: Wenn 82 Mio. Menschen in Deutschland so langsam angesteckt werden „sollen“, dass man mit der medizinischer Behandlung hinterherkommt, dann dauert das, weil 82 Mio. sehr viele Menschen sind.

spiegel.de: Eine Frage von Monaten – Falls in den kommenden Monaten weder Medikamente noch eine Impfung verfügbar sind, könnte der Lockdown im Extremfall bis ins Jahr 2021 hinein gehen.

„Wir müssen vielleicht davon ausgehen, dass wir gesellschaftlich ein Jahr im Ausnahmezustand verbringen müssen.“
Der Virologe Christian Drosten in der ZEIT.

quarks.de: Darum ist die Corona-Pandemie nicht in wenigen Wochen vorbei

RKI: Modellierung von Beispielszenarien der SARS-CoV-2-Epidemie 2020 in Deutschland (PDF).

Mikroplastik, und wie wir alle es herstellen

Eine Mikroplastikproduktionsmaschine ist beispieweise ein Rasentrimmer. Denn der trimmt das Gras mit einem Nylonfaden. Der dabei auch immer ein bisschen kleiner wird, weil er ja auch gegen was härteres als Gras schlägt. Und das Zeug landet auf dem Rasen.

Was es noch so an Mikroplastikquellen gibt, war gestern Thema auf einem Seminar in Darmstadt.

Echo online: Durch Abrieb bei Farben und Lacken kommen 65 Gramm Mikroplastik pro Deutschen und Jahr zusammen (€)

Über „Professoren, die wie Könige herrschen“

Man hat ja manchmal so eine Ahnung, das generell was nicht richtig in der eigenen Branche läuft, wenn man fünf Jahre in einem Institut war. Aber es zeigt sich, dass ich im Jahr 2001 doch die richtige Entscheidung traf. Da kannte ich nur noch nicht Axel Brennickes Laborjornal-Kolumne – weil er die erst 2003 begann.

Laborjournal Professoren wie Könige – Denn so wie noch im 18. Jahrhundert Offiziersstellen für den Adel reserviert blieben, sind in den Kliniken höhere Pöstchen oder gar Professuren für Labormedizin, Nuklearanalytik oder Mikroskopie den Medizinern vorbehalten. Das ist auch richtig so, denn die Mediziner müssen sich mit einem in drei Monaten hart erarbeiteten „Dr. med.“ adeln, während ein Biologe seine Inferiorität schon dadurch zum Ausdruck bringt, dass er mindestens drei Jahre für seinen schäbigen „Dr. rer. nat.“ braucht. Es ist also nur legitim, dass sich später nur mit einem „Dr. med.“ echtes Geld verdienen lässt.

Und ich habe nicht den Eindruck, dass sich das geändert hat.

spektrum.de, 30.10.2018: Macht und Machtmissbrauch in der Wissenschaft – Auf der einen Seite stehen befristet beschäftigte Doktoranden, deren Status oft durch und durch prekär ist. Auf der anderen Seite Professoren, denen das Wissenschaftssystem maximale Freiheiten und Macht garantiert und von deren Wohlwollen ihre Mitarbeiter fachlich und ökonomisch abhängig sind.

Überraschender Mieter im Weiterstädter Logistikzentrum

Als ich hörte, dass das Weiterstädter Logistikzentrum ausgebucht sei, habe ich für einen Artikel beim Makler CBRE nachgefragt, wer denn die zum Schluss dazu gekommenen Mieter seien.

„Die müssten GSI heißen“, sagte mir der Mitarbeiter, der die Unterlagen gerade nicht greifbar hatte. „Hm“, sagte ich, „GSI ist bei uns in Darmstadt ja die Gesellschaft für Schwerionenforschung.“ Nur, die GSI macht doch keine Logistik. Also guckte ich, ob es noch eine Firma mit der Abkürzung GSI gibt. Fand aber nicht so richtig was. Weswegen ich auf einen Buchstabenfehler oder -dreher tippte und nochmal fragte, ob es nicht vielleicht GLS ist (die fahren ja Pakete aus). „Doch, GSI Helmholtzzentrum“, wurde mir daraufhin mitgeteilt. Ok, mit Helmholtzzentrum war das eindeutig „unsere“ GSI. Woraufhin ich dann bei der GSI-Pressestelle nachfragte, was die denn in dem Logistiklager machen.

Echo Online: Weiterstädter Logistikzentrum ist ausgebucht

Neues zu Wernher von Braun?

Wernher von Braun soll gar nicht der tolle Raketenbauer gewesen sein, sagt der ehemalige Politiker Christopher Lauer in seiner Bachelorarbeit. Und das kommt in dem Jahr raus, in dem sich die Mondlandung zum 50. Mal jährt.

Christopher Lauer: Bachelorarbeit: Umstände und Voraussetzungen für Wernher von Brauns Eintritt in das Heereswaffenamt

Nachtrag: Es gibt einen Podcast mit Christopher Lauer, der sich ganz unterhaltsam anhört. Da klingt es so, dass Wernher von Brauns Vater – Magnus von Braun, Reichslandwirtschaftsminister von 1932 bis 1933 – geguckt hat, dass sein raketeninteressierter, aber mathematisch nicht so begabter Sohn Wernher bei den Raketenforschern der Reichswehr unterkommt.

A propos Wernher von Braun, da gibt es noch so ein Spottlied von Tom Lehrer auf YouTube …

Wenn die Primärpersönlichkeit sich frei entfalten kann

Alkohol, Reichtum aber auch Macht legen meiner Erfahrung nach die Primärpersönlichkeit frei. Das heißt, mit wirtschaftlicher Unabhängigkkeit und/oder nicht kontrollierbaren Einfluss fallen die Hemmungen, wie sie auch unter Alkohol fallen, und man zeigt, wie man wirklich ist.

„Geld verdirbt den Charakter“, lautet ein Sprichwort, aber für mich sieht es eher so aus, dass es einem eher ermöglicht, so zu sein, wie er ist. Tja, und nun die Überleitung: Es gibt Berichte über Machtmissbrauch in der Forschung durch Wissenschaftlerinnen. Denn so manche Führungsposition in der Forschung ist recht sicher und mit vielen Möglichkeiten ausgestattet. Da fehlt meiner Meinung nach Kontrolle, unsägliche Professorenauftritte kennt nahezu jeder.

Buzzfeed nennt in seinen Artikeln jetzt auch Namen.

buzzfeed.com: Eine Star-Wissenschaftlerin der Max-Planck-Gesellschaft soll über Jahre ihre Mitarbeiter schikaniert haben

buzzfeed.com: Sie ist die bekannteste Empathie-Forscherin der Welt – und soll jahrelang Mitarbeiter gemobbt haben

spiegel.de: „Ihr Verhalten war unvorhersehbar, und ich hatte Angst und Stress“

spiegel.de: Tatort Universität

Wenn man jetzt noch darauf guckt, dass es auch Forschungsbetrug gibt, bleibt nur die Erkenntnis, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht automatisch die besseren Menschen sind.

Zweifelhafte „Fachzeitschriften“ die alles publizieren

Das „Farce“-Journal, von dem es nur ein Cover gibt, ist natürlich von mir frei erfunden genauso wie die Inhalte. Aber es gibt tatsächlich pseudowissenschaftliche Journals in denen alles mögliche scheinbar seriös publiziert wird, wie NDR, Süddeutsche und WDR zeigen. Die Grafik ist ein 3D-Modell des Proteins Myoglobin. Die Abbildung ist laut dem Autor AzaToth Public Domain und steht in Wikimedia Commons.

Zu meiner Zeit im Labor hatte ich ja mal gelästert, dass man doch Fachzeitschriften (Journals) mit Namen wie „Forum of Artifacts and kinky Experiments“ oder „Forum of Artifical Research and Contrived Experiments“ herausbringen sollte, damit man auch jeden Unsinn irgendwo publiziert bekommt. Dass die Journals abgekürzt FAKE und FARCE heißen würden, war natürlich Absicht, damit auch die stumpfsten Kollegen merkten, dass das ein Witz sein sollte. Aber witzig ist das eigentlich gar nicht, denn auf solche Fake-Journals mit entsprechend erfundenen oder schlechten Studien fallen auch Menschen herein, die glauben so ein neues Medikament gegen ihre Krankheit gefunden zu haben.

Heute habe ich nun mitbekommen, dass es solche Fake-Journals tatsächlich gibt. Die heißen natürlich anders, denn sie sollen seriös klingen. NDR, Süddeutsche Zeitung und WDR haben einiges recherchiert, Weiterlesen

Paul-Ehrlich-Institut sucht einen neuen Standort – vielleicht bei Griesheim

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen sucht einen neuen Standort. Unter anderem scheinen Konversionsflächen am August-Euler-Flugplatz in Griesheim im Gespräch zu sein, aber auch Hanau scheint interessiert zu sein.

Das PEI ist Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, es erforscht, prüft und bewertet Nutzen und Risiko „biomedi­zinischer Human-Arzneimittel und immunologischer Tier-Arzneimittel“. Das PEI hatte unter auch im Fall der Bottroper „Alten Apotheke“ die zu dünn angesetzen Krebsmedikamente untersucht.

Echo online: Konversionsflächen bei Griesheim – kommt das Paul-Ehrlich-Institut?

Das PEI will tatsächlich umziehen, wie sich aus dessen Weiterlesen

Warum nimmt man sich nicht Hans Roslings TED-Talks als Vorbild?

TED-Talks sollen vom Anspruch her ja tolle Vorträge sein. Aber ich finde die meisten langweilig.

Vielleicht sehe ich nur die falschen, vielleicht habe ich da falsche Vorstellungen. Aber das erste Video, das ich unter dem Label „TED“ sah, war eines mit Hans Rosling. Der mit Text und sinnvoll animierten Grafiken zeigte, wie sich die Welt (alle Länder) tendenziell positiv entwickelt.

TED-Video vom 22.05.2012: Hans Rosling hatte eine Frage: Haben einige Religionen eine höhere Geburtenrate als andere – und wie wirkt sich das auf das globale Bevölkerungswachstum aus? Auf dem TEDxSummit in Doha, Qatar, kartiert er Zeit und Religionen überspannende Daten. Mit seinem ihm eigenen Humor und Scharfsinn kommt er zu einer erstaunlichen Erkenntnis über die Weltfruchtbarkeitsraten.

Seitdem erwarte ich bei TED solche gelungenen Kombinationen von Text und Bild. Aber was mir unter TED in den meines Timelines als „ganz toll“ nahegelegt wird, sind wenig packende Vorträge, weil eben einer auf einer Bühne mit dem TED-Logo steht und irgendwas erzählt.

Und wobei oft auf jegliche Grafik zur besseren Erläuterung verzichtet wird – weil Powerpoint und Konsorten ja böse sind und vom gesprochenen Wort ablenken.

Dass sie aber auf einen Blick etwas zeigen können (wie eben Hans Roslings Grafiken und Animationen) wird offenbar ignoriert. Klar, solche Animationen machen Arbeit, und man muss nachdenken, wie man Sachverhalte visualieren kann.

Aber ich glaube, wenn das gelingt, dann begeistert es wirklich, der Funke springt über, man kann es sich merken und erzählt es weiter. Aber wenn einer vorne steht und nur was erzählt, nun ja … Ich habe bislang nur Hans Rosling weiterempfohlen. Und von ihm kommt nichts mehr, denn er ist Anfang 2017 verstorben.

Grüne und Wissenschaft

Die Grünen haben was gemerkt. Wissenschaft zählt nur, wenn es ihnen in den Kram passt. Das fiel in der Glyphosatdebatte auf.

2002 hatte die damalige Ernährungs- und Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) das Bundesinstitut für Risikobewertung gegründet, um Risikoeinschätzung und Risikomanagement zu trennen. Aber als das BfR bei Glyphosat keine Risiken sah, war das plötzlich nicht mehr ok (taz: „Ich bin entgeistert“).

SpOn: Wie die Grünen Monsanto ärgern könnten – Die Faktentreue der Grünen reicht jedoch immer nur so weit, wie sie zum eigenen Idealismus passt. Als die EFSA zu dem Schluss kam, dass vom Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat keine Krebsgefahr für den Menschen ausgeht, stellte die Partei deren Glaubwürdigkeit plötzlich in Frage.

Jetzt wird das bei den Grünen selbst diskutiert: Vom schwierigen Verhältnis zwischen Grün und Wissenschaft