RMV-Fahrplanauskunft und ihre Logik – 800 Meter laufen oder 30 Minuten warten

Der RMV-Online-Fahrplan hat eine seltsame Logik. Ich wollte am Sonntag um 10.15 Uhr in der Berliner Straße 1 in Weiterstadt sein. Einstieg sollte die Darmstädter Pallaswiesenstraße sein und als Ziel gab ich die Adresse an. Das System schlägt mir vor bis zur Sudetenstraße zu fahren und dann rund 800 Meter zu laufen. Naja. Zwei Haltestellen weiter ist die Haltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz in Weiterstadt (auch „Dalles“ genannt) von da aus sind sind es 500 Meter.

Pallaswiesenstraße – Sudetenstraße

Ich finde heraus, dass die Haltestelle an meinem Ziel „Heinrichstraße“ heißt. Also nochmal, Pallaswiesenstraße los, Ziel Heinrichstraße. Aha, ich muss am Wilhelm-Leuschner-Platz in Weiterstadt umsteigen, 28 Minuten warten und dann kommt der Bus in die Heinrichstraße. Was soll denn das? Vom Dalles sind es 500 Meter bis zur Berliner Straße 1 und das dauert keine halbe Stunde.

Pallaswiesenstraße – Heinrichstraße

Also tricksen: Abfahrt an der Haltestelle Windmühle (kreuzen ein paar Buslinien) in Darmstadt, Ziel Heinrichstraße. Aha, der Bus von dort fährt direkt zur Heinrichstraße. Allerdings muss ich von der Pallaswiesenstraße zur Windmühle 800 Meter laufen. Warum wird das nicht angeboten? Mich in Weiterstadt unsinnigerweise 800 Meter (es geht ja kürzer) laufen lassen, ist doch auch kein Problem?

Windmühle – Heinrichstraße

Mein Fazit: Unlogische Fahrplanauskünfte aber jedes Jahr die Fahrpreise erhöhen.

Nachtrag zum „Dalles“: Die Wikipedia schreibt von einem Ort in den USA, der The Dalles heißt und dass der Name vom französischen „la dalle“ kommt, was soviel viel Bodenplatte oder Steinplatte bedeutet. Französisch könnte auch nach Südhessen passen. War der Platz in einer Zeit in der das ungewöhnlich war – und Französisch „in“ – mit Platten gepflastert?

Für Sprinter, Optimisten, Gernevielzahler und Blitzsurfer

Ich suche einen Zug nach Essen. Also auf Bahn.de und schauen was geht. Oh, nur einmal umsteigen, aber da steht Bus? Ok, der Airliner bringt mich zum Flughafenbahnhof. Dort habe ich dann 10 Minuten Zeit zum Umsteigen in den ICE … Moment, da steht aber auch dass ich 10 Minuten Fußweg habe. Hallo, Bahn? Busse sind meinen Erfahrungen nach nicht unbedingt pünktlich. Klar, wenn es nicht klappt bin natürlich ich schuld. Und Zuschlag darf ich für den Bus auch noch zahlen, schon klar. Günstig ist anders.

Zweiter Anlauf: Zweimal umsteigen und fahren mit RB, IC und ICE. Aber die Zeiten zum Umsteigen sind wenigstens realistisch. Aber zweimal Umsteigen kann zweimal schiefgehen.

Dritter Anlauf mit späterer Ankunftzeit: Na also, eine Direktverbindung. Nur gibt es dafür kein 29-Euro-Dauer-Spezial. Auch nicht für sechs Wochen vor der Fahrt. Nächstes Preisstufe ist 59 Euro. Ich hör‘ das Lockvögelchen singen.

Also späteren Zug suchen. Und ohne Bus. Der kostet ja extra.

Ok, das war’s: Rückfahrten ab 23 Uhr (wenn ich 20 Uhr eingebe) mit über sechs Stunden Fahrtdauer (wegen gut drei Stunden Aufenthalt in Frankfurt) sind sicher nicht das was ich will. Kann man in diese Datenbanken nicht mal Sinnhaftigkeitsabfragen einbauen? Natürlich nicht, ich soll ja die Nerven verlieren und die nächste, teurere Verbindung buchen.

Oh. Eine Meldung im Browser:

Sehr geehrte Kundin, sehr geehrter Kunde,
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Nö Leute, wirklich nicht mehr. Erst Verbindungen anbieten, die zeitkritisch sind, dann einen lange suchen lassen, bis es passt, dann gibt es das vielbeworbene Angebot gerade nicht und einen Timeout.

Und da wundert sich noch einer, warum die Leute mit dem Auto fahren? Da tippt man das Ziel ins Navi und los geht’s. Jederzeit. Wann man will. Ohne Fahrplan. Und ob ich im Stau stehe oder wegen Verspätungen später komme, ist nachher echt egal. Entspannend ist beides nicht. Genausowenig wie die Sucherei nach der passenden preiswerten Verbindung.

Voller Gerichtssaal – Handy konfisziert

Volle Gerichtssäle wie im Fernsehfilm oder den Gerichtsshows sind irre selten. Und wenn es voll ist, dann bedeutet das für Richter und Wachtmeister erhöhte Aufmerksamkeit. Denn die Zuschauer sind dann meistens da, weil Bekannte, Freunde oder Verwandte vor Gericht stehen oder Opfer waren.

Am Mittwoch war es entsprechend voll, der Fall hat Wellen geschlagen, weil die Familie es nicht einfach hinnehmen wollte, dass der Sohn und Bruder tot ist. Erstmal flogen die Jurastudenten aus dem Saal, die an dem Tag im Landgericht waren, um mal die Praxis zu beobachten; dafür durften die interessierte Öffentlichkeit dann rein. Praktischerweise war die erste Reihe für die Presse reserviert, denn neben den üblichen Schreibern der Lokalzeitungen, waren noch Radio und Fernsehen, teilweise vom gleichen Sender aber verschiedenen Redaktionen, da.

Der Vorsitzende erinnerte auch sofort ans absolute Handyverbot was recht schnell ein Opfer fand: Einen Agentur-Kollegen. Der schrieb auf seinem Smartphone gleich mit – was den Wachtmeister und Richter aber nicht interessierte. Das schlaue Kästchen wurde bis zur Mittagspause eingezogen und ich guckte, dass bei mir auch der Vibrationsalarm aus war.

Da alle Plätze besetzt waren, und vor dem Saal weitere Zuschauer und Journalisten warteten galt zudem die „weggegangen, Platz vergangen“-Regel. Der Kollege vom Radio, der zwischendurch was anderes erledigen wollte/musste musste daher zweimal draußen warten, bis ein anderer ging.

„Einer demokratischen Partei unwürdig“

Am Freitag war ich auf einer FDP-Veranstaltung:

Der Darmstädter FDP-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Leif Blum kritisierte unter Applaus den Umgang der SPD mit ihren vier Landtagsabgeordneten. „Wir müssen auch den Menschen sagen, dass das, was wir in der SPD erlebt haben, einer demokratischen Partei unwürdig ist.“

Ich hatte mich in dem Moment gefragt, wie die Stimmung in dieser Versammlung gewesen wäre, wenn Leif Blum zuvor verkündet hätte er und zwei Fraktionskollegen wählten nun Andrea Ypsilanti. Und man nicht locker über die SPD hätte reden können.

Ich persönlich meine auch, dass man besonders mit direkt gewählten Abgeordneten so nicht umgehen kann. Bei Mandatsträgern, die über die Liste gekommen sind, sehe ich persönlich das etwas anders (die Verfassung macht da keinen Unterschied, schon klar).