Erinnerungen an Corona im März

Eigentlich ist das nur eine Merk- und Wiederfindehilfe für mich. Nur wenn ich das jetzt so ins Blog schreibe, dann braucht es doch noch etwas Text.

Gabor Steingart schrieb in seinem Morning Briefing am 4. März 2020 unter anderem über das Coronavirus:

Fazit: Bald könnte es zu einem natürlichen Ende der Hysterie kommen. Das wärmere Wetter schwächt die Überlebensfähigkeit des Virus, stärkt die Immunkräfte des Körpers und führt zu mehr räumlicher Distanz zwischen den Menschen. Im kommenden Winter werden sich die meisten Teilnehmer dieses Angstseminars kaum mehr an ihr Coronafieber erinnern – und falls doch, dann mit einem Schmunzeln.

Ich höre schon wie Ende 2020 die Eltern über die Schulschließungen, die Wirte über ihre geschlossenen Gaststätten, und die Veranstaltungsbranche über das ruhige Jahr 2020 schmunzeln.

Kristallkugel: „Top 30 bis 30“

Das „medium magazin“ hat seine „Top 30 bis 30“ für dieses Jahr vorgestellt. Zu den journalistischen Talenten zwischen 21 und 30 Jahren gehören (in alphabetischer Reihenfolge):

Viktoria Bolmer (Bento/„Der Spiegel“), Daphne Flieger (ZDF Digital), Nikolas Golsch (Radio Bremen), Ciani-Sophia Hoeder (Freie Journalistin/Gründerin RosaMag), Ilka Knigge (freie Redakteurin DLF Nova und Puls,BR), Marian Kopocz (Focus Money/kleingeldhelden.com), Marvin Ku (freier Journalist/Henri-Nannen-Schule), Nike Laurenz („Der Spiegel“), Vinzent-Vitus Leitgeb („Süddeutsche Zeitung“), Julia Lorenz (freie Autorin), Yasmine M’Barek (freie Journalistin), Antonia Mannweiler („Frankfurter Allgemeine Zeitung“), Selina Marx (SWR), Sebastian Meineck (Vice Deutschland), Iris Meinhardt (Bayerischer Rundfunk), August Modersohn („Die Zeit“), Ibrahim Naber (freier Journalist), Daniel Noglik („Ostfriesen-Zeitung“), Christian Orth (Bayrischer Rundfunk), Anna Paarmann („Landeszeitung für die Lüneburger Heide“), Robert Pausch („Die Zeit“), Anna Reuß („Süddeutsche Zeitung“), Antonia Schaefer (freie Auslandskorrespondentin, z.Zt. Bogotá/Kolumbien), Paul Schwenn (freier Journalist), Manuel Stark (freier Journalist), Lara Thiede („jetzt-Magazin“ der „Süddeutschen Zeitung“), Frederik von Castell (fester freier Journalist Hessischer Rundfunk), Elisa von Hof („Der Spiegel“), Erica Zingher („taz“) und das Team „Sozusagen“ mit den vier Gründerinnen und freien Journalistinnen Aurelie von Blazekovic, Antonia Franz, Constanze Kainz und Regina Steffens.

(Ich gebe das hier deswegen wieder, damit ich selber dran denke in ein paar Jahren zu gucken wie gut die Medien beim „medium magazin“ die Zukunft vorhergesagt haben.)

Leser, Hörer und Zuschauer können mehr

Der NDR freut sich, dass der Podcast „Coronavirus-Update“ mit dem Virologen und Coronavirenkenner Christian Drosten so gut ankommt. Obwohl die einzelnen Folgen 30 Minuten und länger dauern.

Ich glaube, dass da die klassischen Medien was nicht mitbekommen haben. Denn dass Hörer 30 Minuten und mehr „aushalten“, wundert mich nicht. Wenn es die Menschen interessiert, bleiben die dran. Die Formatradio-Idee, Wortbeiträge möglichst kurz zu halten, weil die Leute sonst abschalten, ist nicht allgemeingültig. (Ich hatte irgendwann aufgehört SWF3 zu hören, weil die anfingen in den 90ern einen interessanter Beitrag über eine Stunde mit viel Musik dazwischen zu strecken.)

Und dass das Publikum mehr kann, kann man schon seit einiger Zeit sehen, Ich denke da nur an die – anderes Genre, aber auch sehr speziell – ganzen Besprechungen der „Game of Thrones“-Folgen diverser YouTube-Kanäle. Das wurde eine Folge von ein bis vier Experten (halt für TV, Film und die Bücher) teilweise länger besprochen als die Folge selbst dauerte. Und die hatten das ja nicht nur zum Spaß gemacht, die hatten auch viele Clicks und haben dabei an ihre Werbeeinnahmen gedacht.

Und wenn so ein Influencer in seinem Format 30 Minuten eine Kamera oder ein Brettspiel bespricht, dann bleiben die Zuschauer ja auch dran.

Aber dass es diese Videos gibt, zeigt mir, dass es da auch eine Nachfrage gibt. Die die klassischen Medien an diese „YouTuber“ abgegeben haben.

Coronavirus-Lageeinschätzungen im Januar 2020

SARS-CoV-2, Darstellung des Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Foto: Alissa Eckert, MS, Dan Higgins, MAMS

22. Januar 2020
3sat nano: Wie gefährlich ist das Corona-Virus?
– (ab 2’14“): „Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich das Virus nicht sehr stark auf der Welt ausbreitet.“ RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar Wieler.
– (ab 3’14“): „Heute ist es so, dass wir einen wesentlich geringeren Anteil haben an Todesfällen, auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit scheint geringer zu sein. So dass ich davon ausgehe, dass sich das SARS-Horrorszenario von 2003 nicht wiederholen wird.“ (…) „Und ich bin durchaus der Meinung, dass man sich darauf vorbereiten müsste. Insofern teile ich nicht ganz die Gelassenheit des Robert-Koch-Instituts.“ Prof. Dr. Aleander Kekulé

tagesschau.de: Muss sich Deutschland wappnen? – „Die jetzige Risikobewertung zeigt, dass von den Menschen, die infiziert werden, nur wenige sehr stark krank werden – und auch nur ein kleiner Teil verstirbt. Darum ist die Virulenz oder das pathogene Potenzial dieses Virus nach dem heutigen Kenntnisstand insgesamt als klein einzuschätzen.“ RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar Wieler

„Wir können das derzeit noch nicht einschätzen. Die Einschätzung derzeit ist, dass das noch überschaubar ist und wir wahrscheinlich nicht vor der nächsten großen Pandemie stehen.“ Prof. Dr. Marylyn Addo, Leiterin Sektion Infektiologie UKE Hamburg

28. Januar 2020:
Spiegel: Die Ankunft des Coronavirus in Deutschland – „Die Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Deutschland bleibt nach unserer Einschätzung weiterhin gering.“ (…) „Für übertriebene Sorge gibt es keinen Grund.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Netflix anstelle Star Wars?

Die „Game of Thrones“-Macher ziehen sich wegen Netflix-Deal bei Disneys „Star Wars“ zurück, meldet DWDL.de. Und zitiert den Netflix-Chef Ted Sarandos mit: „Wir freuen uns, die Meistergeschichtenerzähler David Benioff und Dan Weiss bei Netflix begrüßen zu können.“

Naja, ich weiß ja nicht. Denn von „Game of Thrones“ habe ich für mich mitgenommen, dass die beiden ohne meisterhafte Vorlage nur in der Lage sind, die zwei letzten Staffeln einer Serie in den Sand zu setzen.

Daher kann das für „Star Wars“ (dessen Episoden VII und VIII ich einfach übel fand) nur gut sein (denn Minus und Minus wird kein Plus) und schlecht für Netflix. Es sei denn, Netflix hat die meisterhaften Vorlagen, die David Benioff und D.B. Weiss in Serien und Filme umgießen können.

https://www.dwdl.de/nachrichten/74706/netflixdeal_sprengt_disneys_star_warsplaene/

Der Streisand-Effekt ist dieses Mal auf der IAA

Frankfurts OB Peter Feldmann hält (SPD) dort dieses Jahre keine Rede zur Eröffnung, weil der Veranstalter das nicht vorgesehen hat. Vermutlich hätte ich die Ansprache kaum mitbekommen, wenn sie gehalten worden wäre. Aber so eine Rede, die nicht gehalten werden sollte, ist natürlich was ganz anderes. Und spricht sich rum, wie das halt bei Streisand-Effekt so ist.

Peter Feldmanns Facbook Pinnwand: Die nicht gehaltene Rede zur IAA 2019

Und Darmstadts OB Jochen Partsch (Grüne) hat deswegen einen Bürgerdialog über die Mobilität der Zukunft am Freitagabend auf der Internationalen Automobil Ausstellung abgesagt.

Weiterstadt: Die Politik soll zum Bürger kommen

Im Weiterstädter Rathaus tagen das Stradtparlament und die Ausschüsse.

Wenn die Weiterstädter ihre Kommunalpolitiker im Parlament in Aktion sehen wollen, müssen sie ins Rathaus im Stadtteil Riedbahn kommen. Dort tagen die Ausschüsse und die Stadtverordnetenversammlung. Die SPD-Fraktion will das künftig ein wenig umkehren; die Politik soll zum Bürger kommen.

Echo online: Aus der Sitzung direkt ins Netz

Links, 8. Januar 2018

Echo online: Betreiber des „Rheinneckarblogs“ verurteilt: 12.000 Euro für „Fake News“ – correctiv.org (26.3.2018): Die vom „Rheinneckarblog“ erfundene Terror-Story ist kein „Gonzo-Journalismus“

KressNews: Journalisten zählen zu den Gewinnern der Digitalisierung. Aber nicht alle

dpa: dpa-Faktenchecks (gibt es schon seit einem halben Jahr, aber mir waren sie jetzt erst aufgefallen.)

Haltungs- und Fallschirmjournalismus

Ich packe mal zwei Dinge in einen Blogeintrag, weil sie bei der Causa Relotius zusammenfallen.

Ersten wundere ich mich, dass die Leute, die sich beschweren, dass die Presse „festgelegt“ sei, selbst festgelegt sind. Zwischen 2012 und 2016 hat der inzwischen berüchtigte Reporter Claas Relotius für die Schweizer „Weltwoche“ 28 Texte geschrieben, 18 für „Cicero“, sechs für die „Welt“ und drei für die FAS. Das sind 55 Artikel für nicht-linke Blätter. Aber vor allem Rechte reden jetzt von einem „linke Haltungsjournalismus“, weil sie nur 60 Spiegel-Artikel sehen wollen. (Wikipedialemma zu Claas Relotius Übersicht seiner Artikel)

Und was mir zweitens auffällt: Ich als Lokalreporter tue mich ja schon schwer, wenn ich in einer Nachbarkommune einspringen soll. Weil ich mich da null auskenne und in absehbarer Zeit auch nicht wiederkommen werde. Jetzt spreche ich ja die Landessprache und kenne die gesellschaftliche Großwetterlage. Aber wie ist das erst in Ländern in denen man auf Dolmetscher, Stringer und Fixer angewiesen ist? Die Praxis scheint zu zeigen, dass das funktioniert, aber wer sagt mir, dass die Dolmetscher korrekt übersetzen und die Fixer mir die richtigen Leute vermitteln? Eigentlich sollte man wenigstens Reporterinnen und Reporter hinschicken, die die jeweilige Landessprache können. Und nicht Starreporter mit dem Fallschirm abspringen lassen, die sich dann wie im 19. Jahrhundert eine Expedition mit einheimischen Wasserträgern zusammenkaufen.