Armin Laschet, sein Team und der Exzellenz-Effekt

Im Bundestagswahlkampf 2002 schaffte es der Unionskanzlerkandidat regelmäßig Aufmerksamkeit zu bekommen, weil er laufend ein Mitglied seines „Kompetenzteams“ vorstellen konnte. Und die Genossen guckten etwas ratlos, weil sie diesem Manöver nichts entgegensetzen konnten, das Bundeskabinett konnte man ja nicht noch mehr ins Rampenlicht rücken, das war ja schon bekannt.

Nun hat der Unionskanzlerkandidat Armin Laschet sein Team vorgestellt. Was allerdings auf mich eher wie „aus dem Hut gezaubert“ vorkommt. Zudem finde ich nicht, dass Armin Laschet da jetzt Schwergewichte aus der Union zusammengestellt hat (ok, Friedrich Merz, aber das war es dann auch). So dass mir leider als erstes der Satz

„A-Leute ziehen A-Leute – B-Leute nur C-Leute“

einfiel. Sowas ist also nicht neu und hat auch einen Namen: Exzellenz-Effekt

Ich sagte aber auch, dass ich keine Ahnung habe, schließlich hatte ich auch Helmut Kohl und Angela Merkel keine 16 Jahre im Kanzleramt zugetraut.

Die Chancen von Armin Laschet und Annalena Baerbock

Ich traue ja weder Armin Laschet noch Annalena Baerbock zu, dass sie die Bundesregierung führen können.

Allerdings ging mir das schon so, als Angela Merkel 2005 Bundeskanzlerin wurde. Ich hatte nicht geglaubt, dass sie es wird und dass sie so lange im Amt bleibt.

So gesehen haben Armin Laschet und Annalena Baerbock also gute Chancen.

Selbstkontrolle beim Pressetermin

Da es ja gerade die Diskussion um den im Hintergrund lachenden Armin Laschet gibt;

Eine generelle Anmerkung eines Provinzreporters. Es sieht auf Fotos besser aus, wenn man die Person, die spricht, interessiert anguckt (besonders wenn die gestikuliert; bei Gesten lösen Fotografen nämlich besonders gerne aus).

Zum Vergleich zwei Bilder, Namen tun nichts zur Sache. Mal wird hingeguckt, mal wird gerade weggeguckt. Was wirkt interessierter und zugewandter?

Gründe für Armin Laschet

„Vier Gründe, warum Laschet trotzdem Kanzler wird“, kennt Wolfram Weimer und erzählt uns davon auf n-tv.de.

Ich kenne noch einen: Er wir so relativ normal. Der Typ Familienvater, der nur das Beste will, aber eben nicht alles kann, und eben auch nicht Virologie, wie ganz, ganz viele andere von uns auch nicht. Der auch mal was verschusselt, es dann aber auch ausbügelt, auch wenn er es dabei übertreibt (Spiegel: Klausuren verloren, Noten ausgedacht).

Und er ist kein Bayer (in dem Fall sind auch Franken Bayern, tut mir leid). Was außerhalb Bayerns und besonders im Norden doch ganz hilfreich ist. Was aber kein Grund ist, warum Armin Laschet Kanzler wird, sondern, warum es Markus Söder nicht geworden wäre.

Dass ich finde, dass die Union nach 16 Jahren in der Bundesregierung mal abgewählt werden sollte, steht auf einem anderen Blatt.

Fehlerkultur bei Politikern, aber einer hatte es nicht verstanden

SARS-CoV-2, Quelle: CDC Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM

7. Januar 2021: Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) bei RTL: „Wir hätten schon Mitte Oktober entscheidender und deutlicher handeln müssen.

7. Januar 2021: Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke, Thüringen) im ZDF: „Die Kanzlerin hat recht gehabt.

9. Januar 2021: Ministerpräsidentent Michael Kretschmer (CDU, Sachsen) in der „Freien Presse“: „Wir waren im Herbst noch zu zögerlich“ (€)

Das klingt für mich schonmal einsichtiger als Ministerpräsident Armin Laschet (CDU, NRW).

23. Dezember 2020, der zweite Shutdown lief schon, und Armin Lascht wollte sich im Spiegel (€) entschuldigen. Er sagte: „Es war aus heutiger Sicht falsch, im März als Erstes die Schulen und Kitas zu schließen. Im Frühling sind viele Menschen allein gestorben, weil die Heime abgeriegelt wurden. Das ist ein Schaden, den wir nicht wiedergutmachen können. Irreparabel. Nicht korrigierbar. Da können wir Verantwortlichen in der Politik die Angehörigen nur um Verzeihung bitten.“

Da hätte ich aber von Armin Laschet eine andere Einsicht erwartet. Tatsächlich war es ja so, dass die Bundeskanzlerin am 28. September 2020 vor 19.200 Fällen pro Tag an Heiligabend gewarnt hatte, wie der Tagesspiegel damals schrieb: „Vor den nächsten Beratungen mit den Bundesländern über die Corona-Krise an diesem Dienstag hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einem deutlichen Anstieg der Ansteckungszahlen in Deutschland gewarnt. Wenn diese sich wöchentlich so weiterentwickeln würden wie bisher, werde es zu Weihnachten 19.200 Neuinfektionen am Tag geben, sagte Merkel am Montag nach Angaben aus Teilnehmerkreisen in einer Videokonferenz des CDU-Präsidiums.“

Am 29. September war eine Konferenz mit den Ministerpäsidentinnen und -präsidenten, ebenso am 9. Oktober. Der Shutdown wurde erst Ende Oktober beschlossen.

Nachtrag, ich habe jetzt die ganze Markus Lanz-Talkshow mit Bodo Ramelow gesehen. Ein Verhältnis zu Zahlen hat er aber immer noch nicht. Als es um die Vakzin-Einkäufe durch die EU ging, verteidigte er vehement die Einkaufspolitik, die aber zunächst zu zuwenig Impfstoff geführt hatte. Anstelle mal kurz über das Argument des „Zeit“-Journalisten in der Runde nachzudenken, dass Vakzine allemal günstiger sind als Tote, Landzeitpatienten, Steuerausfälle und Nothilfeprogramme.

Was ich ja mal anhand der bei Twitter durchgesickterten Vakzinkosten nachgerechnet hatte:

Rechnerische Kosten, um die ganze EU-Bevölkerung impfen zu können. Die 80 Millionen Deutschen kosten 9 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Alleine in Deutschland wurden 9 Milliarden Euro Nothilfe in die Lufthansa gesteckt, 20 Milliarden in die Umsatzsteuersenkung und nochmal 20 Milliarden Euro ins Kurzarbeitergeld.

Wahlkreis Aachen II macht NRW-Wahl nochmal spannend

Die Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen hat die Landtagswahl jenseits vom Ergebnis ja nochmal spannend gemacht. Denn die CDU hatte mehr Direktmandate gewonnen als ihr nach Zweitstimmen zugestanden hätten.
Das wäre aber nicht das Problem, da bekommen die anderen Parteien Ausgleichsmandate. Nur ob der CDU-Ministerpräsidentenkandidat Armin Laschet sein Direktmandat gewinnt, war deswegen lange unsicher. Und ohne Direktmandat wäre er nicht in den Landtag gekommen.
Was aber wichtig ist, wenn man in NRW Regierungschef werden will. Blöderweise steht nämlich in der Landesverfassung:

Artikel 52: Der Landtag wählt aus seiner Mitte in geheimer Wahl ohne Aussprache den Ministerpräsidenten mit mehr als der Hälfte der gesetzlichen Zahl seiner Mitglieder.

Und „aus seiner Mitte“ bedeutet ganz einfach, dass der Ministerpräsident gewählter Abgeordneter sein muss … Das heißt: Hätte Armin Laschet seinen Wahlkreis Aachen II nicht mit 567 Stimmen mehr gewonnen, hätte die CDU sich was überlegen müssen. Bzw. einen Abgeordneten aus ihren Reihen überzeugen müssen, dass er zurücktritt und so Laschet nachrücken kann.