„Die Anstalt“ – Ein Solo weniger ist manchmal mehr

Eine Frühlingsgeschichte:

„In Frankfurt haben sich die diebischen Elstern von der EZB ein neues Nest gebaut, wütend protestieren die Rotkehlchen und zünden die Polizeiautos der Blaumeisen an.

Und dass freut so manchen gemeinen Journalisten-Gimbel, denn wenn er sich über brennende Autos aufregen kann, dann muss er nicht darüber nachdenken, um wie viel schlimmer die Gewalt der EZB ist, die sie in den südlichen Ländern gegenüber den Menschen ausübt.“

Erzählt wurde sie am 31. März 2015 im ZDF von Max Uthoff, einem der Köpfe der „Anstalt“ – zur Zeit ja die beste deutschen Kabarettsendung, nach dem was ich so höre.

Wenn das das Beste ist, dann steht es ums deutsche Kabarett schlimmer als ich dachte. Strukturelle Gewalt als Rechtfertigung für tatsächliche Gewalt und dann Ursache und Wirkung verwechseln? Ohne Randale wären die Blockupy-Anliegen auch rübergekommen. Weia. Beste deutsche Kabarettsendung?

Und danach geht diese Frühlingsgeschichte weiter mit billigen Beschimpfungen wie Hedgefonds-Aasgeiern und Vollmeisen-Journalisten. Beste deutsche Kabarettsendung? Ein Solo weniger ist manchmal mehr.

Nachtrag: Die Sendung hatte aber einen beeindruckenden Schluss. Um so mehr frage ich mich, warum nicht die Zeit fürs – eigentlich nur die eigene Eitelkeit bedienende – Solo nicht für mehr von Argyris Sfountouris genutzt hat?

Fazit: Die Sendung ist ein demagogisch sehr gelungener Mix aus Halbheiten zu Beginn, einem Gewalt-relativierenden Solo und einem Schluss, der Kritiker an der Sendung als Nazi-Apologeten dastehen lässt.

Erinnerung an den Ersten Weltkrieg

Eigentlich etwas unmögliches: „Die letzten Tage der Menschheit“. Das Karl-Krauss-Werk über den Ersten Weltkrieg hat 220 Szenen und würde am Stück 22 Stunden dauern. Aber es gibt Extrakte, einen gab am Freitag Schauspieler Erich Schaffner im Marga-Meusel-Haus der evangelischen Gemeinde Weiterstadt. Der Weiterstädter Arbeitskreis „Gegen das Vergessen“ erinnerte an den Krieg, der vor 100 Jahren noch voll im Gang war.

Echo online: Krieg als von Gott verhängte Strafe

(Das passende Bühnenbild stammt noch von der „Jack the Ripper“-Aufführung des T-Time Theaters.)

„Wind him up“ – 1981 bis 2014

Ja, das Alter macht sich bemerkbar. Ich kenne Stücke wie „Wind him up“, weiß aber Titel und Band nicht mehr. Das Lied läuft ab und an auf RadioBob aber dank Shazam konnte ich die verblasste Erinnerung ausgleichen und ein wenig bei YouTube stöbern.

Ich glaube, „Saga“-Sänger Michael Sadler hätte in den 80ern auch nicht geglaubt, noch 2014 mit „Wind him up“ aufzutreten – dass er in 30 Jahren – Zwischenstand 2005 – immer mehr Haare lässt, hat er vielleicht eher geahnt.

Beim Video von 1985 fällt mir neben der Haarpracht noch das violette Shirt auf.

Castingshows – Der Weg ist das Ziel

Topmodel und Superstar sind mit den ganzen Castingshows ja sehr relative Begriffe geworden. Meiner Meinung nach sind die Sendungen zur Starfindung verkappte Daily Soaps.

Die Kandidatinnen und Kandidaten werden so ausgesucht, dass man eine ganze Staffel lang Geschichten inszenieren kann, weil wir Zuschauer auf Rollenklischees fixiert sind: „Die Brave“, „die Zicke“, „der Arrogante“ etc.

Die Modelsache oder die Musikshow ist nur Kulisse für die Soap, die dafür gemacht ist, ein paar Wochen lang TV-Werbeplätze zu verkaufen. Da ist tatsächlich nur der Weg (die jeweilige DSDS- oder GNTM-Staffel) das Ziel.

Die Sieger sind meiner Meinung nach den Machern egal.

Oscar-Prophetie für 2015

Oscars kann man vorhersagen. Ich kann das auch, denn die Acadamy vergibt sie gerne, wenn es in einem Film um einen siechen, kranken, behinderten oder psychotischen Menschen geht. Ich bringe weiter unten einen ganzen Satz Beispiele.

Daher ist es auch 2015 vorhersagbar, welcher Film und welcher Darsteller mit einem der glänzenden Kerlchen nach Hause werden wird.

Das wäre „Die Entdeckung der Unendlichkeit„, ein Film über den Physiker Stephen Hawking, der amyotrophe Lateralsklerose (ALS) hat, eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems.

Oder „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern„. Julianne Moore spielt die Schriftstellerin Alice Howland, bei der Alzheimer diagnostiziert wird.

(Nachtrag, 23.2.2015: Zwei Treffer.)

In „The Imitation Game“ spielt Benedict Cumberbatch den Mathematiker Alan Turing. Im Film wird er angeblich als „Mann mit sozialen Anpassungschwierigkeiten, Unverständnis für Humor und Ironie und mit gelegentlichem Zwangsverhalten“ dargestellt, sei es aber in Wirklichkeit nicht gewesen.

Vor der Idee her fände ich es ja schön, wenn „Boyhood“ das Zeug zum besten Film hätte, da er rund 12 Jahre lang gedreht wurde.

Wikipedia: Boyhood Das Besondere an dem Film ist, dass die Schauspieler im Verlauf des sehr langen Filmprojekts reell wachsen und altern, sodass die Coming-of-Age-Geschichte realistisch – immer mit derselben Besetzung – inszeniert werden konnte. Die ersten Aufnahmen fanden im Sommer 2002 statt, im Oktober 2013 schloss Linklater das Projekt ab.

Den Titel hätte man natürlich auch mit „Kindheit“ übersetzen können. Bei „Boyhood“ denken altes Säcke wie ich doch erstmal ungewollte an „Boyz n the Hood„.

Oscars nach Schema 2014 bis 1932 Weiterlesen

Wenn Satire konkret wird: Soviel „Charlie“ ist nach einem Monat beim Berliner Senat übrig

Aktuell meldet das Blog „Metronaut“, dass es zwei Abmahnungen wegen satirischer Olympia-Plakate bekommen habe: Doppelt abgemahnt wegen Satire-Olympia-Motiven.

Nachtrag: Die Bilder sind wieder online, das Blog sieht diese als zulässige Satire.

Das Blog hatte vermutlich Olympia-Motive von 1936 mit dem Logo und Claim der aktuellen Pro-Olympiakampagne gemixt. Einen Eindruck davon gibt es noch beim Tagesspiegel.

Eine Abmahnung ist angeblich von Land Berlin, schreibt Metronaut:

Um 17:34 folgte dann die Aufforderung des Landes Berlin und des Senats auf Unterlassung der Weiterverbreitung des Artikels mit den satirischen Plakatmotiven.

Soviel ist von „Charlie“ also bei den politisch Verantwortlichen nach ziemlich genau einem Monat übrig, wenn Satire mal (und ja, vielleicht geschmacklos) konkret wird. Und nicht gegen Araber oder Moslems geht.

Und heute morgen twitterte ich noch halb im Scherz: Sind Events, die wie Olympia Spezialgesetze brauchen, überhaupt seriös?

Ich dachte da an das Olympiaschutzgesetz (haben wir), die Steuerbefreiung (wie in London) oder die ganzen Volunteers, die für wenig Geld einen millionenschweren Verein unterstützen.

Telepolis vom 14.7.2012: London wird während der Olympischen Spiele zu einer Steueroase Dem Staat entgehen so über 600 Millionen Pfund an Steuern, wovon Unternehmen, der IOC, Organisatoren, Medien und Athleten profitieren

Ich denke beim Olympiaschutzgesetz immer noch an das was dem Saftblog 2006 unverhofft passierte, weil es ganz unsatirisch einfach Obst in der Form der Olympischen Ringe abgebildet hatte.

Karneval

Der Weiterstädter Rathaussturm ist ein Sturm auf die Stadtbibliothek – das Rathaus liegt nicht so schön zentral. Mit der Eroberung des Gebäudes beginnt in Weiterstadt die Sitzungsphase der Karnevalsvereine.


Jetzt ist wieder Karneval. Einige lieben es, andere … naja. Ich berichte ja immer wieder von den Sitzungen. Dabei scheint auch den Zeitungen die Ambivalenz des Themas bewusst zu sein, denn 2013 hatte das Echo seine Leser befragt. Weiterlesen

„Zurück in die Zukunft II“ – Richard Gutjahrs … Faktencheck. SCNR ;-)

Der zweite Teil der Film-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ spielt im Jahr 2015. Richard Gutjahr hat die Annahmen in dem Robert Zemeckis-Film von 1989 mit heute verglichen und nebenbei auch Frodo entdeckt.

Einiges ist tatsächlich eingetreten, aber dieses Internetdingens, nun ja: gutjahr.biz: 2015 – oder die Zukunft, die nie war

Ergänzung: Jonas Zipf beim Eberstädter Neujahrsempfang

Teilhabe am Theater war Jonas Zipfs Thema beim Eberstädter Neujahrsempfang am 1. Januar im Ernst-Ludwig-Saal.

Jonas Zipf, Schauspieldirektor des Staatstheaters war auf dem Neujahrsempfang der IG Eberstädter Vereine im Ernst-Ludwig-Saal.

Echo Online: „Unser Stadtteil lebt.“

Neben seinen Ideen, wie man das Staatstheater öffnen und die Menschen besser zusammenbringen kann, nannte er auch ein paar Zahlen Weiterlesen