Vergesst die Horoskope und magische Momente in der Vorschau der Frauenzeitschrift. Es gibt Statistiken für gefährliche Tage, unter anderem Neujahr, Vatertag (Unfälle) oder Heilig Abend (Herzinfarkt) … Die Süddeutsche hat das auf einer Klickstrecke zusammengefasst: Kalender des Grauens.
Archiv der Kategorie: Philosofisches
Ernest Hemingway zur moralischen Lufthoheit
„Es hat nichts Edles, sich seinen Mitmenschen überlegen zu fühlen. Wahrhaft edel ist, wer sich seinem früheren Ich überlegen fühlt.“
Ernest Hemingway
(Das Zitat kommt im Film „Kingsman – The Secret Service“ vor)
Das Leben war nie planbar
„Die Welt ist im Wandel“, hieß es schon vor zehn Jahren beim „Herr der Ringe“-Film. Jetzt kommt ein Kolumnist mit: „(…) die Welt ist in Bewegung, Vorhersagen sind schwierig geworden. Die Folge: Das Leben wird immer weniger planbar und wir müssen das Improvisieren lernen.“
Andersrum ist es richtig: Das Leben war nie planbar.
Einfach mal gucken, was um 1915, 1925, 1935, 1945, 1955, 1965, 1975, 1985, 1995 oder 2005 los war. Immer passiert irgendwas, was einen an der Menschheit und der Zukunft zweifeln lässt, und einen zum Umdenken zwingt.
Friedrich Nietzsche und das größte Übel: Die Hoffnung
Der Philosoph Friedrich Nietzsche hat bei einer Überlegung um die „Büchse der Pandora“ einen interessanten Gedanken.
In der griechischen Sage geht es darum, dass die Hoffnung in einem Gefäß verbleibt, während Leid und Übel rausgekommen sind. Nietzsche findet aber, dass die Hoffnung das größte Übel ist:
Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.
Die Hoffnung ist damit eine trügerisch hübsche Begleiterin, beispielweise kommt sie mit der Ausbeutung einher. Warum hält der Mensch selbst in aussichtslosen Lagen aus? Warum schmeißt man nicht hin? Weil man hofft, dass es besser wird, hofft im Lotto zu gewinnen, hofft in nächsten Jahr anzukommen, hofft, dass es schon irgendwie weitergeht.
(Oder biologisch: Die, die nicht hoffen konnten, waren nicht gut genug an die widrige Umwelt angepasst und hatten in der Evolution keine Chance.)
Amy Winehouse (†) – Wenn eines ihrer Lieder lief, bekam ich Gänsehaut
Es waren nur leider nicht Amy Winehouses Texte oder Stimme, die mir beim Hören ihrer LIeder Gänsehaut machte. Es war meine Ahnung, dass sie wie eine Kerze war, die an beiden Enden brannte.
Wegen dem was ich von Amy Winehouse‘ Abstürzen über die Medien mitbekam, kam mir der Gedanke, dass es für jeden eine Droge gibt, der er verfallen kann. Und Reichtum davor auch nicht schützt, sondern nur andere Möglichkeiten sie sich (unter Umständen in besseren Qualitäten) zu beschaffen.
Jung? Nicht schon wieder!
Liebe Kollegen, es mag zwar einen demographischen Wandel geben, aber der ist noch in den Anfängen. Deswegen fände ich es schön, wenn man das Adjektiv „jung“ nur dort einsetzt, wo es angebracht ist. Und wo es sich tatsächlich um einen jungen Menschen beschreibt.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ist „die junge CDU-Politikerin“ und Nils Schmidt „junger Spitzenkandidat“ der SPD-Baden-Württemberg.
Nein! Schröder ist 33 Jahre alt, Schmidt 37. Das ist doch nicht mehr jung. Wie die sich fühlen, ist was anderes (um den „man ist so jung wie man sich fühlt“ Spruch abzufangen), aber in dem Alter ist man doch längst erwachsen, mit 37 ist man sogar schon länger erwachsen als man Kind und Jugendlicher war. Jung. Als ob Schröder und Schmidt gerade von der Uni gekommen sind. Jung. Als ob die Berufsanfänger sind. Jung. Als ob man erst mit 50 Chef wird und Menschen führt. Jung. Als ob man keine Familie ernähen kann, weil man gerade von der Schule kommt.
Ich sehe ja ein, dass man mit zunehmenden Alter immer mehr Schwierigkeiten hat, das Alter jüngerer Menschen einzuschätzen. Aber nur weil einer jünger ist als man selbst , ist der noch nicht „jung“. Es gibt doch nicht nur relative Grenzen, sondern auch absolute.
Ich schlage mal als Grenze den 30. Geburtstag (Den 35. wie bei den Jusos, der JU etc. halte ich für übertrieben) vor. Bis 29 schreibt man noch „jung“. Wer drüber ist, ist halt mal einer den man etwas ausgereifter beschreiben muss. Bleibt ja immer noch die jugendliche Erscheinung.
(Es geht ja nicht nur um die Sueddeutsche.de, auch andere sind mit dem Wort jung recht großzügig. Und: Ich bin 42 und fühlte mich vor fünf Jahren schon nicht mehr jung. Nein, auch nicht alt. Sondern einfach mal einfach so.)
Abstand und Zeit helfen
Es gibt so Tage, da merke ich, wie praktisch das ist, dass ich eine bestimmte Frau nur sehr selten treffe. Und dass danach für viele Monate einige zig Kilometer Abstand dazwischen sind, die mich von unsinnigen Dingen (weil sie ins Leere laufen würden) wie Liebesschwüren abhalten.
Ich glaube, so manche hoffnungslose Schulliebe würde besser enden, wenn man sich nicht täglich sehen und über den Weg laufen würde. Abgesehen davon, dass man in dem Alter des jugendlichen Leichtsinns kesse Beute ist.
Niedrige Reallöhne sind Umweltpolitik
So kommt’s raus: Hinter den gestern gemeldeten gesunkenen Reallöhnen steckt in Wahrheit die Umweltlobby.
Kölner Stadtanzeiger: Deutschland hinkt bei Löhnen hinterher – Von 2000 bis 2009 sind die Nettolöhne in Deutschland laut einer Studie durchschnittlich um 4,5 Prozent gesunken. Dies ist einer der niedrigsten Werte weltweit.
Denn heute meldet das Umweltbundesamt, dass Menschen mit weniger Geld umweltbewussterfreundlicher leben.
FR: Der Geist ist grün, doch allein das Fleisch ist Bio – Fast alle Deutschen denken heute ökologisch. Mit der Umsetzung hapert es jedoch. Ausgerechnet die größten Umweltfreunde leben am umweltfeindlichsten – weil sie häufiger weit Flugreisen antreten, mehrere Autos besitzen oder im Grünen wohnen.
Und damit dieser grün gefärbte Hedonismus ein Ende findet, muss man halt die Löhne senken. Logisch.
Warum ich Homöopathie für Spökenkieckerei halte
An Homöopathie oder so esotherisches Zeugs glaube ich ja nicht*. Jetzt weiß ich auch warum:
Sueddeutsche.de: Der Preis der Gesundheit – Ein lokaler Heilpraktiker hat freundlicherweise seine Klientel für uns charakterisiert: „Der typische Besucher einer Naturheilpraxis ist überdurchschnittlich gebildet, meistens mit Abitur, und ein Hochschulstudium ist nicht selten. Er ist finanziell unabhängig, in seiner politischen Meinung eher linksökologisch orientiert, und vor allem lässt er sich nichts vormachen.“
Denn mindestens eine der oben genannten Eigenschaften trifft nicht auf mich zu. Aber heißt das jetzt Glück gehabt?
* Natürlich wirkt es. Nur nicht so wie uns vorgemacht wird oder die Patienten glauben. Das Stichwort heißt Placeboeffekt. Und der ist nicht zu unterschätzen. Denn es wirken auch so Sachen wie Farbe, Preis oder Größe.
Nachtrag, 12.12.2021: Ich habe ein paar Links angepasst, weil die ursprünglichen verschwunden waren.