Uniwechsel. Eine Überlegung.

Ich war ja für die Promotion an eine andere Uni gegangen. So eine Art Wechsel würde ich im Rückblick aber nur bedingt empfehlen.

Meiner Erfahrung nach (ja, n=1) ist es geschickter, dort zu promovieren wo man seinen Master gemacht hat. Dann kennt man nämlich die Professorenschaft und die I.., A… sowie P… unter denen. Und holt sich nicht aus Versehen so jemanden in seine Prüfungskommission. Denn während der Doktorarbeit hat man nicht unbedingt die Zeit, die Professoren des Fachbereichs kennen zu lernen.

Also: Gerne die Uni wechseln nach dem Bachlor. Am besten so vorausschauend, dass man an der neuen Uni nach dem Master auch promovieren mag – wenn es für den jeweiligen Beruf überhaupt notwendig ist. Oder man kehrt nach dem Master wieder an seine Bacheloruni zurück. Know your foe.

March for Science am 22. April in Frankfurt – Anmerkungen

Am 22. April 2017 werden weltweit Menschen auf die Straße gehen, um dafür zu demonstrieren, dass wissenschaftlich gewonnene Daten zu gesellschaftlichen Diskursesen beitragen sollen.
In Frankfurt wird der March um 14 Uhr an der Bockenheimer Warte beginnen. Mit Reden und Demo soll er bis 17 Uhr dauern.

Jetzt habe ich ja mal Biologie studiert (und abgeschlossen). Und geforscht (und auch da abgeschlossen). Sachverhalte ordentlich zu prüfen und Schlussfolgerungen zu hinterfragen ist meiner Meinung nach daher immer besser, als nur auf sein Bauchgefühl zu hören. Zumal man dann auch dazulernen kann.

Auch als kleiner Lokaljournalist kann man schauen, ob es für so manche Sachen wissenschaftliche Belege gibt. Ich war mal bei einer Veranstaltung bei der Bildungsstipendien für Familien mit Kindern überreicht wurden. Als ich fragte, ob solche Stipendien was bewirken (außer mild- und wohltätig rüberzukommen), waren die Antworten ausgesprochen dünn.

Dabei gibt es sogar sehr lange laufende Studien mit Kontrollgruppen (was ich dann extra für den Artikel recherchierte):

Echo online: Hilfe für 16 Familien – Eine US-Langzeitstudie mit Kontrollgruppen legt nahe, dass frühkindliche Bildung etwas bringt. Seit 1962 läuft das „Scope Perry Preschool Project“ in der Stadt Ypsilanti in Michigan. 58 von 123 Kinder aus armen Stadtteilen und meist afroamerikanischer Abstammung wurden in der Vorschule gefördert. 65 Kinder blieben als Kontrollgruppe ungefördert. Als die Kinder 27 Jahre alt waren, wurden die Gruppen verglichen (…)

So sinnvoll also Forschung ist, und es sinnvoll ist, dafür auf die Straße zu gehen, so ärgerlich ist das Drumherum, in dem sie stattfindet. Vor über 20 Jahren erschien das Büchlein „Forschen auf Deutsch“, das man als Doktorand besser nicht las, um nicht die Motivation zu verlieren.

Jetzt ist das Buch zwar von 1993, aber wenn man nur nach ‚Doktoranden Spiegel online‘ googlet finden sich immer noch genügend Beispiele, wo es im Wissenschaftsbetrieb hängt:

Arbeiten für die Promotion – für knapp drei Euro pro StundeDer Professor ist der Meister, der Doktorand häufig abhängig von dessen Allüren und LaunenMehr als ein Drittel aller Doktoranden bricht irgendwann die Dissertation ab

Und gerade wenn ich mir die jahrzehntelange deutsche Praxis der Stellenbefristung anschaue, müsste es – bei dem Erfolgsdruck – doch seit Jahren Nobelpreise nur so hageln. Nun ja.
 

Forschen auf DeutschForschen auf Deutsch:
Der Machiavelli für Forscher –
und solche, die es
noch werden wollen

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Das letzte Feudalsystem

Ach ja, in der Schweiz ist es genauso übel wie ich es damals über deutsche Unis hörte. Was mich langsam erschreckt ist, dass das 2010 die gleichen Geschichten sind die ich von vor 15 Jahren kenne.

Tagesanzeiger (Schweiz) – „Die Uni ist ein Feudalsystem“: Kaum ein Tag verging ohne unbezahlte Überstunden. Einige Male muckste sie auf. Der Professor schrie sie dann an: Sie sei zu geldgierig. Keine echte Wissenschaftlerin. Denn Wissenschaft, das sei Leidenschaft. Wer für ihn arbeitete, tat dies ohne Arbeitsvertrag, ohne geregelte Pflichten und Arbeitszeiten. «Es war die reinste Willkürherrschaft. Entweder man unterwarf sich, oder man wurde fertiggemacht.» Sie war nicht die Einzige, die irgendwann genug hatte. Drei ihrer Kollegen verliessen gleichzeitig mit ihr das Institut.

Im Deutschlandfunk gab es am 30. April eine Podiumsdiskussion zum Promovieren: Der Weg zur Promotion Schule oder freie Selbstbestimmung?, nachzuhören als MP3 (ca. 20MB).