Tödlicher Cityring-Unfall. Kein Urteil, dafür ein Strafbefehl

Ein weißes “Ghostbike” steht an der Stelle, wo eine Frau bei einem Autounfall auf dem Darmstädter Cityring tödlich verletzt wurde. Meiner Meinung nach erweckt das Ghostbike hier aber einen falschen Eindruck. Denn die Radfahrerin war zu dem Zeitpunkt eine Fußgängerin, die das Rad schob, um über die Straße zu gehen.

Da stehe ich im Amtsgericht und auf dem Aushang vor Saal 8 steht „Termin aufgehoben“ – und ich stehe etwas blöde da. Denn das bedeutet herumfragen, was mit dem ausgefallenen Prozess nun ist. Denn es geht ja um einen Fall, der in Darmstadt einige Wellen geschlagen hatte. Auf dem Cityring war am 6.2.2019 eine Frau, die ihr Fahrrad auf der Höhe Pädadogstraße über die Straße schob, von einem Autofahrer erfasst und tödlich verletzt worden. Inzwischen gilt dort auf der Kirchstraße Tempo 30. Die Strecke ist auch als problematisch beschrieben, weil dort laufend Fußgänger den Cityring queren, obwohl 50 Meter nördlich und 40 Meter südlich Unterführungen sind.

Zurück zu meiner Recherche zum ausgefallenen Prozess, die sich schnell liest aber wegen Erreichparkeitsproblemen länger dauerte: Zuerst telefoniere ich mit dem Verteidiger, der mich immerhin grundsätzlich aufklären kann, warum keiner da ist: Weil man den Strafbefehl nun akzeptiert habe. Mehr sagt er aber nicht. Also die Staatsanwaltschaft fragen, die schreibt ja die Strafbefehle. Da werde ich erstmal ans Amtsgericht verwiesen. Dort erfahre ich zwar die Details zum Strafbefehl an sich, werde aber wegen der konkreten Sache wieder an die Staatsanwaltschaft verwiesen. Wo man mir dann ein anderer Staatsanwalt genaueres mitteilen kann.

Echo online: Bewährungsstrafe für Unfallfahrer wegen fahrlässiger Tötung

Tempo 30 auf dem Darmstädter Cityring

Hier weiß ich gar nicht was ich machen soll mit meiner „Grünen-Feindlichkeit“   – ich bin nämlich innerorts generell für Tempo 30. Und jetzt wurde Tempo 30 in Darmstädter Kirchstraße eingeführt.   Nur „sehr gut“ kann ich jetzt ja nicht schreiben, das wäre ja loben, und das würde ja total verwirren … .

Pädagogstraße und Cityring standen schon 2006 als problematisch im Verkehrsentwicklungsplan

Ein weißes „Ghostbike“ steht an der Stelle, wo eine Frau bei einem Autounfall auf dem Darmstädter Cityring tödlich verletzt wurde. Meiner Meinung nach erweckt das Ghostbike hier aber einen falschen Eindruck. Denn die Radfahrerin war zu dem Zeitpunkt eine Fußgängerin, die das Rad schob, um über die Straße zu gehen.

Samstag und Sonntag habe ich mir bei der Pädagogstraße die Stelle angeschaut, wo vor einer Woche eine Frau von einem PKW auf dem Cityring tödlich verletzt wurde. An beiden Tagen gingen zahlreiche Menschen an der Stelle über die Straße. Die Wege zu den Unterführungen rechts und links sind offenbar zu weit.

Dann hatte ich via Twitter von David Grünewald erfahren, dass die Stelle schon 2006 im Verkehrsentwicklungsplan stehe. Tatsächlich: Da steht auch, dass da was gemacht werden müsste (S. 81 im PDF, S. 75 in der Paginierung):

ebenerdigen Querungsmöglichkeiten sind an folgenden Stellen neu zu schaffen:
• Kirchstraße – Schulstraße
• Holzstraße – Klein-Schmittsteg/Stadtbibliothek
• Hügelstraße – Schützenstraße

Dazu steht auch was auf S. 21 in der Paginierung, S. 27 im PDF:

Im östlichen Bereich entlang der Kirchstraße und der Holzstraße und in der östlichen Hügelstraße fehlen ebenerdige Querungsmöglichkeiten. Die vorhanden Über- und Unterführungen sind – mit Ausnahme der Unterführung am Justus-Liebig-Haus – nicht barrierefrei und weisen Probleme hinsichtlich der sozialen Sicherheit auf. Damit wird die fußläufige Erreichbarkeit der City aus den angrenzenden Stadtquartieren deutlich eingeschränkt.

Es gibt zudem ein Szenario, das möglich würde, wenn es eine Nordostumgehung geben würde (S. 65 im PDF):

Durch die entsprechend politischer Beschlusslage realisierten Straßennetzergänzungen (Nordost-Umgehung, Carl-Schenk-Ring, B3 bis Mainzer Straße) und attraktive Angebote zur ÖPNV- und Fahrradnutzung sind die Kfz-Verkehrsbelastungen in vielen Netzabschnitten der Kernstadt deutlich zurückgegangen. Dadurch konnte der Cityring vollständig zurückgebaut, der Teilabschnitt Holzstraße als verkehrsberuhigter Bereich gestaltet und ausgewiesen und damit die Aufenthaltsqualität deutlich gesteigert werden.

Nur wurde die Nordostumgehung ab 2011 von Grün-Schwarz abgeplant und es gibt keine Alternativplanung oder ein Gesamtkonzept, das ohne NOU auskommt.

Gesamtkonzept, das bedeutet Verkehrsentwicklungplan. Nur, anstelle ab 2011 einen neuen zu machen, der ohne Nordostumgehung berechnet wird, wurde damit bis 2016 gewartet. Und da die Baudezernentin dann nach Düsseldorf ging, lag das Thema wieder brach, bis die jetzige Baudezernentin anfing. Fünf verlorene Jahre.