Homöopathie, evidenzbasierte Medizin, und „etwas, das die Bevölkerung will“

Beim Thema Homöopathie scheinen mir manche Gesundheitspolitiker herumzueiern. Heute war es Karin Maag (CDU) gesundheitspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion) im Deutschlandfunk:

DLF: Maag: Wer Homöopathie ablehnt, soll Kasse wechseln – „Selbstverständlich stehen wir weiterhin zur evidenzbasierten Medizin.“ (…) „homöopathische Arzneimittel sind (…) etwas, was ein Großteil der Bevölkerung will (…) Derjenige, der für sich Homöopathie ablehnt, kann ohne weiteres eine Kasse finden, die diese Medikamente nicht erstattet.“

1. Die Bevölkerung will auch reich sein und mit viel Geld fühlt man sich bestimmt gleich viel besser – Armut ist so betrachtet nämlich nur eine Krankheit ;-).

Mit Netflix, Schokolade und im Bett liegen geht meine Erkältung auch schneller wieder weg, aber dennoch bekomme ich das alles nicht von der Kasse bezahlt. Die Kasse bezahlt noch nicht einmal wirksame Medikamente, wenn die wirksamen Bestandteile keine sinnvolle Kombination sind (konkret: eine Komponente wirkt bei akuter Einnahme, die andere nur bei andauender Einnahme). Da interessiert es keinen, ob ich das trotzdem „will“.

2. „ohne weiteres“ eine Kasse finden, die Homöopathie nicht erstattet, ist falsch, weil nicht so einfach. Das schreiben die nämlich nicht groß vorne auf ihre Websites. Und zudem ändern die Kassen ihre freiwilligen Leistungen auch mal. Bei der Technikerkasse kann man wohl inzwischen Homöopathie „abwählen“ aber angeblich nur in einem Paket mit anderen Sachen. „Ohne weiteres“ sieht für mich anders aus, denn jetzt muss ich mich erstmal schlau machen.

Warum ich Homöopathie für Spökenkieckerei halte

An Homöopathie oder so esotherisches Zeugs glaube ich ja nicht*. Jetzt weiß ich auch warum:

Sueddeutsche.de: Der Preis der Gesundheit – Ein lokaler Heilpraktiker hat freundlicherweise seine Klientel für uns charakterisiert: „Der typische Besucher einer Naturheilpraxis ist überdurchschnittlich gebildet, meistens mit Abitur, und ein Hochschulstudium ist nicht selten. Er ist finanziell unabhängig, in seiner politischen Meinung eher linksökologisch orientiert, und vor allem lässt er sich nichts vormachen.“

Denn mindestens eine der oben genannten Eigenschaften trifft nicht auf mich zu. Aber heißt das jetzt Glück gehabt?

* Natürlich wirkt es. Nur nicht so wie uns vorgemacht wird oder die Patienten glauben. Das Stichwort heißt Placeboeffekt. Und der ist nicht zu unterschätzen. Denn es wirken auch so Sachen wie Farbe, Preis oder Größe.

Nachtrag, 12.12.2021: Ich habe ein paar Links angepasst, weil die ursprünglichen verschwunden waren.