Dem Symbolfoto auf der Spur – die Justizia auf dem Römerberg


Irgendwann fragte ich mich, wo denn eigentlich diese Justizia-Figur steht, die so gerne als Symbolbild verwendet wird, wenn über irgendeinen Prozess berichtet wird.

Erst dachte ich ja, die steht an einem Ort wie Wetzlar – weil dort der letzte Sitz des Reichskammergerichts war, einem der obersten Gerichte des Heiligen Römischen Reichs. Dann aber stellte ich über Bilddatenbaken fest, dass ich an dieser Justizia schon öfters vorbeigelaufen war – weil sie auf dem Frankfurter Römerberg steht.

Und damit steht sie dann doch auch in einer Stadt, in der mal das Reichskammergericht war. Denn nach seiner Gründung war das Gericht für zwei Jahre (1495-1497) in Frankfurt.

Kita-Träger suchen Personal mit Dienstwagenoption? Die Frankfurter AWO in der Presse


Kommunen und freie Träger versuchen ja mit diversen – für sie preiswerten – Gooddies (und sei es der Standort oder ein neues Konzept) Mitarbeiterinnen für ihre Kitas und Krippen zu finden. Aber dass die Leiterin einer dreigruppigen Kita einen Dienstwagen bekommen könnte, habe ich noch nie gehört und wird auch für viele Träger schwer zu toppen sein.

Wenn ich aber jetzt so auf meine Linksammlung gucke, die eigentlich keine werden sollte, dann bekomme ich den Eindruck, dass es bei der Frankfurter AWO und den dort gut versorgten Genossen so ist wie im Supermarkt, in dem man eine niedliche Maus quer über den Gang huschen sieht.

Wenn man nämlich dort eine Maus sieht, dann heißt das nur, dass das schon so viele Mäuse sind, dass die sich nicht mehr verstecken können.

1.12.2019:
Wiesbadener Kurier: „Kennen eine solche Praxis nicht“ – Awo-Bundesvorsitzender im Interview (€)

30.11.2019:
ntv: CDU-Dezernentin friert Awo-Zuschüsse ein

29.11.2019
HR: AWO-Bundesverband fordert Konsequenzen in Frankfurt

FAZ: Ehrenamtliche Awo-Mitarbeiter – Zorn an der Basis

28.11.2019:
HR: Mit 450 PS unterwegs für die Gemeinnützigkeit

FAZ: Rechnung an Frau Feldmann folgt

FR: „Es wird bewusst Stimmung gemacht“

FR: Enge Verflechtungen bei der AWO in Frankfurt und Wiesbaden

27.11.2019:
Echo online: Feldmann- Habe keinen Einfluss auf Gehalt meiner Frau
Frankfurter Neue Presse: War die Frau von OB Feldmann nur drei Monate Kita-Leiterin?

26.11.2019
HR: Wie SPD-Jungpolitiker bei der AWO Spitzengehälter erhalten

25.11.2019
FAZ: Es stellen sich weitere Fragen zu Myrella Dorns Posten bei der AWO

AWO Frankfurt: Präsidium beschließt Transparenzoffensive

22.11.2019:
AWO-Bundesverband: Aufgrund der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wurde die Weiterleitung von öffentlichen Zuwendungsmitteln vorsorglich sofort zurückgehalten, ohne dass dies als Vorverurteilung zu verstehen ist. (PDF)

21.11.2019
Echo online: AWO Frankfurt zahlt OB-Gattin höchste Gehaltsstufe
HR: Ehefrau des Frankfurter OB erhält höheres Gehalt als üblich
HR: AWO erklärt, Opposition verlangt Antworten, Feldmann schweigt

14.11.2019:
HR: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Frankfurter AWO

24.8.2019:
FNP: Der Awo-Komplex – Ein Geflecht aus undurchsichtigen Geschäften

16.6.2019:
FNP: Gab es das Sportprogramm für das die AWO von der Stadt Geld bekommen hat?

6.5.2016:
ZDF: Die deutsch-türkische Kita

15.9.2015:
60 Deutsch-türkische Kinder vom Krabbel- bis zum Vorschulalter sollen zweisprachig betreut, erzogen und unterrichtet werden – Das war also – grob überschlagen – eine dreigruppige Kita.

Nachtrag, 29.11.2019: Eigentlich ging ich vor einer Woche bei dem etwas launigen Blogeintrag davon aus, dass sich das schnell klärt, aber seitdem kommt ja gefühlt jeden Tag was, so dass das hier eine Art Zusammenfassung wird. Der Dienstwagen ist ja nicht das einzige bei der Frankfurter AWO, wie sich herausstellt. Ich denke da jetzt auch eher daran, wie sich das auf die vielen ehrenamtlich Aktiven und deren Engagement auswirkt. Denen erweist die Sache doch einen Bärendienst.

Nachtrag II, 29.11.2019: Das Ganze ist ja keine plötzliche AWO-Affäre, die nun hochkommt. Die Frankfurter AWO ist schon länger Thema in Frankfurter Zeitungen. Nur war das bislang lokal und bekam erst mit dem Dienstwagen für Zübeyde Feldmann – sie ist seit April 2016 mit Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann verheiratet – die nötige Fallhöhe für überegionale Aufmerksamkeit.

Europäische Zentralbank – 90 Minuten grau(en) in einem fensterlosen Kasten

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt.

Ich war heute mit einer gemischten Gruppe (keine Bänker oder Experten) bei einem Ausflug zur Europäischen Zentralbank. Kurz: Das war nix.

Man sollte die EZB-Presse- oder Besucherstelle vorher fragen, wie so ein Besuch ganz genau aussieht. Denn bei uns war das Programm: Ausweis vorzeigen, Taschenkontrolle, Körperscanner mit Gürtel ausziehen (wg. Metallschnalle), rein ins Gebäude, Besucherausweise bekommen, Aufzug in den 5. Stock.

Dort konnte man sich ein Getränk nehmen und dann gab es einen 90-Minuten langen Vortrag zur Arbeit der EZB und was zum Brexit. Zwei von 38 Teilnehmern waren fachlich in der Lage etwas dazu zu fragen. Eineinhalb Stunden, in einem Hörsaal mit sechs bis neun Variationen der Farbe Grau und ohne Fenster. Dann ging es wieder zurück zum Bus.

Ich hatte ja erst gedacht, das wäre ein Witz mit dem 90-minütigen Vortrag, aber das war ernst gemeint. Und der war voll mit Abkürzungen wie HICP und Fachbegriffen wie „makroprudenziell“ und „mikroprudenziell“. Hallo?

Da habe ich mich echt geärgert. Was. Ein. Murks. Für einen Vortrag in einer grautönigen Kammer so ein Aufwand? Da wäre es echt schlauer, die EZB baut auf dem Vorfeld ein Besucherzentrum mit Vortragssaal, wo man gar nicht erst in sicherheitsrelevate Bereiche reinkommt (wie es z.B. Merck gemacht hat). Und mit Dachterrasse von der aus man die EZB fotografieren kann. (Für so ein Foto wie oben muss man nicht aufs Gelände, das kann man vom Parkplatz aus machen.)

Ich greife mir jetzt noch an den Kopf. Dieser stumpfgraue (das verfolgt mich echt) Saal auf der einen Seite und auf der anderen ein monumentales Bauwerk. Ein Gebäude mit besonderer Architektur, eine Aussichtsplattform, Baugeschichte und Stadtgeschichte. Und davon kommt gar nichts, man schleust die Truppe in einen fensterlose Kubus und textet sie eineinhalb Stunde mit etwas zu, was ich besser auf YouTube-Video anschauen oder auf der Website lesen sollte.

Ja, und das alles habe ich den Herrn vom Besucherservice und der Pressestelle auch genauso deutlich gesagt.

Blick von der EZB auf den neuen Henninger-Turm. Das Foto war aus dem Gebäude heraus. Auf den Balkon vorm Fenster durfte man nicht.

Nachtrag: Ich sehe gerade auf der EZB-Website, dass die Organisatoren dieses Angebot gebucht hatten:

(…) Individuell zugeschnittene Vorträge befassen sich ausführlicher mit spezifischen Themen und richten sich an Gruppen, die bereits über fundierte Kenntnisse der Aufgaben und Zuständigkeiten der EZB verfügen.

Teilen Sie uns mit, welches Thema Sie im Zusammenhang mit der Arbeit der EZB besonders interessiert (z. B. Geldpolitik, Bankenaufsicht, Statistik, wirtschaftliche Entwicklungen), und wir bereiten eine Präsentation dazu vor. Dauer: 90 Minuten (…)

Ok, das wusste ich nicht. Aber selbst da hätte ich nicht gedacht, dass die EZB-Kommunikation so leichtsinnig ihre touristischen, historischen und optischen* Assets (und sei es ganz billig der Ausblick über Frankfurt) so dumm vernachlässigt. Ich weiß auch nicht, ob das Angebot genommen wurde, weil es ansonsten nichts anderes gab oder man tatsächlich etwas blauäugig da ranging.

* – Und bevor einer sagt, es geht bei der EZB nicht um die Optik sondern um die Arbeit: Warum wurde dann so opulent neu gebaut, wenn es nur um Arbeit und nicht die Projektion von „Macht“ geht, dann reichen ein Satz Büros, die man mietet.

Nachtrag, 4.2.2020: Wie ich heute erfahre, ist bei der EZB, die ja auf der ehemaligen Frankfurter Großmarkhalle gebaut ist, auch eine öffentlich zugängliche Erinnerungstätte. Weil die Gestapo zwischen 1941 und 1945 den Keller der Großmarkthalle als Sammelplatz für Juden verwendete, die dann in verschiedene KZs deportiert wurden.

World Press Photo-Ausstellung auf Tour

Gestern war ich im Frankfurter Hauptbahnhof bei der Wanderausstellung der Gewinner des „World Press Photo“-Contest. Ok, manches sind Bilder, die kann jeder machen der gerade vor Ort war (dennoch eindrucksvoll der skelettierte Elefant), manche muss man sehen und dann auch machen. Manche Fotos wirken wegen der ungewohnten Perspektive, bei dem Bild des Stealth Bombers über einem Football-Stadion war mein Gedanke allerdings „Tod und Spiele“. Schön abstrakt sind die Stare über Rom.

Zufällig sind wir so durchgelaufen, dass es von drastisch zu sportlich und menschlich ging, denn Bilder einer Steinigung in Somalia oder Unruhen in Madagaskar sind als letzter Eindruck eher beklemmend. Auch wie Feuer vom Himmel (Beschuss) kommt, muss ich nicht erleben. Die Bilder sind deswegen im Innenraum der Stellwände und es stehen auch Hinweise, dass solche Fotos gezeigt werden.

Die Ausstellung ist bis zum Jahresende weltweit unterwegs, in Deutschland ist sie bis zum 16. August im Frankfurter Hauptbahnhof und vom 20. bis 30. August im Kölner Hauptbahnhof; (Stuttgart: 3.9.-13.9. Erfurt: 17.9.-27.9., Dresden: 1.-11.10., Berlin: 15.-25.10.)

Kandidaten-Spekulatius zu Weihnachten

Neulich hatte ich mit SPD-Mitgliedern darüber spekuliert, wen die Darmstädter SPD 2011 als Oberbürgermeisterkandidaten nominiert. Dass darüber nicht erst seit dem vergangenen Stadtparlament (mit zurückgezogegen 2010er-Etat) geredet wird, zeigt, dass der Amtsinhaber deutlich angeschlagen ist.

Eine mögliche Kandidatin ist Brigitte Zypries, Bundestagsabgeordnete und bis neulich noch Justizministerin. „Nö“, sagte der Genosse, „da ist Darmstadt zu klein. Für eine ehemalige Bundesministerin ist sowas in Städten wie Köln interessant, aber nicht Darmstadt mit seinen 140.000 Einwohnern.“

Und wie bestellt, wird heute darüber spekuliert, ob Zypries 2013 in Frankfurt als OB-Kandidatin antreten könnte:

Frankfurter Rundschau, 22.12.1009: Kandidatin zur Unzeit – Im Frankfurter Parteihaus sind sie gar nicht gut darauf zu sprechen, dass der frühere Bundesfinanzminister und hessische Ministerpräsident [Brigitte Zypries] als OB-Kandidatin für 2013 in Frankfurt empfiehlt.

Hessische Steuerfahnderaffäre – „Oder in Darmstadt“

Ein Stern-Artikel berichtet über die Personalpolitik bei der Steuerfahndung. Frankfurter Steuerfahnder sollen sich gegen eine neue Richtlinie gewehrt haben und deswegen kaltgestellt worden sein.

Nach seinem elfseitigen schriftlichen Protest, in dem er rechtliche und organisatorische Bedenken detailliert darlegt, wird ihm an einem Montag mitgeteilt, dass er ab Donnerstag aus der Steuerfahndung ans Finanzamt nach Darmstadt abgeordnet sei.

Das ist eben der Preis des sicheren Arbeitsplatzes, und jeder Beamte, der meckert, kennt die Gefahr: Wenn du heute das Maul aufmachst, bist du morgen vielleicht in Hintertupfingen. Oder in Darmstadt.

Naja, so schlimm ist es hier nun auch nicht. Was im Artikel steht, ist allerdings haarsträubend, wenn es denn stimmt.

Nebenbei sieht man was einem entgeht, wenn der mediale Fokus auf Koalitionsaussagen liegt. Und was bei einer Alleinregierung alles laufen kann.

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