Heute vor 27 Jahren: 1989 war das Ende für Kanzler Helmut Kohl gekommen

„Helmut Kohl kann sich seiner Partei und seiner Fraktion nicht mehr sicher sein. Nach den Wahlniederlagen in Berlin und Hessen geht das Wort vom „großen Befreiungsschlag“ um. Die Hoffnungen der Christenunion ruhen auf Lothar Späth. Doch der baden- württembergische Ministerpräsident ziert sich. Er will gerufen werden.“

Schrieb der Spiegel vom 20. März 1989 – und am Ende hatte der Spiegel natürlich recht. Lothar Späth blieb 12 Jahre im Amt – als Vorstand der Jenoptik von 1991 bis 2003. Der laufend niedergeschriebene Helmut Kohl blieb noch 9 Jahre Kanzler bis 1998.

Und deswegen neige ich eigentlich dazu, einfach das Ergebnis einer Wahl abzuwarten. Denn irgendwas ist ja immer und Totgesagte leben länger.

Und dass der Spiegel laufend solche Artikel über Kohl brachte und x-mal daneben lag, mag auch einer der Gründe sein, warum ich den Spiegel seit x Jahren kaum noch kaufe.

Juli 1989 – „Das Omen“, ein Hit aus Darmstadt

Im Juli vor 21 Jahren stürmte ein Bessunger die Hitparaden. Michael Krautter, Abiturient auf der Marienhöhe (und bei mir im Jahrgang) vertrieb im Sommer 1989 mit „Das Omen“ – einer der ersten Eurodance-Hits – und seiner Band „Mysterious Art“ das schwedische Pop-Duo „Roxette“ von der Spitze der Charts. Wer von den Älteren sich erinnert: Der Song begann mit einem von Gustav Gründgens gesprochenen Mephisto-Zitat vom Band.

Michael Krautter (der Keyboarder im Video), der inzwischen mit seiner Familie in Kanada lebt und arbeitet, erinnert sich: „‚Mysterious Art‘ habe ich als Künstlernamen zum ersten Mal im April 1988 benutzt. Zwei Monate später kam Stephanie Trautmann dazu. Mit ihr entstand das Mystic-Classic-Dance Konzept von ‚Mysterious Art‘.“ Im September komponierte er dann die erste Instrumentalversion von „Das Omen“auf einem Commodore 64.

In der Aschaffenburger Diskothek „Aladins“ wurde der Song noch im gleichen Monat um Mitternacht erstmals gespielt. „Wir glaubten es kaum als der ganze Tanzboden zu beben begann und alle Teenies nach meiner Musik mit dem geheimnisvollen ‚Das Omen‘ Sprechgesang tanzten“, blickt Krautter zurück. „Ohne Frage, das war ein irres Gefühl.“ Eine Kopie der Kassette ging unter der Hand weiter und so lief „Das Omen“ bald in zahlreichen Diskotheken im Raum Frankfurt und Wochen später in ganz Deutschland. „Ohne, dass auch nur eine einzige Platte davon gepresst war“, betont der Künstler. „Ein PhänOmen“.

Es folgte ein Plattenvertrag, der Aufstieg in der Hitparade und Auftritte bei der ARD-Popmusiksendung „Formel Eins“ mit Krautter am Keyboard. „Als wir im Juli 1989 auf Platz 1 der Media Control Charts gelandet sind und neun Wochen Nummer eins blieben, haben wir natürlich alle nur gestaunt und uns riesig darüber gefreut.“

Weniger erfreut war er über seinen Vertrag, mit dem er sich über den Tisch gezogen fühlte. Der musikalische Erfolge bestehe aber noch heute, erklärt Krautter: „‚Das Omen‘ ist auch zwanzig Jahre später immer noch das einzige deutsch verlegte Werk der CBS Music Publishing Germany, das die Nummer 1 der deutschen Hitparade erreicht hat.“ Später komponierte Krautter zusammen mit Mario Habelt fast die ganze Musik der ersten Omen-LP „The Story“. Inzwischen arbeitet Michael Krautter als Informatiker in Montreal. Natürlich schaut er auch in Deutschland bei Familie und Freunden vorbei. „Was leider in den vergangenen Jahren etwas seltener geworden ist, denn Geschäft, Familie und lange Reisen sind manchmal nur schwer unter einen Hut zu bringen.“

Siehe auch: Der letzte Sommerhit der 80er – Propagandas Erben.


Der Artikel erschien im März 2009 in „Die Lokale Zeitung“. Eigentlich wollte ich damals auch den Produzenten Mike Staab befragen, hatte dann aber Michael Krautter in Kanada erreicht – und es ging ja um die darmstadtzentrierte Schlagzeile. Jetzt lese ich, dass der Produzent im Mai 2009 gestorben ist.

Nachtrag, 26.4.2014: Am 30. Mai 2011 verstarb Gitarrist Tillmann Uhrmacher. Er wurde 44 Jahre alt.