Countdown bei den Krautreportern. Aber so wird das nichts.

Countdown bei den Krautreportern. Nur noch 10 Tage fürs Funding. Hintergrund: Das Projekt will „900.000 Euro für ein Jahr Journalismus von 25 Autoren einsammeln“ (Zusammenfassung von Don Alphonso).

Aber jetzt erst kommen die Kollegen mit dem was schon vor dem Crowdfunding hätte stattfinden müssen: Sie nennen Themen, die sie machen wollen. Als da jetzt wären: Nahostkonflikt, Fernseh- und Rundfunkräte, die neue Ostfront oder professionelle Zahnreinigung.

Und sie haben nur noch zehn Tage um 15.000 Unterstützer zusammenzubekommen. Meiner Meinung nach wird das wird aber nichts mehr, sie haben nach 21 Tagen erst gut 6500 Unterstützer.

Nebenbei: Die Beispiele oben musste ich jetzt copy/paste zusammenklicken, das wäre einfacher das würde in einem Absatz auf Krautreporter stehen. Das macht es dem, der für das eigentlich schöne Projekt* werben will, leichter. (Andererseits ehrt das die Krautreporter, die haben wohl noch nie ihr Geld damit verdienen müssen, Pressemitteilungen zu redigieren. Wer das gemacht hat, weiß, wie man es den Kollegen bei der Tageszeitung leicht macht. )

* das eigentlich schöne Projekt: Ja, die Idee ist gut. Die Leser bezahlen die Journalisten und nicht wie sonst die Anzeigenkunden. Sinnvoll, dann wenn es eng wird, heißt es: Wer zahlt, sagt an. Und inzwischen bin ich ja der Meinung, dass der, der etwas will, es erstmal auch bezahlt. Und das wäre bei Krautreporter ja der Fall.

Nur frage ich mich langsam, wie die Krautreporter sich das mit dem Marketing gedacht hatten? Meiner Meinung nach hätte man schon vier bis zwei Wochen vorm Crowdfundingbeginn von dem Projekt was erfahren müssen. Ich halt mich für mittelgut informiert, aber zu mir war nichts durchgedrungen. Keine Gelegenheit vor drei Wochen „Endlich geht’s los“ zu sagen. Naja, und so zählt der Unterstützercounter zwar langsam hoch, aber ein Moment, wie es durch die Berichterstattung am Anfang war, kam nicht mehr rein. Dabei wäre ja Leute wie Jens Weinreich dabei, gerade er macht Sportpolitik und wenn es um die Sümpfe bei Doping, Fifa und IOC geht, kennt er sich aus. Nur wer von den Sportteillesern kennt den Namen?

Kann natürlich sein, dass ich komplett falsch liege und die Leser einfach zufrieden sind mit den kostenlosen News à la SpOn &Co. Oder sie spätestens jetzt bei den vorgestellten Themen den selben Mainstream vermuten, wie es ihn kostenlos bei SpOn &Co gibt.

13. Juni: Krautreporter scheinen es noch zu schaffen
6. Juni: Krautreporter – Eine Orga wie Kraut und Rüben

Marketing verspielt mal wieder Werte und Gefühle

Zur Zeit steht in der Stadt regemäßig ein Zeltling einer Hilforganisation. Die Mitarbeiter beuten meiner Meinung nach menschliche Werte auf neue Art und Weise aus. Die Mitarbeiter winken freundlich Passanten zu, oder begrüßen sie mit einem freudigen Hallo. Um dann dem, der stehenbleibt eine Mitgliedschaft aufzudrücken.

Eine ehemalige Schulsekretärin war promt darauf reingefallen, weil sie dachte, die junge Dame kenne sie von der Schule. Im ersten Moment denkt man ja so freundliche Gesten sind auch so gemeint – und man überlegt, wer das sein könnte. Tatsächlich aber geht es nur um mein bestes – mein Geld. Naja, Facebook-Freunde sind ja auch nicht unbedingt dass, was man unter Freunden versteht. Und Geschenke sind auch keine Geschenke mehr. Vielleicht gewöhne ich mich ja daran, so wie inzwischen ja klar ist, dass „kostenlos“ tatsächlich Probeabo, Flatrate oder Internetabzocke bedeutet.

Diese Akquise finde ich ja sowas von perfide, da mag das Projekt, dass dahinter steckt noch so wohlmeinend sein. Wenn man Agenturen engagiert, die solche Methoden anwenden, kann man bei mir nur verlieren. Wenn man so groß geworden ist, dass man zu solchen Mitteln greifen muss, muss man sich meiner Meinung nach etwas bei seiner Organisation (im doppelten Sinne) überlegen oder mal feststellen: Mehr geht nicht.

Positives zerstören – „Geschenke“ von Freemailern

Wie man den Begriff „Geschenk“ in den Dreck zerrt, zeigt mir jedes Jahr mein E-Mail-Dienstleister. „Geburtstagsüberraschung“ heißt es dann und die Website zeigt nach dem Einloggen ein Päckchen mit Krönchen. Sehr niedlich. „Zu Ihrem Geburtstag haben wir für Sie eine ganz besondere Überraschung vorbereitet“, heißt es weiter. Naja, man ahnt es schon was es sein wird – ist ja jedes verdammte Jahr eine „ganz besondere Überraschung“: Kostenlose Premium-Funktionen. Hui, das das klingt doch toll – ach so, für drei Monate. Och. Diese drei Monate, in denen man die rechtzeitige Kündigung dann vergißt und dann erstmal für viel mehr Monate dabei ist – natürlich gegen Geld.

Sorry Leute, das ist kein Geschenk, das ist ein trojanisches Pferd mit einem Probeabo im Inneren. Das ist auch keine „ganz besondere Überraschung“, das ist immer noch ein Probeabo, wie es jeder angeboten bekommt.

Und damit ist das positiv besetzte Wort „Geburtstagsüberraschung“ auch nur noch hässliches Marketinggeschrei. Danke!