„Corona“ ist anscheinend vorbei

Hurra, die Sache mit der Coronavirus-Pandemie ist gelöst, wir haben die Lage im Griff. Nächsten Monat ist wieder Business as usual.

Oder wie soll ich es verstehen, dass die Regierungspartei SPD jetzt die Luft hat, ihren Bundesfinanzminister zum Kanzerkandidaten zu machen und somit den Bundestagswahlkampf 2021 zu eröffnen?

Ich hatte mich ja schon gefragt, was das soll, als es Meldungen über die Unionsparteien und ihre Absprachen für die Kanzlerkandidatur gab. (sueddeutsche.de: Das Laschet-Söder-Spahn-Szenario – Kurzfassung: Armin Laschet wird Bundespräsident, Jens Spahn CDU-Vorsitzender und Markus Söder wird Kanzlerkandidat.)

Dass „Corona“ noch lange nicht vorbei ist und und uns wirtschaftlich noch viel zu schaffen machen wird, scheint die Meinung von mir alleine zu sein. Und den paar tausend anderen aus diversen Branchen.

Ich lebe auf einem anderen Stern …

… oder ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Behauptet der doch im Interview mit der Süddeutschen Zeitung ernsthaft, die Serie „Kanzleramt“ wäre nur verkannt worden:

SZ: Was gut gemacht ist, setzt sich also beim Publikum durch?
Bellut: Das ist grundsätzlich meine Überzeugung. Leider gibt es auch gute Projekte, die das Publikum ablehnt.
SZ: Ihr „Kanzleramt“ (13-teilige ZDF-Serie, 2005) zählt dazu.
Bellut: Eine meiner bittersten Niederlagen. Ein tolles Programm. Vielleicht wird ein Begriff wie „Qualität“ einfach zu unterschiedlich definiert.

Sorry, nö. Das Ding wurde sowas von reißerisch angekündigt und war dann sowas von verschnarcht. Und fehlbesetzt: Klaus Behrendt spielte den Kanzler und – der viel mehr als Kanzler wirkende – Robert Atzorn gab den Kanzleramtschef.

Einen weiteren Fehlschlag erklärt Bellut mit mangelndem Audience Flow:

Bellut: Ich habe meine Fehlversuche, das Programm zu verjüngen, hinter mir, ein paar allerdings bestimmt noch vor mir.
SZ: Was war falsch?
Bellut: Bravo TV. Eine ordentliche Sendung. Leider fehlte das Umfeld. Es saß die falsche Zielgruppe für so eine Teenager-Musikshow vor dem Fernseher. Entscheidend ist der Flow, die Menge an Publikum, die ich von einer zur nächsten Sendung mitnehme.

Es ist wohl eher eine andere Galaxis in der Programmdirektoren leben. Wenn man regelmäßig sein Nachmittagsprogramm für Sport, Herrscherhochzeiten, Papst- und Präsidentenbesuche (die natürlich irre wichtig sind – was man daran erkennt, dass sie parallel auf Phoenix und der ARD laufen) umstellt, laufen einem die Zuschauer weg, die sie Sondersendungen null interessieren. Das hat erstmal nichts mit „Flow“ zu tun, sondern mit Zuverlässigkeit. Wenn man laufend das Programm – das einem noch nicht einmal aufgezwungen wird – über Bord wirft, dann nützt auch das schönste Umfeld nichts.