„Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations.“
angeblich von George Orwell, ist aber nicht belegt
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3. Mai, Tag der Pressefreiheit: Journalismus oder PR
Heute am Tag der Pressefreiheit könnte man doch mal alle Unternehmen auflisten, die mit Anzeigenstornierung gedroht haben, wenn ein bestimmter Artikel erscheint. Und dann noch die Firmen, Vereine und Personen, die den Artikel gerne vorher lesen wollen.
Natürlich ist das ein Luxusproblem, verglichen mit Ländern, in denen Journalisten vom Staat oder Interessengruppenn massiv bedroht und ermordet werden.
„Wenn, nur das Urteil“ – Ist aber eigentlich egal
Zugegeben, primär ärgert es mich, keinen Auftrag bekommen zu haben, sekundär zeigt folgendes mir auch eine gewisse Gleichgültigkeit:
Da steht ein Bürger einer Stadt in einer anderen, weit entfernten Stadt, vor Gericht. Oder ein Bürger, der in einer entfernten Stadt eine Straftat verübt hat. Für die Zeitung, wo das Gericht steht, ist das berichtenswert. Für die Zeitung aus der Stadt, aus der auch der Angeklagte kommt oder wo er eine Straftat begangen hat, eigentlich nicht.
„Ich nehme nur das Urteil“, meint der eine Redakteur. „Wenn, dann ist nur das Urteil interessant“, sagt ein anderer Redakteur zu einem anderen Fall. Auf eine E-Mail mit Terminankündigung und Honorarvorschlag kommt natürlich keine Antwort. Dass es bei dem einen Fall dann aber gleich am ersten Tag ein Teilurteil gibt, weil der eine Angeklagte gleich gesteht und der andere nicht, ist uninteresant. Und dass gegen Typen verhandelt wird, die auf spektakuläre Art und Weise einen Geldautomaten aus der Wand gerissen hatten, ist auch egal. Weil der Leser es ja nicht mitbekommt. Und dem Reakteur in der weit entfernten Stadt in NRW sein lokaler Leser eigentlich egal ist. Hauptsache, ein paar Euro gespart. Der Leser merkt es ja nicht, da er von dem Prozess in Weitwegstadt nichts mitbekommt.
Richtig. Das merkt der Leser nicht. Aber er spürt die generelle Gleichtgültigkeit, die dahinter steckt. Und steckt irgendwann das mit dem Abo auf.
Für Quantität in den Redaktionen – Vergleiche waten hinkend durch den Hombach
Der Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, Bodo Hombach, gab einer seiner Publikationen ein Interview und verneinte, dass Redaktionen viele Mitarbeiter brauchen:
Ich weiß ja nicht, was für Geschichten Bodo Hombach in seinen Blättern haben will, er widerspricht sich jedenfalls mit dieser Aussage. Es ist ja nicht so, dass die zwei Maler am gleichen Bild malen. Diese Maler brauchen nämlich jeden Tag ein Bild. In der Zeit, in der der eine malt (toll schreibt), sucht der andere ein neues Motiv (Thema) oder prüft nach, was hinter dem gemalten Haus steckt (Recherche). Kleiner Merksatz, der verblüffenderweise auch hier gilt:
Von den drei Eigenschaften „gut“, „schnell“ und „preiswert“, gibt es immer nur zwei auf einmal.
Haben die nur noch einen Maler, aber eine Wand, die zwei Bilder braucht, dann reicht die Zeit halt nur noch fürs malen. Und irgendwann merken die Leser, dass die Farben seit Jahren dieselben sind und die Objekte im Hintergrund immer gleich aussehen. Sicherlich kann man eine Zeitung auch mit wenig Personal voll bekommen, wenn man die paar Mitarbeiter täglich auf drei Termine schickt. Nur kommt man dann rein aus Zeitmangel über die pure und unkritische Wiedergabe meistens nicht hinaus. Und mit Aussichten auf solch ein …, nennen wir es mal Angebot, … sollte sich ein Geschäftsführer doch mal fragen, ob er wirklich glaubt, weiterhin dafür Kunden zu finden? Artikel liefern, die nicht über das hinausgehen, was die anderen Anwesenden dort ebenfalls waren, erlebt haben, geht in Zeiten, in denen jeder via Internet für seine Veranstaltungen trommeln kann, nur bei wenigen Themen gut. (Meiner Meinung nach sind das Gerichtsreportagen und Berichte über Ausschusssitzungen des Stadtparlaments. Anstelle selber dort rumzusitzen, hofft man auf einen, der die ganze Zeit da war und eine Zusammenfassung liefert.) via Stefan Niggemeier und Indiskretion Ehrensache.
Durchlauferhitzer, oder was?
Liebe PR-Macher,
ich bin kein Durchlauferhitzer (für eure heiße Luft). Ich schlage nicht alles vor, was ihr mir schickt, auch wenn mir dadurch ein Artikel entgeht.
Vor allem nicht, wenn von den letzten drei Geschichten eine verwirrend falsch angekündigt war, die zweite genau so gut einen Anzeige hätte sein können und die dritte ein krudes Elaborat beförderte.
Ich sehe ja ein, dass jeder seine Aufgabe hat, aber da erwarte ich auch genauso ein Einsehen, dass ich bei der Zeitung nicht der sein will, der unreflektiert alles hochjubelt, was man ihm zumailt. Auch ein bisschen Einsicht, welche Stories medioker und welche gut sind sind, ist hilfreich, weil wenn alles „super“ oder „wichtig“ ist, ist alles „langweilig“ und „unwichtig“.
Und wenn ich nicht daran glaube, dass das was ist, dann passiert von meiner Seite nunmal eher wenig. Dann reiche ich das kommentarlos weiter und fertig.
Nebenbei weiß ich, dass PR besser bezahlt wird als Journalismus. Also könnt ihr euch auch ab und zu mal dafür etwas strecken.
Siehe auch: Wir sind hier nicht auf der „Enterprise“