Citytunnelsanierung und -technik – Hintergründe zur Tunnelkunst

(PM Grüne/CDU und eigenes) Der Arbeitskreis Bauen und Verkehr der grün-schwarzen Koalition hat sich Dienstag (22.) mit der neuen Baudezernentin Cornelia Zuschke und dem Bauausschussvorsitzenden Ctirad Kotoucek (CDU) vor Ort über die umfangreichen Citytunnel-Sanierungen informiert.

Dabei wurde am Rande auch geschildert, wie das mit der „Tunnelkunst“ Helmut Landers gelaufen war, die Ende Oktober 2013 entfernt worden war. Echo online: Dekorationen von Helmut Lander entfernt. So wie sich das damals las, konnte man glauben, die mit Mustern bemalten Wände wären entweder aus Unkenntnis oder aus Banausentum grau angelegt worden.

Tatsächlich war es aber so – wie gestern von der Verwaltung geschildert – dass die Wände zuvor fotografiert worden waren. Aber man wusste nicht, dass die Muster als Kunst galten und von wem die waren. Eine farbkorrekte Rekonstruktion wäre allerdings schwer möglich gewesen, da die damals verwendeten Farben (auf Kunststoffbasis) heute nicht mehr verwendet werden dürften. So dass man sich entschlossen habe, die Wand grau anzulegen. Die Verwaltung war also nicht so wurschtig damit umgegangen, wie ich damals nach dem Echo-Artikel den Eindruck hatte. Dass das nach meinen Quellen auch kein Thema im Magistrat war, kommt noch dazu.

Im Inneren des rund 500 Meter langen Tunnels wurden bereits rund 1,2 Millionen Euro in die Sicherheitseinrichtungen investiert, beispielsweise die Erneuerung Brandmeldeanlage, die Videoanlage sowie gut sichtbar die Leiteinrichtungen in Form grüner LED-Leuchten.

Die Arbeitskreismitglieder erfuhren von Reinhold Schuster vom Straßenverkehrs- und Tiefbauamt, dass der Tunnel insgesamt über 7 Notausgänge verfügt. Derzeit wird für weitere 1,2 Millionen Euro die gesamte Leitzentrale des 1977 und 1978 erbauten Tunnels erneuert. Von dieser aus wird die gesamte Lichtsteuerung, Lüftung sowie im Brandfall die Entrauchung des Tunnels gesteuert.

Weithin sichtbar war die vor kurzem fertiggestellte Betonsanierung der Tunnelein- und ausfahrten. Der alte Beton war stellenweise völlig marode, die verrostete Stahlarmierung sichtbar. Nicht selten platzten Betonstücke ab und fielen herunter. Bei der Sanierung der Betonwände wurde das alte Betongeländer mit den Pflanzkübeln durch ein neues, pflegeleichteres ersetzt.

Zugleich erfuhren die Arbeitskreismitglieder, dass das alte Geländer teilweise nur 70 bis 90 Zentimeter hoch war – nach aktuellen Sicherheitsrichtlinien deutlich zu niedrig.

Dazu kommt, dass das neue Geländer gesichert ist gegen (einfaches) Überklettern (der vermeindtliche „Handlauf“ auf der Tunnelinnenseite. Und so massiv ist es, damit es auch hält, wenn ein Auto, die ja teilweise über den Luisenplatz fahren dürfen, nicht die Geländer durchbrechen kann.

Insgesamt wurden für die Betonsanierung, die auch die Notausgänge umfasste, rund 1,4 Millionen Euro investiert, in Summe also gut 3,8 Millionen Euro für das größte innerstädtische Bauwerk. Der Arbeitskreis mit den beiden Sprechern Stefan Opitz (B 90/Grüne) und Ludwig Achenbach (CDU) machte bei dieser Gelegenheit deutlich, dass die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur große Bedeutung habe und mit deutlich mehr Mitteln im Haushalt etatisiert sei, als in früheren Jahren. Zusätzlich zu Einzelmaßnahmen, die gesondert im Haushalt eingestellt sind, hat die Koalition ein 20-Millionen-Euro-Sonderprogramm aufgelegt, aus dem im gesamten Stadtgebiet Straßensanierungen finanziert werden.

Entfernte Citytunnelkunst – Wer war „der Magistrat“?

Schraffuren und Pflanzrohre des Künstlers Helmut Lander zierten bislang die Brüstungen des Wilheminentunnels.

Die Darmstädter SPD-Fraktion kritisiert, wie der Magistrat der Stadt Darmstadt mit den Arbeiten im City-Tunnel des kürzlich verstorbenen Künstlers Helmut Lander umgegangen ist. Seit Mitte Juni werden die Betonbrüstungen des Citytunnels saniert. Dabei wurden Dekorationen des Künstlers entfernt und die Familie nicht informiert.

Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Dagmar Metzger stellt sich die Frage, wer in Darmstadt eigentlich darüber entscheidet, wann Kunst nicht mehr zeitgemäß sei. Die Arbeiten Helmut Landers hätten das Stadtbild geprägt. Dagmar Metzger blickt auch auf die Urheberrechte des Künstlers und erinnerte an den Urheberrechtsstreit des Architekten von Gerkan um die Deckengestaltung des Berliner Hauptbahnhofs. Die Deutsche Bahn habe den Rechtsstreit verloren und konnte sich nur durch einen Vergleich mit dem Architekten einigen.

Im Echo-Artikel zu den entfernten und teilweise abgebauten Werken stand zu dem Thema:

Echo online: Am Citytunnel werden Dekorationen von Helmut Lander entfernt – Der Magistrat habe sich gegen die Rekonstruktion entscheiden, weil sie „als Kunstwerke nicht mehr in unsere Zeit passen.“

Frage ist – nach einem Hinweis den ich bekam – nur, wer „der Magistrat“ war. Denn nach meinen Informationen war über die Entfernung der Tunnelkunst dort nicht gesprochen worden. Und auch in der Magistratsvorlage zur Tunnelsanierung steht nichts zu den Kunstwerken. 2006 waren „eine Vielzahl von Schäden“ festgestellt worden und der Tunnel sollte, klarer Fall, das war unstrittig, saniert werden.

Magistratsvorlage 2012/0131: Tunnel Wilhelminenstraße, Sanierung – Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer grundhaften Instandsetzung der Rampenstützwände und Notausgänge. Es ist geplant, die Arbeiten an allen Rampenstützwänden und Notausgängen der Ein- bzw. Ausfahrrampen (Hügelstraßen West, Hügelstraßen Ost, Rheinstraße, Mathildenplatz sowie Ausfahrt vom Parkhaus auf die Rheinstraße) und den 8 Notausgängen im November 2012 zu beginnen und im Juni 2013 zu beenden. Die Kosten der Betoninstandsetzungsmaßnahme liegen bei rd. 1,1 Mio. EUR einschließlich der Planungs- und Bauüberwachungskosten.

Wie ich erfuhr, hat Oberbürgermeister Jochen Partsch am Freitag (1.) auf Landers Beerdigung eine Trauerrede gehalten und unter anderem sich bei der Familie persönlich entschuldigt und gesagt, dass es ihm und der Stadt leid tue, dass nicht vorher mit der Familie gesprochen worden sei.