TTip-Diskussion: Ein kleineres Format hätte mir besser gefallen

Freitagabend (19.) ging es im Justus-Liebig-Haus um TTip und Ceta, die beiden Freihandelsabkommen zwischen EU und USA sowie EU und Kanada. Organisiert hatte die Veranstaltung das Darmstädter Bündnis „Stoppt TTIP & Co.„.

Mit Blick auf meinen Artikel war mir das Podium mit sieben Diskutanten und zwei Moderatorinnen zu voll. Ich habe nur eine bestimmte Menge Platz und alleine die ganzen Namen kosten Zeilen. Im Print der Lokalzeitung ist das nunmal nicht wie bei Spiegel Online, wo ausführlich die Talkrunde des Tages der ÖR zerlegt wird. Zum Beispiel hat diese SpOn-Rezension zur Maischbergersendung mir Varoufakis rund 5800 Zeichen, so ein Artikel im Lokalteil hat aber eher 3000 bis 3600 Zeichen. Papier ist zwar geduldig, aber nicht unendlich.

Und persönlich bin ich – generell – von dem Format mit einem vollen Podium, auf dem so viele Teilnehmer wie die Hühner auf der Stange sitzen, auch nicht so überzeugt. Am Ende weiß ich bei sowas eigentlich nur, wer mir sympathisch war und wer rhetorisch was drauf hatte. Vielleicht sollte man da mal Kommunikationsagenturen fragen, die kennen vielleicht was funktionierendes, abwechslungsreicheres und lustigeres als Frage-Antwort- und „jetzt muss ich aber reagieren dürfen“-Spiele. Mir ist aber auch klar, dass es manchmal aus praktischen und logistischen Gründen nicht anders geht.

Vom Erkenntnisgewinn fand ich die Veranstaltung auch schwierig. Bei sieben Diskussionsteilnehmern ist es kaum Zeit wirklich zu diskutieren. Immerhin waren nicht alle einer Meinung. Das ist nämlich auch langweilig, wenn alle für oder gegen was sind. Dafür war der größte Teil des Publikums einer Meinung. Die rund 200 Zuhörer, überwiegend TTip-Gegner, kommentierten die Beiträge der Parteienvertreter mit Applaus oder widersprachen mit Zwischenrufen.

Auf dem Podium saßen mit Hildegard Förster-Heldmann (Grüne), Georg Hang (Uffbasse) und Martina Hübscher-Paul (Linke) drei Kommunalpolitiker deren Kreisverbände Mitglied im lokalen Bündnis „Stoppt TTIP & Co.“-Bündnisses sind.

Den Impulsvortrag hielt Mitdiskutant Andreas Fisahn, Professor für öffentliches Recht an der Uni Bielefeld. Er ist Mitglied in Attacs wissenschaftlichem Beirat. Die beiden Moderatorinnen waren auch im Bündnis, Conny Meyer ist bei Verdi Südhessen und Isolde Arnold ist für das „Stoppt TTIP & Co.“-Bündnis unterwegs.

Weswegen die Moderatorinnen vermutlich mit einigen der Diskutanten auch per Du waren. Ok, das ist in einer Stadt nicht vermeidbar, da kennt man sich (geht mir ja nicht anders, hallo Jochen ) aber am besten spricht man sowas gleich zu Beginn ordentlich an, sonst sieht das seltsam aus.

Die Parteien oder Gruppen der Mitdiskutanten Michael Gahler (CDU, MdEP), Helmut Klett (Uwiga) und Brigitte Zypries (SPD) sind nicht im Bündnis.

Und natürlich war es war eine Anti-TTip und -Ceta-Veranstaltung, da war für Michael Gahler und Brigitte Zypries in etwa soviel zu gewinnen, wie wenn ein Schinkenhersteller auf einem Veganerkongress für seine Produkte wirbt.

Hilfreich war da auf der anderen Seite natürlich auch nicht, dass Michael Gahler zum Schluss sagte, dass die TTip-Gegner schauen sollten, mit wem sie sich einlassen und am Ende Teil einer "Querfront“ seien, da zum Beispiel auch die AfD gegen TTip sei.

Für den Erkenntnisgewinn wäre meiner Meinung nach ein kleineres Format besser gewesen: In einem ersten Teil diskutieren Andreas Fisahn und Michael Gahler. Und im zweiten Teil beantworten die Referenten Fragen aus dem Publikum. Die lokalen Aspekte bei TTip und Ceta hätte man da auch herausarbeiten und thematisieren können. Und welche Gruppen und Parteien lokal wie zu TTip & Co steht kann man ja auf der Mitgliederliste des Bündnisses sehen.