Mikro, nano … alles dasselbe bei den ZDF-Nachrichten

Es mag ja verpönt sein in der Wikipedia zu recherchieren (solange da überhaupt noch was drinsteht , aber, liebe Heute-Nachrichten:

Ein Nanometer ist ein milliardstel Meter, und nicht ein millionstel Meter, wie heute um kurz nach 19 Uhr schön – aber falsch – erklärt. Ein millionstel Meter ist ein Mikrometer, ein tausenstel Meter ein – alter Geodreieckbekannter – Millimeter und ein hundertstel Meter ist ein Zentimeter.

Und auch der schön plakative Größenvergleich zwischen einem Fußball und der Erde war damit leider auch falsch: Eine 1-Pfennig-Münze (ok, nicht mehr aktuell in Eurocent-Zeiten) ist ziemlich genau eine Milliarde mal kleiner als die Erde.

Und bevor jetzt einer kommt, dass doch das alles dasselbe ist: Ihr verwechselt auch auch nicht Kilos mit Tonnen, Millimeter mit Metern und beschwert euch doch wenn die Festplatte nur ein Gigabyte anstelle ein Terabyte hat. Und wenn die GEZ nur noch 7 Millionen Euro Rundfunkgebühren einsammeln könnte, anstelle den tatsächlichen 7 Milliarden Euro (für ARD und ZDF zusammen), gäbe es doch einen Riesenaufschrei.

Anstrengende „Küchenschlacht“

Nervig: Diese Woche ist die ZDF-„Küchenschlacht“ auf einem Schiff.

1. Jede Folge wird der Name des Kreuzfahrtdampfers groß und breit gesagt.

2. Und auch wenn man es noch so sehr behauptet (ich meine Alfons Schuhbeck von heute): Nein, ein Kapitän kann auf einem Schiff keine rechtsgültige Trauung nach deutschem Recht vollziehen. Jedenfalls nicht auf der Grundlage, weil er der Kapitän ist. Auch wenn man der Kandidatin – die das ganz richtig herausgefunden hat – noch so väterlich-autoritär über den Mund fährt.

Christoph Drösser hat das in der ZEIT mal bearbeitet. Und herausgefunden, dass Kapitänstrauungen nicht nur in Deutschland unzulässig sind:

Bei der U. S. Navy zum Beispiel heißt es eindeutig: „Der kommandierende Offizier darf an Bord seines Schiffes oder Flugzeuges keine Trauungszeremonie durchführen“

3. Ältere Männer, die jungen Frauen schmeicheln finde ich ja nicht so dolle, es wirkt auf mich schnell peinlich. (Notiz: Selber aufpassen, man wir nicht jünger.)

Kleinigkeiten, von uns allen bezahlt

Heute morgen berichtete das ZDF-Morgenmagazin über den Prozess, über den ich auch schreibe. Und gleich in Cherno Jobateys Anmoderation heute morgen (nicht zu sehen, aber steht auch auf der Website) die erste Nachlässigkeit: Bensheim mit Darmstadt verwechselt.

Und im Beitrag wurden Tombolaspenden (etwa bei 1 Minute 34 Sekunden) zu Geschenken für die Familie Saremi, die Interviews mit der Schwester und dem Vater sind von Mitte September und die Schlägerei-Szenen sind natürlich gestellt, aber nicht gekennzeichnet.

Dass der Prozess noch mindestens bis zum 30. Oktober geht, konnten das ZDF nicht ahnen, aber man hätte den Richter ja gestern mal fragen können. Aber Fernsehen kommt ja nur zum Auftakt und zum Finale – um dann alles erfahren zu wollen und einem – weil man ja so wichtig ist – in seine Interviews dazwischen zu quatschen.

(Sicherlich mache auch ich Fehler, nur kann der Konsument bei mir Konsequenzen ziehen und den Konsum verweigern – ohne auf andere Print-Produkte verzichten zu müssen. Bei den ÖR muss man zahlen, solange man ein Empfangsgerät bereit hält. Und wenn man die ÖR nicht mehr will, muss man auch auf die Privaten verzichten. Das ist wie Leseverbot wegen Zeitungsabokündigung.)

Einheitsprogramm

Wenn man für den Fernseher im Büro, im Handy und zuhause unter Umständen dreimal Rundfunkgebühren zahlen darf, dann darf man natürlich auch auf ARD, Phoenix und ZDF dreimal das gleiche sehen. Damit auch keinem entgeht, dass Obama jetzt Präsident ist.

Wozu haben wird denn verschiedene ÖR Sender, wenn sie das gleiche senden? Grundversorgung. Klar.

Ich lebe auf einem anderen Stern …

… oder ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Behauptet der doch im Interview mit der Süddeutschen Zeitung ernsthaft, die Serie „Kanzleramt“ wäre nur verkannt worden:

SZ: Was gut gemacht ist, setzt sich also beim Publikum durch?
Bellut: Das ist grundsätzlich meine Überzeugung. Leider gibt es auch gute Projekte, die das Publikum ablehnt.
SZ: Ihr „Kanzleramt“ (13-teilige ZDF-Serie, 2005) zählt dazu.
Bellut: Eine meiner bittersten Niederlagen. Ein tolles Programm. Vielleicht wird ein Begriff wie „Qualität“ einfach zu unterschiedlich definiert.

Sorry, nö. Das Ding wurde sowas von reißerisch angekündigt und war dann sowas von verschnarcht. Und fehlbesetzt: Klaus Behrendt spielte den Kanzler und – der viel mehr als Kanzler wirkende – Robert Atzorn gab den Kanzleramtschef.

Einen weiteren Fehlschlag erklärt Bellut mit mangelndem Audience Flow:

Bellut: Ich habe meine Fehlversuche, das Programm zu verjüngen, hinter mir, ein paar allerdings bestimmt noch vor mir.
SZ: Was war falsch?
Bellut: Bravo TV. Eine ordentliche Sendung. Leider fehlte das Umfeld. Es saß die falsche Zielgruppe für so eine Teenager-Musikshow vor dem Fernseher. Entscheidend ist der Flow, die Menge an Publikum, die ich von einer zur nächsten Sendung mitnehme.

Es ist wohl eher eine andere Galaxis in der Programmdirektoren leben. Wenn man regelmäßig sein Nachmittagsprogramm für Sport, Herrscherhochzeiten, Papst- und Präsidentenbesuche (die natürlich irre wichtig sind – was man daran erkennt, dass sie parallel auf Phoenix und der ARD laufen) umstellt, laufen einem die Zuschauer weg, die sie Sondersendungen null interessieren. Das hat erstmal nichts mit „Flow“ zu tun, sondern mit Zuverlässigkeit. Wenn man laufend das Programm – das einem noch nicht einmal aufgezwungen wird – über Bord wirft, dann nützt auch das schönste Umfeld nichts.

Bettina Schausten und die NPD

Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen. Der sächsische NPD-Vertreter darf auch ins Fernsehen und antwortet auf eine freche Moderatorenfrage wie alle anderen Parteivertreter – er dankt seinen Wählerinnen und Wählern Dabei wird er schon ob der Unsachlichkeit unterbrochen und ausreden lässt man ihn auch nicht. Im ZDF lief das so:

Bettina Schausten: „Herr Apfel, wann sagen Sie den Wählern, dass Sie eigentlich Neonazi sind…?
Holger Apfel: „Heute ist ein großartiger Tag für alle Deutschen, die noch Deutsche sein wollen, es ist die verdiente Quittung für eine immer asozialere Sozialpolitik, für eine asoziale Wirtschaftspolitik und…“
Georg Milbradt (CDU), Antje Hermenau (Grüne), Thomas Jurk (SPD) und Holger Zastrow (FDP) verlassen bei den Worten das Studio.
BS: „Ja, hier gehen jetzt die ersten…“
HA: „Ja, das wundert mich nicht, weil…“
BS: „Auf Wiedersehen. Das war zu erwarten an diesem Abend…“
HA: „…unglaublichen Medienhetze…“
BS: „Seien Sie bitte still, seien Sie bitte still, wir gehen jetzt zu den Zahlen….“

[Update 23.9.04: Das ZDF hat nach Frank Plaßberg (WDR-Sendung „Hart aber fair“) den TV-Ausschnitt inzwischen gesperrt.]

Jetzt kann man zur NPD stehen wie man will, aber warum lässt man den Mann nicht einfach ausreden und harkt bei nicht beantworteten Fragen nach? Wenn er Unsinn erzählt, dann kann man ihn reden lassen, die Zuschauer werden es merken. Denn das lief meiner Beobachtung nach damals am Anfang bei den Grünen und auch bei der PDS so. Gibt es bei ARD und ZDF die Vorgabe Vertreter extremer oder eher kleiner Parteien schlechter zu behandeln als die der etablierten Parteien? Möglich, schließlich sitzen Parteienvertreter in den Rundfunkräten. Oder machen das die Interviewer freiwillig, weil sie sich davon was versprechen? Ministerien suchen ab und an in Journalistenkreisen Pressesprecher oder Imageberater. Oder sind sie die TV-Interviewer einfach feige und trauen sich bei Kleinparteien, das was sie sich bei den Großparteien nicht trauen?