Ein Jahr 49-Euro-Ticket – Überlegungen zum öffentliches Verkehrswesen

Was braucht es für ein öffentliches Verkehrswesen, dass die Menschen keine Autos mehr brauchen?

Das 49-Euro-Ticket gibt es nun seit einem Jahr, meldet das ZDF. Dirk Flege (Allianz pro Schiene) fasst es gut zusammen: „Das bislang größte Manko ist das unzulängliche Angebot von Bus und Bahn im ländlichen Raum.“

Und da reicht es schon, sage ich, dass es wenige Taktwechsel und Taktlücken pro Tag gibt; die machen ÖPNV kompliziert und das Auto besser. Und wenn wegen Unfall oder Baustellen etwas im ÖPNV nicht klappt, muss man viel wissen, um das zu kompensieren. Die Verkehrswende ist noch weit weg.

Gestern wurde ich wieder an eine Studie von 2019 erinnert (die für „t-online“ erstellt worden war), die die Kosten für ÖPNV etc. mit denen eines Autos verglichen hatte. Dabei war herausgekommen, dass es ohne Auto (und dafür ÖPNV, Taxi, Fernverkehr etc.) für einen Single-Haushalt im Monat rund 60 Euro günstiger ist, als mit einem Auto. Bei Kosten, die sich im Jahr auf rund 3900 Euro (ohne Auto) und 4400 Euro (mit Auto) summieren.

Nun, diese 60 Euro mehr haben die Menschen dann doch über, denn dafür ist man mit Auto deutlich flexibler, hat keine Fahrpläne und muss auch nicht abends laufend auf die Uhr gucken, wann der Bus – der auf dem Dorf dann nur im Stundentakt fährt – nun kommt. Um dann festzustellen, dass er doch Verspätung hat etc.

Nur befürchte ich, dass ein ÖPNV, ein öffentliches Verkehrswesen allgemein, das das Auto weitgehend überflüssig machen würde, zu teuer ist und die Menschen mehr als die 4400 Euro kosten wird (und sei es über Steuern und Abgaben zugunsten des öffentlichen Verkehrswesens). Denn ein akzeptables öffentliches Verkherswesen, das gegen das Auto ankommt, würde aus meiner Sicht bedeuteten, dass deutschlandweit, zwischen 5 Uhr morgens und 1 Uhr nachts, alle 30 Minuten (die Zeit wartet man noch) ein Bus, ein Zug, eine Bahn in jedem Dorf abfahren und einen nach Hause oder zur Arbeit bringen müsste.

Die Politik sollte das mal ehrlich durchrechnen (lassen) und und dann sagen, ob das wirklich umsetzbar ist. Ich glaube nicht, dass das bezahlbar ist.

Warum das Auto das beste Verkehrsmittel ist

Warum die Menschen ihre Autos behalten werden (und das sagt einer wie ich, der kein Auto hat und das meiste mit ÖPNV und Fahrrad fährt – oder ich werde mal mitgenommen). Ein kleiner Rückblick auf meinen Vormittag heute. Ich hatte einen Termin und musste von Darmstadt ausnahmsweise nach Rüsselsheim. Von der Großstadt in die größte Stadt des Kreises Groß-Gerau, das sollte mit dem ÖPNV kein Problem sein. Nun ja. Geht, dauert über eine Stunde und ich darf drei oder vier Mal umsteigen:

Das Datum ist von nächste Woche, damit ich Verbindungen angezeigt bekommen. Mein Termin war heute.

Jedes Umsteigen ist ein Bruchpunkt, also mal weiter gucken. Aha, es gibt eine Verbindung, da muss ich nur einmal umsteigen. Fährt einmal die Stunde (das merken wir uns mal) und bleibt unter einer Stunde Fahrzeit.

Aber in den Details zu der Verbindung steht auch „Die Busse fahren eine Umleitung und die Haltestelle „Pallaswiesenstraße“ ist verlegt. Grund dafür sind Bauarbeiten.“ Blöderweise steht das zweimal da. Einmal ohne Fahrtrichtung, einmal mit Fahrtrichtung. Und von den aktuellen Baustellen weiß ich, dass die Haltestelle Pallaswiesenstraße rund 400 Meter von der Ersatzhaltestelle Pallaswiesenstraße entfernt ist.

Ok, ich laufe mal lieber eine Haltestelle weiter zur Haltestelle Im tiefen See. Oh, dort ist eine Ersatzhaltestelle, wegen einer kleinen Baustelle. Ein Aushang weist auf die Ersatzhaltestelle hin, aber nur für die Linien WE1 und WE2. Hm, wissen die Fahrer der X15-Linie das mit der Ausweichhaltestelle? Die beiden Haltestellen sind nah beieinander, aber für einen Sprint zu weit auseinander. Also laufe ich vorsichtshalber zur Haltestelle Windmühle weiter, sicher ist sicher. Hatte ich erwähnt, dass meine Haltestelle eigentlich um die Ecke ist? Nee, nicht bei Baustellenbetrieb.

Ok, da stelle ich mit der App fest, dass der Bus acht Minuten Verspätung haben wird. Das ist blöd, denn dann habe ich keinen Anschluss mehr in Mörfelden Walldorf. Und wir erinnern uns an den Stundentakt. Der Bus 67 im Mörfelden-Walldorf ist der mit dem Stundentakt. Wenn ich den nicht erwische, warte ich eine Stunde.
Ein Wunder, der X15 holt die Verspätung etwas auf und ist 30 Sekunden vor meinem Anschlussbus da. Das war pures Glück.

Ok, die Rückfahrt. Da verpasse ich terminbedingt gerade den Bus und darf damit eine Stunde warten. Eine Stunde in der ich nicht richtig was machen kann, und eine Stunde im Internet rumklicken, ist doch etwas öde. Nein, ich will auch nicht in einem Café Geld ausgeben fürs Warten. Also, Notiz an mich selbst: Wenn ein Stundentakt im ÖPNV dabei ist, Finger weg. Es sei denn, ich habe den Tag über nichts anderes vor.

Fazit: Ich benötige im Herzen des Rhein-Main-Gebiets zwischen zwei großen Städten, die 25 Kilometer voneinander weg sind, mit dem ÖPNV eine Stunde und kann nur einmal die Stunde eine übersichtliche Verbindung nehmen. Das ist zu schlecht. Eine Stunde eher fahren ist keine Alternative, dann sitze ich dort erstmal eine Stunde rum. Laut Google Maps brauche ich mit dem Auto 30 Minuten (ok, noch kein Parkplatz aber kein Fahrplan) und mit dem Fahrrad 80 Minuten (was bei blödem Wetter für mich ausfällt).

So. Dann kommen noch Verspätungen dazu, die einem die Anschlüsse aufknacken, verlegte Haltestellen, wegen denen ich Extrawege und die Zeit dafür einplanen muss, und ab und an wird der ÖPNV auch noch bestreikt. Ach ja, die Zeit, diese Verbindung rauszufischen war eigentlich auch Fahrzeit. Und eigentlich müsste ich die Haltestellen am Tag vorher noch auskundschaften, ob die da sind, wo ich sie vermute. Tut mir leid, da ist das eigene Auto nun mal das beste Verkehrsmittel. Und ich sehe nicht, dass der ÖPNV das zu vernünftigen Kosten lösen kann.

Steht das Wasser höher als die Unterkante der Stoßstange …

Mit dem Auto durch Pfützen fahren ist kein Problem. Aber durch wie tiefes Wasser kann man mit einem normalen Auto fahren? Es gibt einen ganzen Satz Videos von einer Furt im englischen Rufford, die je nach Wetter mehr oder weniger tief ist. Und da sieht man, dass die Autos nach einer Fahrt durch zu tiefes Wasser noch ein paar Meter fahren, dann aber liegen bleiben. Aber was ist „zu tief“?

Als Faustregel gilt laut dem ADAC: „Allenfalls Wasser, das maximal bis zur Unterkante der Stoßfänger reicht, kann noch mit Schrittgeschwindigkeit durchfahren werden.“ Steht das Wasser höher als die Unterkante der Stoßstange, steht es so hoch, dass es die Luftansaugöffnung des Motors eindringen kann. Und dann drohe ein sogenannter Wasserschlag.