Jens Spahn, die „übermüdete Regierung“ – und Angela Merkel

Was Richtiges hat da ja Jens Spahn (CDU), der ehemalige Gesundheitsminister im RBB gesagt. Er kommentiert die Nachtsitzung der Ampelkoalition.

„(…) da sehe ich eine übermüdete Regierung eher als Sicherheitsrisiko.“

Ich halte so lange Sitzungen ja auch nicht für sinnvoll und am Ende ist man übermüdet und macht Fehler.

Jens Spahn hätte aber ruhig zugegeben können, dass er so seine Erfahrungen mit Nachtsitzungen hat. Seine damalige Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte der Spiegel mal „die Queen der Nachtsitzung“. Und auch andere Medien schrieben über die Merkelschen Nachtsitzungen wie zum Beispiel die Sächsische Zeitung: „Bundeskanzlerin Merkel ist etwa für ihre physische Ausdauer in langen Sitzungen bekannt – die sie einsetzt, um nachts ihren müde werdenden Verhandlungspartnern Kompromisse abzuringen.“ Oder hier, nordbayern.de von 2019: „Geywitz wirft Merkel Schlafentzug als Politik-Taktik vor.“ Und Anette Schavan im Schwäbischen Tagblatt 2021: „Es wird so lange gerungen, bis es eine wirklich gute Lösung gibt – die berüchtigten, nächtlichen Sitzungen.“

Mein Irrtum mit Angela Merkel

Heute vor 15 Jahren passierte etwas, was ich zwei, drei Jahre Jahre davor nicht erwartet hatte: Angela Merkel (CDU) wurde Bundeskanzlerin.

Ich war irgendwann 2003 oder 2004 in einem Englisch-Kurs der Volkshochschule und da war die Konversationsfrage, ob wir glauben, dass Angela Merkel Kanzlerin werden würde? Dass eine Frau mal Bundeskanzlerin wird, sah ich schon kommen. Allerdings nicht Angela Merkel. Ich hatte Angela Merkel es nicht zugetraut, dass sie sich gegen die ganzen Männer in der Union und so Gruppen wie den „Andenpakt“ durchsetzen kann. Und im Amt dann auch noch bestehen kann.

Ja, da hatte ich mich geirrt.

Kanzlerin vs. US-Präsident

Bei Angela Merkel und den Reaktionen auf ihren Gesundheitszustand würde mich sehr interessieren, wie hier reagiert würde, wenn es dabei um Donald Trump gehen würde. Ich vermute sehr, da würden die meisten, die jetzt die Berichterstattung kritisieren und auf die Privatsphäre der Kanzlerin hinweisen, sich ganz anders äußern, sehr lautstark Aufklärung und Trumps Rücktritt fordern.

Mal wieder ein Ende für Angela Merkel

Nach der Abwahl des CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder wird über ein Ende der Ära Merkel spekuliert. Mal wieder, wie „Übermedien“ zeigt.

Spekulieren macht halt Spaß. Ich hatte auch mal gedacht, dass sie nur zwei Jahre bis 2007 durchhält. Ich hatte aber davor auch schonmal gesagt, dass Angela Merkel nicht Bundeskanzlerin wird. Weil ich davon ausging, dass die CDU-Granden ihr das Leben schwermachen werden.

Aber eigentlich könnte man wissen, dass in der Politik immer was dazwischenkommt. Der Spiegel hatte Helmut Kohl 16 Jahrelang mindestens einmal im Jahr abgeschrieben und keine Chance mehr gegeben.

Das Ende der Ära Kohl war in den achtziger und neunziger Jahren eine Art Spiegel-Serie.

Das las sich zwar immer gut, aber am Ende hat es nur 1998 gestimmt. Und da war es nicht innerparteilicher Streit (den der Spiegel oft beschrieben hatte), sondern einfach eine Bundestagswahl mit einer Mehrheit für Rot-Grün.

Ist die Bundeskanzlerin überhaupt in der CDU?

Ist die Bundeskanzlerin überhaupt in der CDU? In den bisherigen Koalitionen hat sie sich als gefährliche Partnerin erweisen. Wer mit ihr zu tun bekam, verlor bei der nächsten Wahl etwa 10 Prozentpunkte. Zum Beweis die erste große Koalition: Die SPD fiel 2009 von 34,2 auf 23 Prozent. Die darauf folgende christlich-liberale Koalition: Die FDP fiel 2013 von 14,6 auf 4,8 Prozent. Zweite Große Koalition 2013: CDU/CSU 41,5 Prozent. Aktuelle Umfragen 2016: CDU/CSU 33 Prozent. Und die SPD stabil. Nanu?

Ist die SPD damals immunisiert worden oder ist die Kanzlerin in Wahrheit die parteilose Prozentvampirin Angela und nimmt sich die Parteien der Reihe nach vor?

Brennpunkt Darmstadt: No Angels, Kanzlerin und die Verschwörung gegen Sarrazin

Yes, endlich! Darmstadt war diese Woche Dreh- und Angelpunkt der Republik. Hier lief der Prozess gegen eine Sängerin zuende, die Bundeskanzlerin besuchte das ausgezeichnete Plus-Energiehaus an der TU-Darmstadt und ein Focus-Redakteur bricht eine Lanze für Thilo Sarrazin.

Was das letzte mit Darmstadt zu tun hat? Der Redakteur macht aus dem inzwischen zu Eis erstarrtem Kaffee einer Sarrazin-Äußerung hier im Juni eine Verschwörung des hiesigen dpa-Mitarbeiters.

Ich weiß ja nicht, auf wen verlasse ich mich mehr nach einem mündlichen Vortrag, wie dem Sarrazins? Auf die Truppe, die sich hat berieseln lasssen, oder auf den der mitgeschrieben hat? Und dann gibt es noch so Weisheiten wie „wenn es quackt wie eine Ente, ist es eine Ente“.

Und ich dachte ja Journalisten sind eigentlich verschwörungsresistent, Konspiration wird uns schließlich an jeder Ecke präsentiert. Ist ja auch logisch, Verschwörungstheorien erklären perfekt, warum wie was gelaufen ist. Nur in der Regel läuft es eher blöd als konspirativ. Naja, und dann ist das vermeintliche Verschwörungsopfer ja manchmal auch nicht das hellste und hat auch Fehler gemacht – die es nur nicht einsehen will, ja nicht einmal nicht einsehen muss – war ja schließlich eine Verschwörung. Der perfekte Zirkelschluss.

Und selbst wenn im Juni falsch berichtet worden sein sollte, dann halte ich mich immer noch an Josef Joffe: „Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.“ Aber dass der Mann vom Focus an eine Verschwörung denkt, lässt sich ja auch wieder auslegen und an Verschwörung denken.

Nachtrag: Jörg hat festgestellt, dass Sarrazin was mit einem Charakter aus (dem) einen Darmstädter Lokalschwank gemeinsam hat …

Und wenn ich jetzt nochmal die dpa-Meldung anschaue und das was Sarrazin zur Zeit sagt, weiß ich gar nicht so recht, was der Focus-Redakteur da retten wollte?

Nachtrag, 7.9.2010: Mir erzählte jemand, der beim Sarrazin-Vortrag in Darmstadt dabei gewesen war, dass das was in der Zeitung stand so nicht gesagt wurde. Und dann ist da noch RP-Online:

Der Gastgeber der Veranstaltung, die Arbeitskreise Schule-Wirtschaft der Unternehmensverbände Südhessen, wandte sich gegen diese Darstellung: „Ein Zusammenhang von ethnischem Hintergrund und Intellekt wurde so von Herrn Sarrazin nicht hergestellt“, sagte der Geschäftsführer der Arbeitskreise, Reinhold Stämmler.

Hm. Den Geschäftsführer habe ich auch ein paar Mal getroffen und von dem würde ich auch nicht sagen, dass er lügt.

Aber das wird sich aufklären. Die Staatsanwaltschaft ermittelt ja und nach meinen Informationen hat sie die Teilnehmerliste der Veranstaltung angefordert.

Nachtrag, 6.10.2010: Die Sätze, die soviel wirbel machten, fielen in den letzten fünf Minuten wurde mir gesagt. Und auch, dass sie gefallen seien.


1. Der dpa-Mitarbeiter und ich kennen uns und ich habe auch für die dpa geschrieben.
2. Ein Diskussion, ob TS recht hat oder nicht – wie sie bei Stefan Niggemeier losgebrochen ist – werde ich nur sehr eingeschränkt zulassen. Wer das will, kann das in seinem Blog tun oder eines aufmachen. Ich empfehle WordPress.

„Management by Champignons“

Michael Spreng erklärt diese Methode am Beispiel des neuen Bundesverteidigungsministers:

Management by Champignons – so bald einer den Kopf herausstreckt, sofort abschneiden. Auf diese Führungsmethode verstehen sich Angela Merkel und Horst Seehofer. Der Champignon ist Karl-Theodor zu Guttenberg.