Wofür leider kaum Platz ist: „Zu einem durchschnittlichen Talk gehören …“

Hach ja, beim Schreiben im Internet hat man Platz. Wie die „Welt“ in ihrer Kritik über die gestrige ZDF-Diskussion bei „Maybritt Illner“ zeigt.

Ich würde ja auch mal gerne im Lokalteil sowas schreiben wie:

Zu einem durchschnittlichen Talk gehören (…) Man könnte es auch anders sagen: Zu viele Gäste für zu wenig Sendeminuten.(…) Am Ende werden viele Gäste viel geredet, aber zu wenig gesagt haben.

Einfach mal Rituale aufzeigen oder Eindrücke wiedergeben.

Nur braucht das (auch bei der „Welt“) rund 1500 Zeichen. Das wäre aber in der Regel mein halber Artikel. Am Ende hat dieser „Welt“-Text rund 5200 Zeichen, ok, minus die 1500 kommt man bei 3700 Zeichen raus, das wäre schaffbar. Aber das Rituale aufzeigen, das manchmal eben sinnvoll wäre, kommt zu kurz.

Zeitungen und junge Leser

Eva Schulz (hat dieses Jahr Abitur gemacht) überlegt, wie man junge Menschen zu den Zeitungen bringen kann. Unter anderem plädiert sie für das handlichere Tabloidformat sowie gegen Katzentische und Sonderseiten:

Hurra!-Blog: Redet mit uns – nicht über uns! […] Damit diese Leser nicht ein, sondern sechs Mal die Woche zum Kiosk gehen, sollte junge Themen täglich vorkommen und über die ganze Zeitung verteilt sein. So können sie mal etwas Spannendes im Wirtschaftsteil entdecken, dann wieder im Feuilleton.[…]

[…] Stattdessen scheinen die Redaktionen zu glauben, es reiche, wenn man hin und wieder an fester Stelle über Hip Hop oder YouTube berichte. Doch das ist genau der falsche Weg, denn auf diese Weise werden junge Leser gesondert behandelt. Das ist, als würde man bei einem großen Fest an den Kindertisch gesetzt […]

Da bin ich ja froh, dass ich mit meinen 41 Jahren auf eine ähnlich Überlegung gekommen war. Genau das habe ich neulich mit meinen Eltern diskutiert. Anstelle Samstags eine Kinder- oder Jugendseite zu bringen, müsste täglich was drin sein. Und die Zeitung zudem am Frühstückstisch so aufteilbar sein, dass jeder ein Stück bekommen kann, was ihn interessiert.

Wenn die Stadt eine Uni hat, sollte auch für die Studierenden was drin sein. Was funktionieren müsste. Schließlich gibt doch kostenlose, anzeigenfinanzierte Studentenblättchen, und die Unis füllen ganze Blätter mit ihren internen Mitteilungen. Auch gibt es immer mal wieder Reibungen in den Uni-Gremien, die man nicht in einer wöchentlichen Kolumne abhandeln kann. Ich denke, da gibt es genug Themen für junge und jugendliche Leser, die nur täglich vorhanden sein müssten.

Aber irgendwie frage ich mich, warum da nicht die Verleger drauf kommen? Oder gibt es Hinweise und Erfahrungen, dass das nicht funktioniert?

Von der Rundschau in Darmstadt bleibt nur noch ein Echo

Ab 1. Juli werden die „Frankfurter Rundschau“-Lokalteile für Groß-Gerau und Darmstadt von der „Echo Redaktionsservice GmbH“ gefüllt. „Echo Redaktionsservice“ gehört zum Medienhaus Südhessen, wie auch der Rundschau-Wettbewerber „Darmstädter Echo“.

Meedia: „Frankfurter Rundschau“ gibt Darmstadt auf

DWDL: Ausgelagert: „FR“ lässt Lokalseiten extern produzieren

Fulda-Info: ver.di befürchtet Verlust von Pressevielfalt in Südhessen

Bleibt bei mir die Frage, ob die Rundschau das gelassen hätte, wenn die Lokalteile entsprechend Abos nach sich gezogen hätten – oder ob es so oder so passiert wäre.