Chaos in Darmstadt

DIe Kuppel in der Kirche St. Ludwig. Wunderschön, aber draußen ist das Chaos. Denn die von Georg Moller geplante Kirche ist nicht am Ludwigsplatz oder in der Mollerstraße oder am Mollerplatz, sie ist am Wilheminenplatz.

Für den Heiner ist Darmstadt eine fein übersichtliche kleine Großstadt. Für den Zu- oder Durchreisenden  weniger. Auf dem Luisenplatz geht’s schon los. Dort steht keine Lange Luise, sondern der Lange Ludwig. Und benannt ist der Platz nicht nach der Königin Luise von Preußen (die immerhin in Darmstadt aufgewachsen war), sondern nach einer Luise, die Großherzogsgattin war.

Auf dem Ludwigsplatz hingegen steht das Bismarckdenkmal, aber die Bismarckstraße ist wieder woanders, ebenso der Bismarckturm auf dem Domersberg. Bei den Kirchengemeinden ist es ähnlich unübersichtlich. St. Ludwig ist am Wiheminenplatz, die Kirche St. Elisabeth steht in der Schlossgartenstraße im Martinsviertel. Die evangelische Michaelskirche steht in der Liebfrauenstraße aber die katholische Liebfrauenkirche in der Klappacher Straße.

Dass sich Darmstadts Schüler auf dem Schulweg nicht verlaufen, muss ein Lokalwunder sein. Wer die Georg-Büchner-Schule an der Georg-Büchner-Anlage sucht, steht vorm Staatstheater. Und so geht das munter weiter: Die Wilhelm-Leuschner-Straße führt an der Eleonorenschule vorbei, die Wilhelm-Leuschner-Schule hingegen liegt in der Bessunger Straße. Die Bessunger Schule ist nicht in der Bessunger Straße sondern in der Ludwigshöhstraße, die Mornewegschule liegt in der Hermannstraße und in der Mornewegstraße ist die Peter-Behrens-Schule.

Die Goetheschule ist eine Grundschule in der Viktoriastraße, aber die Viktoriaschule ist ein Gymnasium in der Hochstraße. Und die Hochschulen liegen wieder woanders und gut verteilt im Martinsviertel, auf der Lichtwiese, im Verlegerviertel und am Hauptbahnhof.

Die Frankenstein-Schule liegt natürlich nicht in der Frankensteiner Straße, sondern in der Heinrich-Delp-Straße und die Straßenbahnhaltestelle Frankenstein liegt in der Seeheimer Straße. Und zudem liegt die Burg Frankenstein gar nicht in Darmstadt, sondern auf Nieder-Beerbacher Gemarkung.

Dann die Verwirrung um den Darmstädter Baumeister Georg Moller. Die Mollerstraße und der Mollerplatz sind im Martinsviertel. Das Mollerhaus ist in der Sandstraße, die Mollerstadt ist nicht das Martinsviertel, nein, dass ist der Bereich zwischen Landgraf-Philipps-Anlage, Hügelstraße, Grafenstraße und Bleichstraße. Und der Moller-Bau ist das alte Theater am Karolinenplatz in dem inzwischen das Staats-, Stadt- und andere Archive drin sind. Wobei auch der Lange Ludwig, St. Ludwig und das alte Mausoleum auf der Rosenhöhe Bauten des Architekten und Stadtplaners sind.

Die Chemie stimmt auch nicht. Die Merckstraße mündet zwar in den Merckplatz, aber das Merck-Haus steht am Luisenplatz und die Pharmafirma dazu ist in der Frankfurter Straße. Darmstadts großer Chemiker Justus Liebig ist über die Stadt verteilt. Sein Denkmal steht auf dem Luisenplatz, das Justus-Liebig-Haus ist in der Großen Bachgasse; weit ab von der Liebigstraße oder der Liebigschule. Und in dieser Bachgasse fließt nicht einmal ein Bach.

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Was von Tage übrig blieb: Biologie-Hessensiegerin bei „Jugend forscht“ kommt aus Maintal

Die „Jugend forscht“-Hessensiegerin im Fachgebiet Biologie ist 2010 Ann-Kathrin Förster aus Maintal. Die 20-jährige studiert im ersten Semester in Frankfurt Biochemie.

Sie untersuchte wie Musik von Mozart oder vom Rapper Eminem auf das Wachstum menschlicher Hautzellen (HaCaT-Zellen aus einem Heidelberger Labor) in Zellkulturen wirkt. „Ich hatte die Idee schon mit 17“, sagte sie während des Landeswettbewerbs, der Mittwoch und Donnerstag beim Darmstädter Pharma- und Chemieunternehmen Merck stattfand.

Nachdem sie damals ein Labor in der Frankfurter Uniklinik gefunden hatte, wo sie mit Zellkulturen arbeiten konnte, musste sie aber erst einmal warten: Sie durfte erst ab 18 im Labor arbeiten.

„Mein Prof hatte mir immer freie Hand gelassen“, schildert sie die Betreuung durch August Bernd im Zentrum der Dermatologie und Venerologie. Erst später habe er nachgefragt und so auf Wege und Ansätze hingewiesen.

„Eine reine Beschallung mit Mozart oder Eminem führte zu keinen nachweisbaren Effekt“, ist Försters Ergebnis. Bei abwechselnder Beschallung jedoch proliferieren (reifen) die Zellen schneller und auch der Stoffwechsel steigt. Aus Publikationen ist bekannt, dass bei mechanischen Dehnungsreizen Adhäsionsmoleküle (mit denen die Zellen anhaften) als Rezeptoren fungieren und schließlich zu einer gesteigerten Zellproliferation führen.

Die Studentin geht davon aus, dass die leichten Erschütterungen durch die Bässe bei Eminem und die dazwischen liegenden Ruhephasen entscheidend sind. Denn eine einheitliche Beschallung mit Mozart oder Eminem hatte keinen Effekt. Ann-Kathrin Förster vermutet, dass ein Wechel zwischen Stille und Eminem ähnlich wirkt und Mozartklänge wie Ruhepausen wirken.

Auch ein Hinweis darauf, dass die leichte mechanische Erschütterung wichtig ist, ist dass die Zellen nur dann besser wachsen, wenn die Lautsprecher und die Zellkulturflaschen über ein Blech in Kontakt stehen, zählt die Studentin ihre Ergebnisse auf. Auch der dünnere Boden in den Flaschen ist wichtig, in dickeren Petrischalen wuchsen die Zellen nicht besser.

Die zwei Tage in Darmstadt waren für Förster atmosphärisch gelungen. „Das ist ja kein echter Wettbewerb, es geht ja um den Austausch untereinander.“ Für ihre Arbeit nimmt sie „1000 neue Ideen“ mit, meinte sie, unter anderem Pflanzenkeime zu beschallen.

Studierende dürfen bei „Jugend forscht“ noch teilnehmen, wenn sie in ihrem ersten Studienjahr und nicht älter als 21 Jahre sind.

Alle Landessieger der anderen Fachgebiete stehen beim Sponsor merck.de. (Wer sich wundert, warum nur die Bio-Preisträgerin hier auftaucht: Ich habe vor zehn Jahren – doch schon so lange her – in Zellbiologie promoviert und etwas darüber schreiben mache ich ja ganz gern – jedenfalls lieber als Labor zu stehen.

A propos Mozart-Effekt
Der Mozart-Effekt (Mozartmusik verbessert angeblich bei Kindern die Gehirnleistung), der auch bei diesem Experiment im Hintergund stand, steht allerdings auf wackeligen experimentellen Beinen, da nur eine Arbeit diesen belegt, wie auch Ann-Kathrin Förster festgestellt hat. Spätere Untersuchen (auch diese) sehen Effekte durch Musik, aber nicht speziell durch Mozart.

Eine BMBF-Studie legt nahe, dass die Effekte sekundär sind:

Das eigene Musizieren steigert nach den Erkenntnissen der Forscherinnen und Forscher die Intelligenz – wenn auch nur leicht. Der Konsum von Musik dagegen macht nicht wirklich schlauer. Ein indirekter Effekt kann allerdings dennoch bei den Hausaufgaben helfen: Der Musikgenuss hebt die Stimmung – und damit auch, zumindest kurzfristig, die Leistungsbereitschaft. […] Musik, die Freude macht [nicht nur Mozart], fördert die Leistungsbereitschaft; Klänge, die weniger Spaß bereiten, sollte man beim Lernen – wie auch überhaupt – lieber meiden.