Da war am Freitag eine schöne Veranstaltung von Darmstadt Marketing zu „Unesco Welterbe – Chancen für den Tourismus in Darmstadt und der Region“. Denn seitdem das mit der Bewerbung der Mathildenhöhe für diese Auszeichnung ernst wird, frage ich mich auch ganz platt, was das bringe?
Echo online: Unesco-Welterbe: Chance und Verpflichtungen
Wie so oft hängt es am Konzept und den Akteuren, folgerte ich für mich am Schluss.
Norbert Altenhöner von der Potsdamer Kulturwirtschaftsberatung „Themata“ (die unter anderem das Konzept für das Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe aufgestellt hat) hatte erklärt, dass es Welterbe kein Selbstläufer sei. Welterbe bedeute hohe Effekte für randständige Regionen und niedrige für Metropolregionen. (Was nebenbei erklärt, warum Dresden 2009 auf sein Label verzichten konnte verzichtete, als es vor der Wahl Waldschlösschenbrücke ooder Weltkulturerbe stand.
Dieter Hardt-Stremayr vom Grazer Stadtmarketing hatte erzählt, dass es in Österreich mal das touristische Angebot einer Welterbetour durch Österreich gab. Aber in dieser Ballung war das offenbar wenig interessant. „Nach zwei Jahren und vier Teilnehmern wurde das Angebot eingestellt“, schilderte er.
Auf der anderen Seite ist Bamberg, 71.000 Einwohner, aber 6,5 Millionen Besucher im Jahr. „Dazu kommt, dass Bamberg noch viele Brauereien hat“, sagte Patricia Alberth vom Bamberger Welterbezentrum. Bambergs Altstadt ist seit 1993 Weltkulturerbe wegen seiner mittelalterlichen Stadtstruktur.
Für das Welterbe sei formell der Bund zuständig, sagte sie, aber der übertrage diese Aufgabe auf die Kommunen. „Sie kümmern sich dann um Schutz, Erhalt und Präsentation.“ Geld von der Unesco gebe es keins, so Alberth, wenn, dann fördere die Unesco ärmere Länder. Aber der Bund fördere inzwischen Welterbestätten als nationale Städtebauprojekte.
Als Welterbestadt sei Bamberg als Forschungs- und Wissenschaftsstandort attraktiv, schilderte die Leiterin des Welterbezentrums. Zudem fördere der Titel die Identifikation der Einwohner mit ihrer Stadt.
Kleiner Fun Fact am Rande, da Patricia Alberth ja in Südhessen war, wo auch das Weltkulturerbe Kloster Lorsch ist: Das mittelalterliche „Lorscher Arzneibuch“ liegt nicht in Hessen sondern seit 1000 Jahren in Bamberg (das auch Weltdokumentenerbe ist).
Marie Luise Frey von der Fossilienfundstätte Grube Messel (Weltnaturerbe seit 1995) warb für Vernetzung mit der Region und eine entsprechende Ausbildung der Mitarbeiter vor Ort, so dass diese auch andere Attraktionen kennen. Und so ganz triviale Sachen wie Cafés, Restaurants und Unterhaltung. Denn die wenigsten Besucher wollten den ganzen Tag nur Kultur. Die Lotsenfunktion sah auch Dieter Hardt-Stremayr als sinnvoll an. Es gebe viele Städtereisende, die ohne große Vorbereitung anreisen und dann auf Tipps über die Hauptattraktion hinaus hofften.
P.S.: Hätte Patricia Alberth nicht nur mit dem Lorscher Arzneibuch angegeben sondern auch noch mit dem einzigen Papstgrab auf deutschem Boden (Clemens II., *1005, †1047), hätten wir neulich beim Quiz punkten können. (Ich hätte natürlich auch den Bamberg-Eintrag in der Wikipedia besser lesen können.)