ÖPNV-Werbewochen – Verdi und die Busfahrer streiken

Zur Zeit streiken hier die Busfahrer und morgen kommt noch ein Solidaritätsstreik der Straßenbahnfahrer dazu. Die Gewerkschaft dahinter ist Verdi.

Das ist die Gewerkschaft, die auch sagt „Nur der ÖPNV hilft, Klimaziele zu erreichen„. Ja, Verdi macht auch Politik.

Nun, ich habe ja kein Auto. Nur frage ich mich, wie ich Menschen auf dem Land (und dazu zähle ich mal die in der 25.000-Einwohner-Kommune Weiterstadt dazu, deren Stadtteile 4 bis 8 km im Westen vor Darmstadt liegen) überzeugen soll, auf den ÖPNV umzusteigen. Wenn die Busse alle zwei bis drei Jahre einen Tag oder länger nicht fahren, weil die Fahrer streiken. Und Radfahren bei herbst- oder winterlichen Regen nicht so lustig ist. Und der innerörtliche Bus „auf dem Land“ abends sowieso nur im Stundentakt – und zwischen 21 und 23 Uhr sogar nur im 90-Minuten-Takt – fährt.

Im Winter 2017 konnte ich ein paar Termine nicht zusagen, weil die Bahnen nicht fuhren (Solidaritätsstreik mit Busfahrern) und ich nicht wusste, ob es schneit und ob ich das dann mit dem Rad schaffe. So geht das natürlich auch anderen, die auf Bus und Bahn setzen. Und das werden die Menschen „auf dem Land“ nicht riskieren, die werden ihre Autos behalten.

So ein Streik ist somit ein Bärendienst für die Klimaziele, die Verdi angeblich erreichen will.

Und nein, es sind nicht die Arbeitgeber, die den Streik erzwungen haben. Das haben die Gewerkschaftsmitglieder entschieden. Es zwingt mich ja auch nicht die Stadt Darmstadt über eine rote Ampel zu fahren, nur weil sie blöde geschaltet ist. Sowas ist immer noch die Entscheidung des Einzelnen. Verantwortung muss man halt auch mal übernehmen.

Ach ja, Solidarität: Ich bin Verdi-Mitglied, aber ich habe es noch nicht erlebt (in den vergangenen elf Jahren jedenfalls nicht), dass ein Verlag mir sagte, dass ich jetzt mehr bekomme, weil Verdi und die Solidarität der Mitglieder das für mich erstreikt hätten. Solidarität mit freien Journalisten habe ich nicht erlebt. Und so wie Verdi einige EU-Entscheidungen befürwortet, ist auch nicht in meinem Sinn. Nachtrag: Ich bin ausgetreten.

Darmstädter Bus- und Bahnfahrer streiken heute

HR-Online – bei der Heag Mobilo steht bislang (8.29 Uhr) nichts dazu – meldet, dass die Beschäftigten der HEAG mobiBus ganztägig warnstreiken und die Straßenbahnfahrer aus Solidarität mitmachen. Der RMV ergänzt, dass der AIRLiner nicht zum Frankfurter Flughafen fährt.

Und der RMV erhöht jeden Dezember seine Tarife und Stadt sowie Landkreis werben mit einer 30.000 Euro-Kampagne auf „charmante und ansprechende Weise für den öffentlichen Nahverkehr im Dadina-Gebiet“ (Landrat Klaus-Peter Schellhaas und stellvertretender Dadina-Vorstandsvorsitzender).

Update, Heag Mobilo hat was organisiert: Ersatzverkehr auf den Achsen Hauptbahnhof – Luisenplatz – Kranichstein sowie Schloss noch bis 21 Uhr

Druckerstreik

Heute erschien vom Darmstädter Echo eine unifizierte Ausgabe – alle Echos vom Darmstädter bis zum Starkenburger in einer Ausgabe. Und dadurch mit etwas buntem Lokalteil – von allem was. Weil die Drucker gestreikt haben.

Ok. Sollen sie. Nur war das effizient? Und ärgert das den Verleger? Nein bis wenig. Denn dadurch, dass eine Art Notzeitung ausgeliefert wurde, sind die Abonnenten versorgt worden und ein ganzer Satz Anzeigen ist auch erschienen.

Die, die sich tatsächlich ärgern, sind die Schreiberlinge, weil deren Artikel geschoben werden mussten. Und die sich abgehetzt hatten, den Artikel noch aktuell schreiben.

Manchmal wäre es auch ganz schön, wenn die Gewerkschaft wenigstens ihre Mitgleider informiert, wenn sie streikt. Aber als Selbstständiger ist man bei Verdi – nach meinen Erfahrungen – halt ein Beitragszahler, für den man sich praktischerweise nicht engagieren braucht.

Nachtrag November 2019: Solidaritätsstreiks habe ich da nie mitbekommen.