Donnerstag schaute ich dem Darmstädter Stadtparlament zu und stellte einen deutlichen Unterschied zum Weiterstädter fest. In Darmstadt stellen die Fraktionen für die jeweilige Parlamentssitzung Anträge, die werden im Plenum mit Rede und Gegenrede begründet oder abgelehnt, dann wird abgestimmt und das war es. Die jeweilige Seite kann dann irgendwann mal belegen, wann sie was beantragt hat und das die jeweilige Regierungskooperation/Opposition damals sowas von ignorant, borniert etc. war, dass es eigentlich jeder erkennen müsste. Aber eigentlich bemerken es nur die eigenen Leute.
In Weiterstadt (und auch im Kreistag, wurde mir gesagt) läuft das weniger konfrontativ, dafür konstruktiver und an der Sache orientiert. Da werden Anträge aus dem Plenum in der Regel erstmal in die Fachausschüsse überwiesen. Sofort beschlossen werden in Weiterstadt eigentlich nur Sachen, die offensichtlich eilig sind oder bei denen man sich einig ist, beispielsweise Zuschüsse für Vereine, die ihr Vereinsheim sanieren wollen. Im Ausschuss wird dann tatsächlich diskutiert, die Verwaltung sagt etwas dazu, ggf. werden auch Experten eingeladen.
Ich behaupte mal, es gibt auch in Darmstadt Anträge, denen so eine Auschussrunde gut tun würde. Ich denke da aktuell an den SPD-Antrag eines Prüfauftrags zur interkommunalen Zusammenarbeit. Der hatte mehrere Seiten, war in meinen Augen viel zu lang und trotzdem zu allgemein. Den hätte ich auch abgelehnt, weil er mir zu unspezifisch war. Meiner Meinung nach wäre es für den Antrag besser gewesen, den in einen Ausschuss zu überweisen, wo dann die Amtsleiter was zur bisherigen interkommunalen Zusammenarbeit sagen können, was schon probiert wurde und was klappt oder nicht. Möglicherweise gibt es ja auch rechtliche Einschränkungen. Dann hätte die SPD den Antrag ändern oder kürzen können, oder Änderungsvorschläge anderer Fraktionen aufnehmen können und es wäre vielleicht ein für viele Fraktionen brauchbarer Kompromiss herausgekommen, der Darmstadt auch was gebracht hätte.
Natürlich ist mir klar, dass es Schaufensteranträge gibt, die man ganz bewusst stellt, um sich zu profilieren, um zu provozieren und die geradezu abgelehnt werden sollen. Nur: In der Regel ist das für die Wähler nur schwer nachvollziehbar, wer mal wann was beantragt hat. Ok, es schafft einen Tätigkeitsnachweis für die eigene Truppe. Nur für wen macht man nochmal Politik?