Wieder was gelernt: Journalisten sind auch dann an den Läufen der Welt schuld, wenn sie keinen Artikel schreiben. Wie man es macht, ist es verkehrt.
Heute hielt mir ein Herr vor, dass nach einem Gespräch mit ihm – vor etwa eineinhalb Jahren – kein Artikel erschienen war.
Ich erklärte ihm, dass der Artikel leider nicht zustande kam, weil meine Recherchen damals zu lange gedauert hatten. Weil ich einen fairen Artikel schreiben wollte, hatte ich Stellungnahmen von der Stadt, dem einen Verein und seinem Verein abgewartet. Als ich dann alles zusammen hatte, waren fast vier zwei Wochen vorbei. Und damit der Artikel nicht mehr aktuell.
Nachtrag: Ich habe nachgeguckt. E-Mails nie zu löschen, hat auch Vorteile :-). Nach fünf Tagen antwortete mir der eine Verein, nach acht Tagen der des aufgebrachten Herrn, das Gespräch war 12 Tage danach. Fakt war, es hat zulange gedauert. Denn ein Kollege vom Sport-Ressort hatte das Thema auch schon gebracht.
Das leuchtete dem Herrn aber nicht ein. Oder passte nicht in seine Welt. Oder für ihn gilt die Bush-Doktrin (Wer nicht für uns ist, ist gegen uns). Und so wurde er anmaßend: Ich hätte beim dem Gespräch seinen Verein ausspioniert und weil ohne Artikel die Vereinsposition nicht publik war, sei ich mit an der Entwicklung, die folgte, schuld gewesen.
Da wurde ich dann doch mal laut. Einfach, um Grenzen aufzuzeigen. Mit Argumenten war da nichts zu holen, jede Reaktion hätte der mir negativ ausgelegt. Wenigstens hat mein Ausbruch meinen Blutdruck geschont.
Leider war der Herr von Anfang an auf Krawall gebürstet, sonst hätte ich daran gedacht ihm zu erklären, dass das mit Verschwörungstheorien zu 99,9 Prozent Unsinn ist. Weil die menschliche Logik ein plausibles Gesamtbild braucht, landet man früher oder später bei einer Verschwörungstheorie. Mit der passt dann nämlich wieder alles zusammen.
Um sich nicht zum paranoiden Kasper zu machen, sollte man lieber an folgendes denken:„Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.“ Josef Joffe
In meinem Fall träfe Inkompetenz zu. Weil ich nämlich nicht in der Lage war, die Infos schnell genug zusammen zubekommen.
Ich frage mich aber schon, wie solche Menschen auf die Idee kommen, dass sich ein Reporter mit ihm unterhält, wenn er einem sowas unterstellt?
Wenn ich mit ihm während meiner Recherche damals so gesprochen hätte, dann wäre der ganz schnell aufgestanden und gegangen. Aber ein Reporter, der soll dann trotzdem mit einem reden und sich jede Unverschämtheit bieten lassen? Seltsame Logik.
Frohe Ostern.
Nachtrag: Und nochmal nachgeschaut. Im September 2007 war meine Recherche, im Oktober 2008 (13 Monate später!) hat der eine Verein dann seine Abteilung geschlossen. Was ich damit zu tun haben soll, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.