Freitag (10. Juni) war ich beim „Tag der Technik“ in der IHK. Bei dem Veranstaltungsformat geht es darum, Schülerinnen und Schüler für die Mint-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu gewinnen.
Echo online: Zuhause macht’s der Papa
Viel los war in der IHK nicht, was aber auch an dem sonnigen Freitagnachmittag gelegen haben kann. Aber ich frage mich ja schon länger, was diese ganzen Mint-Werbemaßnahmen bringen? Zumal die zum Teil gar nicht evaluiert werden. So erfuhr ich 2009 für einen Artikel über den „Biotechnikum“-Sattelschlepper, der als rollendes Schul- und Präsentationlabor unterwegs war (5000 Euro Einsatzkosten pro Tag), dass da nichts evaluiert werde:
Inwieweit sich das Werben für die Biotechnologie sich auch in steigenden Auszubildenden- oder Studentenzahlen manifestiert, ist unbekannt. Daten dazu werden in Hessen offenbar nicht erhoben. „Bisher evaluieren wir diese Programme nicht“, sagte Staatssekretär Saebisch. (…) Ein Sprecher des Bundesforschungsministeriums in Berlin erklärte auf Nachfrage, dass Initiativen wie diese nicht evaluiert werden.
Oder 2010, als der „Biotechnikum“-Truck bei der Georg-Büchner-Schule war. Gemessen wird die Nachfrage, die natürlich hoch ist, weil die Schulen kein Geld für entsprechende Versuchen haben. Zum Beispiel kostet eine Mikroliterpipette 300 Euro, aber die geht auch leicht kaputt, wenn man damit nicht geübt ist:
Ob mehr Schüler durch die Mobil-Labore dann in die Universitätslabore gehen, ist nicht durch Zahlen belegt. Das Ministerium verweist nach der ECHO-Anfrage auf die positive Resonanz bei Schülern, Eltern und Lehrern.
Offenbar hat sich da jetzt was geändert, seit 2014 schaut das „Mint-Nachwuchsbarometer“ der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Körber-Stiftung was die Initiativen bringen.
Und da sieht die aktuelle Studie unter anderem ein Nullsummenspiel zwischen Ausbildung und Studium:
Mint-Barometer 2015: Zahl neuer Mint-Ausbildungsverträge sinkt (PDF, 1,5 MB) – Während sich wieder mehr junge Menschen für einen Mint-Studiengang entscheiden, ist die Zahl neu abgeschlossener MINT-Ausbildungsverträge binnen zehn Jahren um acht Prozent gesunken.
Der Verband der hessischen Unternehmer (VHU) hatte den Trend zu den Hochschulen in seiner Studie zu Fachkräften 4.0 im April 2016 kritisiert:
VHU: Abitur und duale Ausbildung müssen gleichwertige Chancen in das Berufsleben eröffnen – „Mit dem stetigen Rückgang der dualen Berufsausbildung und dem weiteren Wachstum des akademischen Sektors verspielen wir in Hessen und Deutschland einen entscheidenden Standortvorteil. Der gut ausgebildete Facharbeiter ist für eine Industrie- und Exportnation gerade in der Entwicklung zur Industrie 4.0 unverzichtbar“, so VHU-Hauptgeschäftsführer Volker Fasbender (…) „Wir bilden immer mehr Akademiker aus, deren vorwiegend theoretische Kompetenz wir auf dem Arbeitsmarkt nicht in gleichem Umfang brauchen: Die Studierquote – 1950 noch bei 4 Prozent – liegt heute schon nahe 60 Prozent.