Stefan Raab präsentierte gestern nach diskussionfreudiger Elefantenrunde wie schon vor vier Jahren eine TV Total-Wahlprognose, generiert aus Telefonanrufen. Da man ja so eine Aktion vor vier Jahren schon einmal gemacht hatte, hatte man jetzt auch Evidenzen für die Korrekturfaktoren der Telefonabstimmung.
Die Korrekturfaktoren sind in etwa die, auf die ich auch gekommen war. (TV Total-Prozente von 2005 geteilt durch die echten Prozente, natürlich pro Partei). Nachtrag: Das ist nichts geheimnisvolles. Die „Welt“ spricht nämlich von „mit einem mysteriösen Koeffizienten geglättet„. So ein Unsinn.
Demnach wird es eng für die große Koalition, weil die SPD bei Raab abgestürzt war und FDP, Grüne, Linke sowie SPD ziemlich gleich stark sind. Ein Knallerergebnis, weil man unter Umständen eine Dreierkoalition zum regieren bräuchte.
Die Umfragen auf Wahlrecht.de klingen allerdings etwas anders. Ich habe mal einfach die Mittelwerte der letzten fünf Umfragen ausgerechnet:
CDU/CSU: 35 Prozent
SPD: 25 Prozent
Grüne: 10,5 Prozent
FDP: 13,4 Prozent
Linke: 11,4 Prozent
Sonstige: 4,7 Prozent
In einigen Blogs jammern übrigens Piratenpartei-Freunde seit Tagen, dass die Piraten bei Raab nicht dabei sind/waren – manche steigern sich da richtig rein (undemokratisch, Wahlbetrug etc.) Nun: Raab will eine Sendung mit einem medientauglichen Ergebnis. Die meisten Zuschauer erwarten etwas mit CDU&Co und ein Ergebnis, das sie mit dem am Sonntagabend vergleichen können. (Ok, ob das von gestern zu was taugt, werden wir heute abend sehen.)
Das aber gerät in Gefahr, wenn er jede kleine Partei mit ins Boot nimmt. Weil dann jeder Spaßvogel für MLDP&Co stimmen könnte, um zu gucken was rauskommt. Und das will Raab/der Sender nicht riskieren. (Wenn 10 Parteien mitmachen kommt im blödesten Fall 10% für jeden raus – was nur nichts mit der Realität zu tun hat.)
Und den Anspruch der Piratenpartei (wir sind bei der Zielgruppe beliebt/ohne uns ist es undemokratisch) finde ich – jedenfalls 2009 – sehr schwach. Denn es gibt andere Parteien, die mehr Rechte hätten. Beispielsweise die NPD (die ist sogar in Landtagen und hat besonders viele junge Mitglieder) oder die Frauenpartei (mehr als 50% sind Wählerinnen).
Irgendeinen Maßstab wird jeder, der nicht dabei ist, finden, warum ausgerechnet er dabei sein muss. Wenn man das mitmacht, sitzen 20 Parteivertreter im Studio. Man wird also damit leben müssen, dass Pro7 da eine willkürliche Grenze zieht.
Zudem wird es grandios unübersichtlich bis chaotisch, wenn man mehr als fünf Politiker (es sind wegen der CSU schon sechs) im Studio sitzen hat und abarbeiten muss. Mach’ mal eine Podiumsdiskussion mit zehn Teilnehmern. Das wird eine öde Statementparade oder Chaos.