Die „Judäische Volksfront“ und die „Volksfront von Judäa“ in Darmstadt

Ein buntes Tortendigramm mit 20 Zufallszahlen aus einer TabellenkalkulationEs ist mal wieder soweit: Politikberatung vom Zeitsturmradler. Und da sie kostenlos ist, ist sie öffentlich. Diesmal „bürgerinitiativenfeindlich“.

Die Kommunalwahl rückt näher und es formieren sich neue Listen. Das Bündnis der Bürgerinitiativen in Darmstadt (BBD) meldete, dass es mit den Freien Wählen zusammenarbeiten werde. (Echo online: Darmstädter Bürgerbündnis kooperiert mit Freien Wählern (€). Ok, sagte ich schonmal, das kann klappen, aber ich würde einer Liste, die sich klar für Natur und (West)wald einsetzt, mehr Chancen geben, als einer Initiative in der viele Gruppen mit verschiedenen Zielen sind.

Nun gibt es eine weitere Wählerinitiative, die aus dem BBD hervorgegangen zu sein scheint: Die WGD, was für „Wähler*innen gestalten Darmstadt (WGD)“ steht (Echo online: Neue Wählergemeinschaft gegen finanziellen Schlendrian (€).

Ok. Bei der hessischen Kommunalwahl können sich Listen kaum Stimmen gegenseitig so ungünstig wegnehmen, dass am Ende beide nicht ins Parlament kommen. Denn es gibt keine 5-Prozent-Hürde, an der beide mit 4,99 Prozent scheitern könnten. Es gibt nur eine 1-Sitz-Hürde, das heißt, beide Listen könnten mit insgesamt 9,98 Prozent in die Stadtverordnetenversammlung einziehen. Hinweis: Die Prozente sind Beispiele, die nur da stehen, weil ich von der 5-Prozent-Hürde spreche. Das ist keine Prognose, meine Kristallkugel ist neulich vom Tisch gerollt und kaputt.

Was es hier aber den beiden Initiativen schwer machen könnt, sind meiner Meinung nach:

1. Das Bild nach außen. Die Wähler mögen es nicht, wenn sich eine Partei nicht einig ist, und das gilt auch für Bürger- und Wählerinitiativen.

2. Unklarheit. Wo steckt denn nun die echte BBD drin? Oder: In welcher Liste sind denn jetzt die, die das vertreten was ich möchte?

3. Abgrenzungsprobleme. Die beiden Listen müssen erklären, was sie unterscheidet und warum meine Stimmen bei den Freien Wählern oder der WGD besser aufgehoben sind. Und bei solchen Abgrenzungsversuchen kann es leicht passieren, dass es zu Polarisierungen und scharfen Tönen untereinander kommt. Was Kraft kostet, Unterstützer und Wähler abschrecken kann.

Und: Das ist die Nummer, die am Samstagabend auf Tele 5 gegeben wurde. Da lief „Monty Python‘s Das Leben des Brian“ mit den Zankereien um die „Judäische Volksfront“, die „Volksfront von Judäa“ und die „Populistische Front“. Nur das es in Darmstadt eher um die „Westwaldfreunde“ und die „Freunde des Westwalds“ geht.

Und gerade wegen der Unklarheit, die nun da ist – und manchem erst auffallen wird, wenn er den Wahlzettelt vor sich hat – sehe ich das Risiko, dass zu viele Wähler dann vorsichtshalber gar nichts wählen, oder auf jeden Fall nicht „die“, oder wählen am Ende das was sie immer wählten.

Und noch etwas, warum sich die neuen Listen nicht überschätzen sollten: In Deutschland werden Regierungen abgewählt, und nicht Oppositionen gewählt.