Da wurde im ARD-WM-Studio nach dem Schweden-England-Spiel das Thema Doping kurz gestreift. Und der Experte sagte sinngemäß, dass er als Trainer nur mal damit zu tun hatte, weil ein Spieler mal aus Versehen „Aspirin complex“ genommen habe.
Klar, dass kein Aktiver gerne über Doping in seiner Sportart redet. Nur wirkte der Verweis auf „Aspirin complex“ für mich so, als solle das Thema lächerlich gemacht werden. Sowas wie „Aspirin complex“ kennt jeder, erhält man ohne Rezept und dann kommt doch die „Wenn sowas schon ein Dopingmittel ist, dann wird da wohl übertrieben“-Denke. (Das Problem bei „Aspirin complex“ ist, dass da Pseudoephedrin drin ist und man durch „ich habe doch nur ‚Aspirin complex‘ genommen“ verschleiern könnte, dass man Pseudoephedrin genommen hat.)
Dabei wird im Fußball gedopt, da gibt es klare Hinweise.
Allgemeine Zeitung Mainz: Mainzer Ex-Profi Lotfi El Bousidi hat eine wissenschaftliche Arbeit über Doping im Fußball geschrieben – So gaben von den von mir befragten deutschen Profis mindestens rund 10 und höchstens 35 Prozent an, in den vergangenen zwölf Monaten Mittel zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit eingenommen zu haben, die nur beim Arzt, in der Apotheke oder auf dem Schwarzmarkt zu bekommen sind – also Dopingmittel.
Es heißt auch gerne, im Fußball komme es auf so vieles an, da bringe Doping nichts, weil man Verbesserungen auf der einen Seite mit Verschlechterungen auf der anderen bezahlen würde.
Aber so einfach ist es nicht, denn es bringt schon etwas schneller wieder fit zu sein oder 90 Minuten lang rennen zu können, anstelle nur 70 Minuten. Und wie wir bei der WM sehen, sollte man 120 Minuten rennen können. Zeit online hat das 2016 mal zusammengefasst.
zeit.de: Doping hilft auch beim Toreschießen -Der Einsatz von anabolen Stereoiden etwa verbessert schon in einer geringen Menge Kraft, Schnelligkeit, Kondition und Regeneration. (…) „Die Fähigkeit, auch in der letzten Minute einen langen Sprint so zu laufen wie in der ersten, verbessert sich rapide mit Epo“, sagt Prof. Dr. Perikles Simon, Leiter der sportmedizinischen Abteilung der Universität Mainz . (…) Auch Stimulanzien wie Captagon, Ephedrin, Amphetamin, Kokain und Noradrenalin helfen beim Toreschießen. Sie erhöhen die Reaktions- und Wahrnehmungsfähigkeit und verursachen eine größere Agilität. (…) Asthma-Medikamente verbessern die Sauerstoffzufuhr durch die Atemwege. (…) Der Spielmacher kann den entscheidenden Pass in der Schlussphase sauberer schlagen, wenn er nicht ausgelaugt über den Platz schleicht. „Logisch, dass die Konzentration abnimmt, wenn man schon zehn Kilometer und hundert Sprints in den Beinen hat“, sagt Simon. „Auch für die Konzentrationsfähigkeit eines Spielers gibt es Mittel, die das Gehirn auf Trab halten.“
Und 2018 hatte das die Nationale Anti-Doping-Agentur auch bestätigt.
dpa via Süddeutsche Zeitung: Doping „auch im Fußball“ – „Es geht im Fußball darum, die Regeneration zu beschleunigen, Verletzungen schneller und effektiver zu behandeln und damit die Rekonvaleszenz zu verkürzen“, hieß es in der NADA-Erklärung. „Werden dazu verbotene Substanzen und Methoden eingesetzt, ist das ebenfalls Doping.“ Weiterhin bestehe auch im Fußball die Möglichkeit, die Ausdauerleistungsfähigkeit durch die Einnahme von verbotenen Substanzen zu steigern.
Nachtrag, 22.7.2018, Deutschlandradio: DFB-Arzt Tim Meyer – „Keine Frage! Doping würde auch im Fußball was bringen“
Die geheime Dopinggeschichte des Fußballs
von Thomas Kistner
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