Manche Freunde sprächen schon vom „Müggenburg-Festival“, sagt Hannah Müggenburg mit Blick auf die vergangenen Wochen. Die Darmstädter Studentin organisiert seit Anfang des Jahres für den 13. März ein Benefizkonzert in der Bessunger Knabenschule zugunsten des „AdoleScER“-Projekts im brasilianischen Recife.
Da sie die Menschen hier ansprechen will, ist die Musik auch nicht südamerikanisch. Die Darmstädter Bands „Immergrün“und „Fnessnej“ spielen Independent Rock beziehungsweise Rock und Electronica-Musik. „Verlen“ ist eine Rockband aus Kelkheim.
Der Gewinn soll nach Recife gehen, wo „AdoleScER“ Kinder und Jugendliche über Aids, Bürgerrechte, Drogen, Gesundheit und Sexualität aufklärt. Müggenburg will mit dem Konzert nicht auf hilflose Betroffenheit setzen. „Ich will nicht zeigen wie schlimm es ist, sondern das jeder kleine Teil ein bisschen etwas verändert.“
„Meine Familie unterstützt dieses Projekt schon lange“, erklärt die Dreiundzwanzigjährige warum sie sich gerade für „AdoleScER“ einsetzt. „AdoleScER“ ist portugiesisch und steht mit seiner wechselnden Groß- und Kleinschreibung übersetzt für „Jugendlicher sein“. Es will Jugendliche aus Recifes Elendsvierteln ausbilden und ihnen gleichzeitig ermöglichen ihre Pubertät mit ihren Emotionen zu leben. Die täglich auf der Straße erlebte Gewalt färbte auch auf die Kinder ab, sie spielen Überfälle und Bandenkriminalitär realistisch nach. „Eine Umarmung ist dort ziemlich ungewöhnlich“, hat Müggenburg beobachtet., als sie 2008 für sieben Wochen in der nordostbrasilianischen Millionenstadt war. „Mit Anfang 20 driften viele in den Drogensumpf ab“, beschreibt die Psychologiestudentin.
Damit beginne in den Favelas eine Karriere als Drogendealer- und -konsument. „Wenn man einmal drin ist, weiß man zu viel und kommt nicht wieder raus“, beschreibt die Studentin das Dilemma.
Diesen Kreislauf will „AdoleScER“ mit dem „Peer Education“-Konzept durchbrechen. Angehörige einer sozialen Gruppe oder gleicher sozialer Stellung werden geschult, informieren sich dabei gegenseitig und tragen die Inhalte in die Slums. Die Teilnahme am Projekt hat Bedingungen. So muss man weiter zur Schule gehen und darf keinen Kontakt zu Drogenbanden haben. Da sich in den Vierteln alles herumspräche, funktioniere auch die Kontrolle, berichtet Müggenburg. „Die Kurse sind mittlerweile bei den Erwachsenen im Viertel anerkannt.“
Als die Studentin wieder in Deutschland war, hat sie hier alltägliche Dinge zu schätzen gelernt. Beispielsweise dass man hier alleine seine Wohnung verlassen könne. Oder dass man auch nachts an roten Ampeln anhalten kann. In Recife vermieden Autofahrer bei Dunkelheit stehen zu bleiben, um nicht überfallen zu werden.
Benefizkonzert mit „Immergrün“, „Verlen“ und „Fnessnej“am 13. März, 20 Uhr, in der Halle der Bessunger Knabenschule, Ludwigshöhstraße 42, Haltestelle Weinbergstraße. Eintritt 5 Euro, Karten ab 20 Uhr an der Abendkasse.