„Der Arbeitsaufwand hat sich gelohnt“

Mitte März 2009 war ein Benefizkonzert in der Bessunger Knabenschule. Die Veranstalterin Hannah Müggenburg konnte insgesamt 2000 Euro für das brasilianische Straßenkinderprojekt AdoleScER erwirtschaftet. AdoleScER aus Recife in Nordostbrasilien bildet Kinder und Jugendliche nach dem Peer-Education Modell aus, um zu verhindern, dass sie mangels Chancen Mitglied einer Straßen- oder Drogenbande werden.

„Nachdem etwa 100 Gäste gekommen waren und sich eine schöne Atmosphäre gestaltet hatte“, war sich Hannah Müggenburg sicher, dass das Konzert gut laufen wird. 220 Eintritt zahlende Gäste waren schließlich in die Halle der Knabenschule gekommen, um die Darmstädter Bands „ImmerGrün“ und „Fnessnej“ sowie „Verlen“ aus Frankfurt/Kelkheim zu hören und zu sehen.

„Die Bands und das leckere Essen fanden guten Anklang beim Publikum jeden Alters“, erzählt sie von dem Abend. „Überwältigend viele Besucher spendeten ihre Pfandflaschen oder stellten Essen für den Verkauf zur Verfügung und trugen somit viel zum endgültigen Gewinn bei.“ Zehn Helfer, die 16 Musiker und und die „Oberton“-Tontechniker zeigten großen Einsatz, freut sich die Dreiundzwanzigjährige. „Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen!“

„Viele waren auch wegen der Musik gekommen“, stellt sie fest. „Aber das war ja auch so gewollt: Mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und dem Thema Entwicklungshilfe auf eine positive Weise begegnet zu sein.“

Die Psychologiestudentin hofft auf diese Weise Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren ohne ein schlechtes Gewissen zu machen.
Müggenburg, die eigentlich gar nicht gerne im Mittelpunkt steht, findet, sie habe durch den erfolgreichen Abend und die positiven Reaktion viel Kraft und Motivation bekommen. „Der doch sehr anstrengende Arbeitsaufwand hat sich daher gelohnt!“

Jetzt wird die Organisatorin erst einmal weiter studieren und natürlich an dem Thema dranbleiben. „Ich habe mich für ein Stipendium in dieser Richtung beworben und hoffe, dass sich dadurch wieder neue Möglichkeiten ergeben werden.“

Benefizkonzert mit Immergrün, Verlen und Fnessnej in der Knabenschule am 13. März

Manche Freunde sprächen schon vom „Müggenburg-Festival“, sagt Hannah Müggenburg mit Blick auf die vergangenen Wochen. Die Darmstädter Studentin organisiert seit Anfang des Jahres für den 13. März ein Benefizkonzert in der Bessunger Knabenschule zugunsten des „AdoleScER“-Projekts im brasilianischen Recife.
Da sie die Menschen hier ansprechen will, ist die Musik auch nicht südamerikanisch. Die Darmstädter Bands „Immergrün“und „Fnessnej“ spielen Independent Rock beziehungsweise Rock und Electronica-Musik. „Verlen“ ist eine Rockband aus Kelkheim.
Der Gewinn soll nach Recife gehen, wo „AdoleScER“ Kinder und Jugendliche über Aids, Bürgerrechte, Drogen, Gesundheit und Sexualität aufklärt. Müggenburg will mit dem Konzert nicht auf hilflose Betroffenheit setzen. „Ich will nicht zeigen wie schlimm es ist, sondern das jeder kleine Teil ein bisschen etwas verändert.“
„Meine Familie unterstützt dieses Projekt schon lange“, erklärt die Dreiundzwanzigjährige warum sie sich gerade für „AdoleScER“ einsetzt. „AdoleScER“ ist portugiesisch und steht mit seiner wechselnden Groß- und Kleinschreibung übersetzt für „Jugendlicher sein“. Es will Jugendliche aus Recifes Elendsvierteln ausbilden und ihnen gleichzeitig ermöglichen ihre Pubertät mit ihren Emotionen zu leben. Die täglich auf der Straße erlebte Gewalt färbte auch auf die Kinder ab, sie spielen Überfälle und Bandenkriminalitär realistisch nach. „Eine Umarmung ist dort ziemlich ungewöhnlich“, hat Müggenburg beobachtet., als sie 2008 für sieben Wochen in der nordostbrasilianischen Millionenstadt war. „Mit Anfang 20 driften viele in den Drogensumpf ab“, beschreibt die Psychologiestudentin.

Benefiz, 13. März 2009

Damit beginne in den Favelas eine Karriere als Drogendealer- und -konsument. „Wenn man einmal drin ist, weiß man zu viel und kommt nicht wieder raus“, beschreibt die Studentin das Dilemma.
Diesen Kreislauf will „AdoleScER“ mit dem „Peer Education“-Konzept durchbrechen. Angehörige einer sozialen Gruppe oder gleicher sozialer Stellung werden geschult, informieren sich dabei gegenseitig und tragen die Inhalte in die Slums. Die Teilnahme am Projekt hat Bedingungen. So muss man weiter zur Schule gehen und darf keinen Kontakt zu Drogenbanden haben. Da sich in den Vierteln alles herumspräche, funktioniere auch die Kontrolle, berichtet Müggenburg. „Die Kurse sind mittlerweile bei den Erwachsenen im Viertel anerkannt.“
Als die Studentin wieder in Deutschland war, hat sie hier alltägliche Dinge zu schätzen gelernt. Beispielsweise dass man hier alleine seine Wohnung verlassen könne. Oder dass man auch nachts an roten Ampeln anhalten kann. In Recife vermieden Autofahrer bei Dunkelheit stehen zu bleiben, um nicht überfallen zu werden.

Benefizkonzert mit „Immergrün“, „Verlen“ und „Fnessnej“am 13. März, 20 Uhr, in der Halle der Bessunger Knabenschule, Ludwigshöhstraße 42, Haltestelle Weinbergstraße. Eintritt 5 Euro, Karten ab 20 Uhr an der Abendkasse.