Diese „Artikel gegen Anzeige“-Nummern in manchen werbefinanzierten Blättchen sind eine Pest. Weil sie bei Geschäften Erwartungen wecken. Die Erwartung nämlich, dass selbst ein harmloser Zeitungsartikel das gleiche wie ein PR-Text ist, an dem man entsprechend rumfeilen kann. (Nebenbei: Dass PR deutlich besser – und vom Geschäft – bezahlt wird, wird dabei natürlich vollkommen ausgeblendet.)
Neulich war ein Anruf, man wolle meinen Artikel gerne vor dem Erscheinen lesen. Eigentlich ist Korrekturlesen ja nicht der Lieblingsjob der Menschen, aber wenn’s ums eigene Geschäft geht, dann doch.
Ich hatte abgelehnt und gefragt, worum man sich denn sorge, was ich etwa gar nicht oder falsch verstanden haben könnte. (Ich bin ja nicht so. Wenn beispielsweise ein Flohmarkthändler plötzlich nicht namentlich in die Zeitung will, weil er Sorgen um sein ALG II oder seine Steuererklärung hat, dann schreibe ich den Namen auch nicht. Und dass ein kleiner mittelständischer Unternehmer plötzlich unsicher wird, ob des Artikels der da kommt, kann ich auch nachvollziehen.) Es gibt ja auch Sätze, bei denen man nachher feststellt, dass man sich mit denen in die Nesseln setzen wird.
Das war es aber nicht, es war nur der generelle Kontrollwunsch und implizit der Wusch, dass ich das berücksichtige. Nur: So geht’s nicht. Leser und die Leserin erwarten doch, dass ein Artikel unabhängig (das kommt übrigens das Wort zum tragen, das unterm Zeitungsnamen steht) eben nicht kontrolliert und korrigiert ist. Oder? Der Kunde – in dem Fall die Redaktion – geht zu Recht davon aus, dass ich denen keine verdeckte PR (Bin ich irre?) verkaufe. Nachdem ich das zweimal erklärt hatte, musste ich das Gespräch leider von mir aus beenden.
Bevor einer kommt: Natürlich könnte man des lieben Friedens willen so tun als ob, den Text zum Lesen schicken, und die Korrekturen dann geflissentlich und ungelesen ignorieren. Nur dazu hätte hier der Text überhaupt mal fertig sein müssen. :-D Ich hatte die Zeit bis zum Redaktionsschluss nämlich ziemlich eng verplant. Und meinen Zeitplan wegen Überraschungskorrekturwunschkonzerten umschmeißen, um die Änderungen sowieso in die Tonne zu treten?
Und wenn es eine Recherche wegen eines Missstandes gewesen wäre, hätte ich auch entsprechend gefragt. Warum sollte man eine Falle stellen? Was für ein Journalistenbild haben die Leute?