Für Spieler von Brett- und Familienspielen ist es immer eine schöne Sache, wenn man einen Spiel-Prototypen testen kann. Man sieht mal ein Spiel wie es aussieht, wenn es noch nicht professionell produziert ist, man kann vielleicht noch was verbessern. Und mit etwas Glück kann man irgendwann sagen, dass man ein späteres „Spiel des Jahres“ probegespielt hat.
Ich hatte dieses Glück mit dem „Spiel des Jahres“ 1988 und 1990. Das waren die Spiele „Barbarossa und die Rätselmeister“ sowie „Adel verpflichtet“. Die hatte 1987/88 der Autor Klaus Teuber zu dem Darmstädter Spieletreff gebracht bei dem ich damals regelmäßig war.
„Barbarossa und die Rätselmeister“ hieß im Entwurf nur „Rätselmeister“ (wenn ich mich richtig erinnere) denn das Spiel basierte auf dem Fantasybuch „Die Schule der Rätselmeister“ von Patricia McKillip das Klaus gelesen hatte. Der Prototyp war schon ziemlich weit und gut spielbar, aber es fand sich nur schwer ein Verlag, wie er erzählte. Im Spiel sind kleine Schreibtafeln, Knete, Plastikpfeile und Stifte neben den Figuren und dem Spielbrett. Das machte es aber schwer einen Verlag zu finden, Papier und Pappe ist einfach billiger und weniger aufwändig zu konfektionieren. Aber ASS verlegte das Spiel dann doch. Es war das erste Spiel, für das Klaus Teuber einen Verlag fand und es wurde auch noch Spiel des Jahres. Es heißt inzwischen „Knätsel“ (Knete und Rätsel) und wird von Kosmos verlegt.
„Adel verpflichtet“ hieß als Prototyp „Ausstellung in New York“. Es ging um Gemälde, die in verschiedenen Städten ausgestellt, verkauft aber auch geklaut werden. Die letzte Ausstellung, bei der es nochmal viele Ruhmespunkte gab, war in New York, daher der Name. Anstelle um Gemälde geht es in „Adel verpflichtet“ um skurile Gegenstände. Für diese mehr oder weniger erfundenen Objekte musste man keine Bildnutzungrechte erwerben. Und dann konnte man die Gemälde ja auch klauen, was eher unpassend schien. Also wurden die Galeristen zu spleenigen Lords, die sich gegenseitig auch mal beklauen, bzw. einen Dieb losschicken.
Ich erinnere mich an einen weiteren Prototypen, da ging es darum Milchkannen von einer Alm ins Tal zu bringen. Das Spiel erschein dann aber in einem etwas lustigerem Setting als „Asterix und die Römer“ bei Ravensburger. Anstelle Milchkannen sammelt man Römerhelme.
Obwohl es Prototypen waren, waren Klaus Teubers Entwürfe recht gut ausgestattet. Das lag daran, dass er als Zahntechniker und seinem handwerklichen Geschick gut Figuren etc. herstellen konnte. Er könne alles ein bisschen hatte er mal gesagt. Das sei ganz praktisch für einen Spielautor.
„Siedler von Catan“ hatte ich nicht probegespielt, damals machte ich gerade mein Diplom. Das Grundspiel für vier Spieler war eigentlich eine reduzierte Versionm, wie ich erfuhr, als ich ihn mal fragte. „Siedler“ war ursprünglich gleich für sechs Spieler und mit Seefahrern. Und leider muss ich sagen, dass ich „Siedler“ nicht gerne spiele, weil ich immer Würfelpech habe: Die Hand voller Karten und dann würfele ich die Sieben …
Nun erfuhr ich am Dienstag während eines Termins, dass Klaus Teuber am 1. April 2023 im Alter von 70 Jahren gestorben ist. Traurig. Mit 70, das ist doch viel zu früh.
Und ja, die Bescheibungen seines Wesens in den Nachrufen stimmen. Er war freundlich zugewandt und hatte Humor Und dass er bescheiden auftrat, stimmt auch. Ich habe ein paar Spiele von ihm, aber keines ist signiert. Weil er sich darum nie gerissen hat, sie zu signieren.