Gestern ging der Landgerichtsprozess um die Insolvenzverschleppung bei der Kickers Offenbach GmbH zu Ende. Die zwei Geschäftsführer wurden zu Bewährugsstrafen und Geldauflagen verurteilt.
FAZ (dpa): Gericht verurteilt ehemalige OFC-Geschäftsführer
Die GmbH, in die der Profifußball der Offenbacher Kickers ausgelagert worden war, war 2010 geggründet worden und 2013 in die Insolvenz gegangen. Allerdings zeigte der Prozess, dass die GmbH eigentlich von Anfang an insolvent war.
Unter anderem hatte die GmbH nur deswegen gegründet werden können, weil Wirtschaftsprüfer „stille Reserven“ ausgemacht hatten, wie es eine LKA-Ermittlerin im Prozess formuliert hatte. „Buchhalterische Taschenspielertricks“, nannte es aber das Gericht, dass diese Reserven unter anderem aus einem angenommenen Wert der Marke Offenbacher Kickers in Höhe von über sechs Millionen Euro bestand. „Da fehlte die notwendige Distanz bei den Wirtschaftsprüfern“, erklärte das der Vorsitzende Richter. Der Wirtschaftsprüfer war mit einem Angeklagten per Du.
Interessant fand ich wie großzügig das Land Hessen 2013 war. Da gab das Finanzministerium am 29. Mai 2013 eine Landesbürgschaft in Höhe von zwei Millionen Euro für die OFC GmbH. Aber noch am 27. Mai hatte das Finanzamt Offenach der GmbH eine Stundung ihrer Steuerschuld verweigert. Am 7. Juni 2013 geht die GmbH in die Insolvenz.
Und Geldprobleme waren bei der GmbH üblich. „Eigentlich war es immer eng“, hatte eine Buchhalterin ausgesagt. Oft habe der Gerichtsvollzieher vorbeigeschaut. „Kam auch das Finanzamt?“, hatte die Staatsanwaltschaft wissen wollen. „Ja“, antwortete die Buchhalterin, „aber die haben keinen Gerichtsvollzieher geschickt. Die haben gleich die Konten gepfändet.“ Damals war bekannt, das die GmbH neun Millionen Euro Schulden hatte und das Finanzamt Steuernachzahlungen in Höhe von 400.000 Euro forderte.
Und bei einer solchen GmbH gibt das Finanzministerium (dem die Finanzämter ja zugeordnet sind) eine Bürgschaft. „Was machen die?“, fragte einer der Verteidiger in seinem Plädoyer, „reden die nicht miteinander?“
Was mir (als Darmstädter) auffiel: Dass die Insolvenz erst 2013 kam, war der Glücksfall für den SV 98. Dadurch musste der OFC die dritte Liga verlassen. Und Darmstadt 98, eigentlich abgestiegen, blieb in der dritten Liga, und schaffte es in den nächsten Jahren direkt bis in die erste Fußballbundesliga aufzusteigen. Die Insolvenz bei den Offenbachern – die aufgrund der defizitären Lage der GmbH auch die Jahre vorher hätte kommen können – kam also genau zum richtigen Zeitpunkt* für die Lilien.
Spiegel online hat also recht: Fußball ist Glücksspiel.
* 2010/11 war der SV 98 noch in der Regionalliga, eine Insolvenz der Kickers hätte für die Lilien keine unmittelbare Wirkung gehabt. 2011/2012 wurde der OFC Siebter und der SV 98 kam auf Platz 14. Auch mit einer OFC-Insolvenz wären die 98er in der Liga gebleiben. Aber 2012/2013 waren die Offenbacher sportlich 15. aber am Ende ohne Lizenz und der Absteiger SV 98 konnte als 18. doch noch in der dritten Liga bleiben.