„Die kleine Hexe“ wurde verfilmt und läuft jetzt in den Kinos. Ich hatte das Buch ja 2013 wegen der Diskussion um einige Worte mal gelesen und entdeckt, dass es eigentlich ein noch viel schlimmeres skandalöses Machwerk ist. Ich hoffe, der Film hat das alles berücksichtigt.
Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“ soll künftig ohne die Worte „Negerlein“ und „Neger“ erscheinen. Es sei nötig, Bücher dem sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, erklärte der Verlag.
Leider ist der Verlag inkonsequent. Das in den fünfziger Jahren erschienenen Buch hat noch viel mehr Übel in sich. Die kleine Hexe ist nämlich eine kleine Umweltfrevlerin. In einem Kapitel kocht sie sich eine Salbe gegen wundgelaufene Füße in die unter anderem „gemahlene Fledermauszähne“ und „Kröteneier“ reinkommen. Unglaublich! Fledermäuse und Amphibien stehen unter Artenschutz. Das unterläuft den Umweltschutz bei unseren Kleinsten. Tja, so eine Prägung rettet kein Waldkindergarten. Kein Wunder, dass die Atomkraft sich so lange halten konnte. Aber vielleicht kann man die Salbe noch so im Buch lassen, weil sie ein Produkt der Alternativmedizin ist und keine böse Schulmedizin.
Dann ist die Protagonistin eine Widerständlerin gegen die Obrigkeit. Anstelle einen Förster, der seine Kompetenzen überschreitet anzuzeigen und den Behörden den Sachverhalt zu überlassen, greift sie zur Selbstjustiz. Klar, das muss raus.
Und die Botschaft am Schluss des Buchs ist mehr als bedenklich. Da verbrennt die Protagonistin die Hexenbücher der anderen Hexen; das hat neben der Billigung rachsüchtigen Faustrecht ja wohl ganz eindeutige Bezüge.
Aber das übelste ist der Buchtitel. „Klein“ und „Hexe“ sind diskriminierend und fern vom politisch korrektem Deutsch. Der Titel muss geändert werden in „Die in ihrer Größe herausgeforderte Alternativreligiöse“. Hoffen wir, dass der Verlag sich in seinem politischen Paternalismus auch dieser Sachen annimmt, damit die Neuauflage wie geplant im Sommer 2013 komplett in Neusprech erscheinen kann. Und die erste Auflage geht an unsere Soldaten in Afghanistan, damit sie wissen, welche Freiheit sie am Hindukusch gegen fundamentalistische Taliban verteidigen.
Und ja, das ist eine Glosse.