Auch 15 Minuten lange Filme können ganze Geschichten erzählen. Ich muss zugeben, da habe ich das Genre Kurzfilm unterschätzt. Dabei kommen ganz viele Kurzfilme im TV – nur werden die Serienepisoden von „The Big Bang Theory“, „Two Broke Girls“ oder „How I met your mother“ so nicht genannt.
Kurzfilme sind auch nicht nur „l’art pour l’art“, was ich auch befürchtet hatte. Sie können lustig sein. Was das Weiterstädter Open Air-Filmfest (eigentlich jedes Jahr) zeigt. Nur war ich dort meistens zum arbeiten und dann habe ich keinen Blick für die Filme.
Wie beispielsweise für den von der Freundschaft zwischen einem Reh und einem Hasen im süßen Trickfilm „Rabbit and Deer“. Zunächst leben und lachen die Figuren in einer flachen Welt gezeichnet auf Papier, bis das Reh die dritte Dimension entdeckt und eine 3D-Animation wird. Aber wahre Freundschaft überwindet eben ganze Dimensionen.
Auch gut kam das Porträt des Bombenentschärfers Herman Heimlich (gespielt von Gustav Peter Wöhler), der plötzliche keine Angst mehr kennt. Wöhler war für Regisseur Michael Binz die Idealbesetzung, so dass er neun Monate wartete bis Wöhler Zeit hatte, erzählte Piet Fuchs, einer der Darsteller, nach dem Film.
Der Film ist die Abschlussarbeit des Regisseurs an der Kölner Kunsthochschule für Medien. Binz schafft es in der Komödie die skurrilsten Phobien, die es tatsächlich gibt, lustig vorzustellen ohne belehrend zu wirken. Anke Engelke spielte eine Ärztin. „Sie ist Dozentin an der Kunsthochschule und wollte dann natürlich gleich mitspielen“, erklärte Piet Fuchs, wie es zu einer prominenten Darstellerin kam. Und einen – wenn auch zweifelhaften – kulinarischen Tipp gab es auch noch, Hermans Lieblingskantinengericht ist „Schnitzeltorte“ (und das ist genau das, wonach es klingt).
Am Samstag wurde auch die Super-8-Tradition gepflegt (Das Filmfest begann 1977 vor allem mit Super-8) und verschiedene Filmemacher buhlten mit echten Super-8-Filmen um den Weiterstädter Filmhirsch, den das Publikum vergibt. Da waren einige Werke teilweise dann doch sehr äh … ambitioniert, aber auch dokumentarisch wie der Film über den tatsächlichen Werwolfwanderweg bei Bedburg (zwischen Düsseldorf und Köln) oder lustig wie der Trailer zum fiktiven Trash-Film über den Superhelden „Super-Pelle“ (halb Mensch, halb Wurst) von Manuel Francescon und Michael Sommermeyer. Letzterer gewann auch den Filmhirsch.
Leider hatte es auch heftig geregnet, am Freitag sah das so aus, was doch so einige – auch mich – schnell den Rückzug antreten ließ, denn Dauerregen macht auch unter kostenlosen Capes keinen Spaß. Echo Online:
Filmfest in Weiterstadt lockt wieder viele hundert Besucher ans Braunshardter Tännchen