Liebe Kollegen, es mag zwar einen demographischen Wandel geben, aber der ist noch in den Anfängen. Deswegen fände ich es schön, wenn man das Adjektiv „jung“ nur dort einsetzt, wo es angebracht ist. Und wo es sich tatsächlich um einen jungen Menschen beschreibt.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ist „die junge CDU-Politikerin“ und Nils Schmidt „junger Spitzenkandidat“ der SPD-Baden-Württemberg.
Nein! Schröder ist 33 Jahre alt, Schmidt 37. Das ist doch nicht mehr jung. Wie die sich fühlen, ist was anderes (um den „man ist so jung wie man sich fühlt“ Spruch abzufangen), aber in dem Alter ist man doch längst erwachsen, mit 37 ist man sogar schon länger erwachsen als man Kind und Jugendlicher war. Jung. Als ob Schröder und Schmidt gerade von der Uni gekommen sind. Jung. Als ob die Berufsanfänger sind. Jung. Als ob man erst mit 50 Chef wird und Menschen führt. Jung. Als ob man keine Familie ernähen kann, weil man gerade von der Schule kommt.
Ich sehe ja ein, dass man mit zunehmenden Alter immer mehr Schwierigkeiten hat, das Alter jüngerer Menschen einzuschätzen. Aber nur weil einer jünger ist als man selbst , ist der noch nicht „jung“. Es gibt doch nicht nur relative Grenzen, sondern auch absolute.
Ich schlage mal als Grenze den 30. Geburtstag (Den 35. wie bei den Jusos, der JU etc. halte ich für übertrieben) vor. Bis 29 schreibt man noch „jung“. Wer drüber ist, ist halt mal einer den man etwas ausgereifter beschreiben muss. Bleibt ja immer noch die jugendliche Erscheinung.
(Es geht ja nicht nur um die Sueddeutsche.de, auch andere sind mit dem Wort jung recht großzügig. Und: Ich bin 42 und fühlte mich vor fünf Jahren schon nicht mehr jung. Nein, auch nicht alt. Sondern einfach mal einfach so.)