Tsunami bei der ARD

Da scheint heute (12.) abend (21.45 Uhr) in der ARD ein interessanter Film über einen Finanzdienstleister zu laufen. Die ÖR-Justiziare haben laut Süddeutsche-Online wegen dem Film „Der Drückerkönig und die Politik“ viel zu tun:

Mit gleich mehreren Schreiben wandte sich der Anwalt an alle Intendanten und Justiziare sämtlicher neun ARD-Anstalten und warnte sie vor der Ausstrahlung des Films. […] Für die NDR-Redaktion steht eine Tsunami-Taktik dahinter: Alle möglichen Stellen sollen mit so komplexen Anfragen überschwemmt werden, dass die ARD-Sendung zum Risiko wird.

Nachtrag: 3,86 Millionen Zuschauer, „Bild“-Interview, Anfrage-Chronologie des NDR, Gericht verbietet Szene

Nun habe ich den halbstündigen Film auch gesehen. Und frage mich, warum da überhaupt ein Anwalt eingeschaltet wurde/wird. Anleger behaupten abgezockt worden zu sein und einer, der viele Politiker kennt, erfüllt keine Interviewwünsche. Mit den Briefen an die Sender bekam die Geschichte doch viel mehr Aufmerksamkeit, als sie an Neuigkeiten bietet.

Und mein Eindruck, dass man die SPD nicht in die Bundesregierung wählen darf, wurde wieder mal bestätigt. Weil sie dann nämlich als Kontrollinstanz bei sozialpolitischen „Reformen” komplett ausfällt.

Nachtrag II, 23.1.2011: Das „Begleitschreiben“-Blog findet den Film eher faktenarm:

Der deutsche Michael Moore – Lütgert beschränkt sich jedoch darauf, die Empörung beim Zuschauer anzustacheln, statt Fakten zu präsentieren. […] was geschlossene Fonds nun genau sind – der Zuschauer wird es nicht erfahren, obwohl der Begriff immer wieder auftaucht.

Eben, ist es ein Film darüber, wie man kein Interview bekommt, der Rest ist nicht neu.

Aber die Gegenseite erhöht unnötig die Fallhöhe – aus meiner Sicht – nun um so mehr:

FAZ: Ein Großangriff auf die Pressefreiheit – Der Anwalt will ein Gutachten verfassen, in dem er zu möglichen Straftaten des Reporters Lütgert nach den Paragraphen 240 und 241a des Strafgesetzbuchs und Paragraph 33 des Kunsturhebergesetzes Stellung nimmt (Nötigung, „politische Verdächtigung“, Bildnisse, gegen den Willen eines Abgebildeten).

Aber natürlich sind diese Gegenmaßnahmen auch eine Projektion. Ein kleiner Journalist würde sich an dieses Thema nicht ohne Not ranwagen, weil er den möglichen Ärger einfach nicht bezahlen könnte.

Nachtrag III, 26.1.2011, Meedia: NDR-Reporter Lütgert über Anwaltspost