Jako-Pressemitteilung (mit Anmerkungen von mir): „Wir haben ganz offensichtlich überreagiert“, erklärt Rudi Sprügel,Vorstandsvorsitzender der Jako AG, und schafft damit alle Voraussetzungen,um die vor allem im Internet geführte Auseinandersetzung um sein Unternehmen schnell zu beenden.
Der Sportartikelhersteller aus dem Norden Baden-Württembergs hatte sich mit dem Blogger Frank Baade auseinandergesetzt. Der Fußballtrainer aus Nordrhein-Westfalen hatte das zum zwanzigjährigen Firmenjubiläum kreierte neue Logo mit Worten aus der Fäkalsprache kritisiert. Das ärgerte die Verantwortlichen. Sie beauftragten daher eine Anwaltskanzlei mit dem Ziel, dass Baade diese verunglimpfenden Äußerungen zurücknimmt und aus dem Internet entfernt. Nach Verhandlungen unter den Anwälten war Baade dazu bereit. Er verpflichtete sich per Unterschrift, im Falle einer Zuwiderhandlung zur Zahlung einer Vertragsstrafe.
Als nach einigen Wochen Baades überzogene Kritik noch immer im Internet abrufbar war, erhielt Baade erneut Post von den Jako-Anwälten. Sie waren davon ausgegangen, dass sich der Hobby-Fußballtrainer nicht an die Absprache halten wollte und teilten ihm daher mit, dass bei einer schuldhaften Wiederholung der beanstandeten Aussagen eine erhöhte Vertragsstrafe anfalle. Erst hinterher stellte sich heraus, dass der tschechische Nachrichtenaggregator „Newstin“ den inzwischen von Baade gelöschten Text kopiert hatte und weiterhin verbreitete.
Ohne die endgültige Klärung des Sachverhalts unter den Rechtsanwälten abzuwarten, alarmierte Baade daraufhin die Bloggerszene. Von den Bloggerseiten fand die Geschichte den Weg in die großen Tageszeitungen.
Zwischenruf: Moment, die Jako-Anwälte haben ja auch nicht erst den Sachverhalt geklärt, sondern Baade unter schweren Beschuss genommen. Hätten die kurz recherchiert was „Newstin“ macht, hätten sie sehr wahrscheinlich erkannt, dass der Trainer dafür wenig kann und dass – wenn überhaupt – „Newstin“ abzumahnen sei. Weil jeder der was publiziert auch dafür haftet. Ich kann ja auch nicht Falschmeldungen abschreiben und dann sagen, ich würde nur wiedergeben.
Sie haben auch nicht freundlich beim Baade-Anwalt gefragt, was denn das nun sei, nein, sie haben mit Kostennote und Vertragsstrafendrohung reagiert.
Sich jetzt zu wundern, dass der Betroffene da Deckung gesucht hat, anstelle im Paragrafen- und existenzbedrohenden Kostenhagel stehen zu bleiben, finde ich … seltsam.
„Wir haben uns rein rechtlich überhaupt nichts vorzuwerfen“, betont Rudi Sprügel, „aber rückblickend betrachtet, wäre es viel besser gewesen, wir hätten mit Herrn Baade persönlich Kontakt aufgenommen und die Sache mit ihm direkt geklärt.“
Sprügel bedauert, dass sich die „Auseinandersetzung unnötigerweise so aufgeschaukelt hat“. Es sei unglücklich gewesen, nicht sofort auf die Anfragen von Bloggern und Journalisten zu reagieren: „Wir haben ja schließlich nichts zu verbergen.“ Die Verzögerung einer Antwort hänge unter anderem auch mit der Urlaubszeit und der Abwesenheit wichtiger Entscheidungsträger zusammen.
Sprügel kündigt an, er werde den Logo-Kritiker in die Firmenzentrale nach Mulfingen-Hollenbach einladen. Dabei werde man sehr gerne mit ihm über das neue Logo diskutieren und Baade könne sich ein eigenes Bild vom Jako-Spirit und der Qualität der Produkte machen. Rudi Sprügel, der in jungen Jahren selbst in der zweiten deutschen Fußballliga spielte, will sich dafür einsetzen, dass Baade aus dieser Auseinandersetzung „keine finanziellen Nachteile erwachsen.“
Hm, „will sich dafür einsetzen“. Ich setze mich täglich für Sonnenschein ein, weil ich nicht im Regen radeln möchte. Klappt nicht immer.
Sprügel wörtlich: „Ich bin mir sicher, dass beide Seiten aus dieser unerfreulichen Geschichte gelernt haben.“ Jako sei, so Sprügel, ein „junges mittelständisches Unternehmen, das ehrliche, faire Sportkultur mit Begeisterung lebt.“
Etwas mehr Details zu den Abläufen gibt es bei „Alles außer Sport“: JAKO kündigt Handschlag an